Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Unwillige Braeutigam

Der Unwillige Braeutigam

Titel: Der Unwillige Braeutigam
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
musste, dass es, bevor ihr Vater seinen Titel geerbt hatte, wahrscheinlicher gewesen war, dass es Geld vom Himmel regnete, als dass sie auch nur einen einfachen Sir heiraten würde. Nun jedoch war es in der Tat möglich, besonders mit den eintausend Pfund, die ihr Vater ihr als Mitgift ausgesetzt hatte.
    Elizabeth nahm ihre Schultern zurück und drückte ihr Rückgrat durch. „Ja, Mylady, ein Lord.“
    Statt einer Antwort zog die Dowager ihre zu dünn gezupften Augenbrauen hoch und schnaubte leise, ehe sie erklärte: „Nun denn, ich erwarte, den jungen Herrn vorgestellt zu bekommen, bevor die Verbindung in ganz London verkündet wird.“
    Wenn die Frau verlangt hätte, ihr den Mond auf einem Tablett zu servieren, hätte ihr Elizabeth bereitwillig genau das versprochen. Aber da die Dowagercountess nichts wirklich Unmögliches verlangt hatte, nickte Elizabeth nur nachdrücklich. „Sie werden die Erste sein, die es erfährt, das verspreche ich.“
    „Sorgen Sie dafür.“ Die unausgesprochene Drohung, all das, was sie gehört und gesehen hatte, in ganz London zu verbreiten, hing zwischen ihnen in der Luft. „Und machen Sie sich besser wieder präsentabel, ehe Sie hineingehen. Es bedarf keines Genies, um zu erkennen, was Sie getrieben haben.“
    Elizabeth schenkte Mrs. Abernathy ein dankbares Lächeln, machte einen tiefen Knicks vor der Dowagercountess und entfernte sich hastig, überlegte dabei fieberhaft, wie sie sich nur aus diesem Schlamassel befreien sollte.
     
    Nachdem sie wieder ins Haus geschlüpft war, traf Elizabeth Missy. Sie versuchte sich unter dem Vorwand von Kopfschmerzen von dem Ball zu entschuldigen, aber ihre Cousine bestand darauf, mit ihr unter vier Augen zu sprechen, weil sie spürte, etwas machte ihr zu schaffen. Da Elizabeth wusste, Missy würde keine Ruhe geben, ihr mit ihrem Mitgefühl und ihrer Sorge gnadenlos zusetzen, gab sie nach und zog sich mit ihr auf ihr Schlafzimmer zurück.
    Fünf Minuten später lief Missy auf dem Teppich am Fußende des Bettes auf und ab, während ihre schlanken Finger mit einer Locke ihres kastanienbraunen Haars spielten, die sie aus der eleganten Frisur gezupft hatte; ihre Stirn war in Konzentration gerunzelt.
    „Nun, ich würde definitiv sagen, dass du dich da ganz schön in die Klemme gebracht hast“, verkündete Missy nach der längeren Pause, die auf Elizabeths Schilderung der Ereignisse des Abends gefolgt war.
    Wenigstens machte sie ihr keine Vorhaltungen, wie dumm und gedankenlos es von ihr gewesen war, sich in so eine Lage zu bringen. Das hatte Elizabeth selbst schon genug getan.
    „Was soll ich tun?“, fragte sie und versuchte, die Panikwelle zurückzudrängen, die in ihr an- und wieder abschwoll, abhängig davon, um wen ihre Gedanken sich drehten, den Viscount oder die Dowagercountess.
    Die Miene ihrer Cousine wurde sogleich zerknirscht. Sie hielt Elizabeth die Hand hin und deutete zu dem großen Himmelbett. „Komm, setz dich hin. Du siehst wie ein Nervenbündel aus. Mach dir keine solchen Sorgen. Alles wird gut werden, das verspreche ich dir.“
    Missy drehte sich zu ihr, als sie beide auf der Bettkante saßen, und schaute Elizabeth in die Augen. „Lord Creswell muss dich heiraten. Ich sehe keinen anderen Weg.“
    So schwierig es auch war, Elizabeth konnte die Wahrheit in diesen Worten nicht abstreiten. Und außerdem war sie der Vorstellung ja nicht wirklich abgeneigt. Ihr Unbehagen entsprang den unglücklichen Umständen und der Kleinigkeit, die sie ausgelassen hatte zu erwähnen. Sie musste ihm sagen, wer sie war.
    „Er wird verärgert sein.“
    Missy setzte sich gerade hin wie ein Brett, und ein stählernes Glitzern trat in ihre blaugrauen Augen. „Dann hätte er umsichtiger sein müssen in seinem Umgang mit dir“, verkündete sie kühl.
    So sehr Missy auch den Viscount bewunderte, Elizabeth wusste, ihre Cousine hätte kein Problem damit, von ihm zu verlangen, ihre Ehre zu verteidigen. Elizabeth senkte den Blick auf ihren Schoß. Niemals zuvor hatte sie sich einer solch vorbehaltlosen Loyalität so unwürdig gefühlt.
    „Ich werde morgen gleich mit James sprechen, und du solltest besser versuchen, ein wenig zu schlafen und dich auszuruhen.“
    Elizabeths Gesicht wurde über und über rot. Gütiger Himmel, was sollte er von ihr denken? Und schlimmer noch, was würde er tun? „James wird doch nicht am Ende …?“
    Missys Züge wurden weich, und ein neckendes Lächeln verwandelte ihr Gesicht von schön zu schlichtweg atemberaubend.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher