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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler
Autoren: Frederick Forsyth
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jetzt um sein Leben reden mußte.
    »Nicht der Junge. Der Vater. Er muß abtreten.«
    »Wegen des Nantucket-Vertrags?«
    »Natürlich. Die Vertragsbedingungen werden Tausende von Leuten, Hunderte von Firmen ruinieren.«
    »Aber warum haben Sie es getan? Soviel ich weiß, sind Sie ein schwerreicher Mann mit einem gewaltigen Privatvermögen.«
    Der Mann, den Quinn vor sich hatte, lachte kurz auf.
    »Noch!« sagte er. »Als ich das Vermögen meiner Familie erbte, nutzte ich meine Talente als Makler in New York dazu, es in verschiedenen Aktienpaketen anzulegen. Gute Aktien mit hohen Kurssteigerungen und hohen Erträgen.«
    »In der Rüstungsindustrie natürlich.«
    »Passen Sie auf, Quinn. Das hier habe ich für Moss mitgebracht. Jetzt könnte es Ihnen gehören. Haben Sie so was schon mal gesehen?«
    Er zog ein Papier aus seiner Brusttasche und hielt es Quinn hin. Im schwachen Licht der Laterne und des Mondes sah Quinn es an. Ein Bankwechsel, gezogen auf eine Schweizer Bank von untadeligem Ruf, auszuzahlen an den Überbringer. In Höhe von fünf Millionen US -Dollar.
    »Nehmen Sie es, Quinn. Soviel Geld haben Sie noch nie auf einen Haufen gesehen und werden Sie auch nie wieder sehen. Stellen Sie sich vor, was Sie damit anfangen, das Leben, das Sie sich damit leisten können! Geben Sie nur das Manuskript her, und der Bankwechsel gehört Ihnen.«
    »Es ist also die ganze Zeit wirklich nur um Geld gegangen, ist das so?« sagte Quinn nachdenklich. Er spielte mit dem Papier herum und ließ sich die Sache durch den Kopf gehen.
    »Natürlich. Um Geld und Macht, das läuft auf das gleiche hinaus.«
    »Aber Sie waren ein Freund des Präsidenten. Er hat Ihnen vertraut.«
    »Bitte, Quinn, seien Sie doch nicht naiv. Dieser ganzen Nation geht es nur um Geld. Daran kann niemand was ändern. So war’s immer, so wird es immer sein. Für uns ist der Dollar ein Gott, den wir anbeten. Alles und jeder in diesem Land kann gekauft werden, gekauft, wenn man dafür zahlt.«
    Quinn nickte. Er dachte an die 50   000   Namen an der schwarzen Mamormauer, vierhundert Yards hinter ihm. Er seufzte und griff in seine schaffellgefütterte Bomberjacke. Der andere, kleiner als er, sprang einen Schritt zurück.
    »Das ist doch nicht nötig, Quinn. Sie haben gesagt, keine Waffen.«
    Doch als Quinns Hand wieder auftauchte, umklammerte sie zweihundert maschinenbeschriebene Blätter. Der andere entspannte sich, nahm das Bündel entgegen.
    »Sie werden es nicht bereuen, Mr.   Quinn. Das Geld gehört Ihnen. Genießen Sie es.«
    Quinn nickte wieder.
    »Ich habe nur noch eine Bitte.«
    »Sie können mich bitten, um was Sie wollen.«
    »Ich habe mein Taxi an der Constitution Avenue bezahlt. Können Sie mich bis zum Circle mitnehmen?«
    Zum ersten Mal lächelte der andere. Vor Erleichterung.
    »Kein Problem«, sagte er.

19. Kapitel
    Die Männer in den langen Ledermänteln beschlossen, ihre Aufgabe am Wochenende auszuführen. Um diese Zeit waren weniger Leute unterwegs, und sie waren angewiesen worden, sehr diskret vorzugehen. Sie hatten Beobachter längs der Straße, an dem das Bürogebäude stand, postiert, die ihnen über Funk meldeten, wenn die Beute an diesem Abend Moskau verließ.
    Die Polizisten, die die Verhaftung vornehmen sollten, warteten geduldig an der schmalen Landstraße neben der Biegung der Moskwa, nur eine Meile vor der Abzweigung zum Dorf Peredelkino, wo die Spitzenmitglieder des Zentralkomitees, die angesehensten Angehörigen der Akademie der Wissenschaften und die Spitzen des Militärs ihre Wochenenddatschas haben.
    Als der Wagen, auf den sie warteten, in Sicht kam, stellte sich das vorderste Fahrzeug des Verhaftungskommandos quer und blockierte damit die Straße vollständig. Die rasch herankommende Tschaika wurde langsamer und kam dann zum Stehen. Der Fahrer und der Leibwächter, beides Asse aus der GRU und Männer mit Speznas-Ausbildung, hatten keine Chance. Von beiden Seiten der Straße kamen Männer mit Maschinenpistolen heran, und die beiden Soldaten schauten durch die Scheiben des Wagens direkt in die Mündungen.
    Der Anführer der Zivil tragenden Polizisten trat auf die rechte hintere Tür zu, riß sie auf und blickte ins Innere. Der Mann, der darin saß, schaute von dem Dossier, in dem er las, gleichgültig, doch mit einer Spur von Gereiztheit, auf.
    »Marschall Koslow?« fragte der KGB -Mann in seinem Ledermantel.
    »Ja.«
    »Steigen Sie bitte aus. Versuchen Sie nicht, Widerstand zu leisten. Befehlen Sie das auch Ihren Soldaten.
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