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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond
Autoren: James A. Owen
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neue Geschäft in der Stadt zu feiern. Ein Grillfest fand statt und ein Wettlauf, ebenso wie Aktivitäten für Kinder und ihre Familien. Die Jennings Band trat im offenen Laderaum eines Tiefladers auf, und die Arbeiter aus Brendan’s Ferry brachten einige Ambosse und Schwarzpulverladungen mit, die normalerweise für den 4. Juli reserviert waren.
    Der Trick mit den Ambossen funktionierte folgendermaßen: Man stellte einen umgekehrt auf den anderen und brachte dazwischen eine Pulverladung an. Diese wurde mit einem Streichholz an einer fünf Meter langen Stange angezündet. Mit einem ungeheuren Knall schleuderte die Explosion den oberen Amboss hoch in die Luft. Unglücklicherweise wurde die erste Ladung nicht genau in der Mitte angebracht und der Amboss landete direkt im Schaufenster von Hatch’s Haushaltswarenladen. Der Besitzer, ein Gemütsmensch namens Lloyd Willis, wollte die Feierlichkeiten nicht unterbrechen und bot an, sich damit zufrieden zu geben, wenn er den Amboss behalten könne. Die Gesellschaft willigte ein und fragte Lloyd gutmütig, ob er die nächste Ladung zünden wolle. Er machte sich vergnügt ans Werk -Jungs lieben einfach ihr Feuerwerk –, doch unglücklicherweise saß auch die zweite Ladung nicht in der Mitte, und der Amboss krachte in das Dach des Volvos vom Bürgermeister. Damit war das Ambossschießen für diesen Tag beendet.
    Als die Kawaminamis die Türen aufstießen, begleitet von der Jennings Band, die ›Sergeant Pepper‹ spielte (nachdem sich ihr Sousa-Repertoire erschöpft hatte), erlebte die Stadt eine bemerkenswerte Verwandlung. Mit dem Bau des Soame’s war aus der Essigfabrik Wonkas Schokoladenfabrik geworden, und die Bürger von Silvertown stellten erfreut fest, dass sie alle goldene Eintrittskarten besaßen, die ihnen Einlass gewährten, wann immer sie wollten – sechs Tage die Woche von neun bis halb acht und sonntags von zehn bis sechs. Dank CNN kam außerdem die Wahrheit über Tetsuo und Fuji ans Tageslicht.
    Allem Anschein nach war der sanfte, unauffällige Tetsuo in Japan so etwas wie ein Technik-Wunderkind und hatte eine grüne Diode erfunden, oder eine blaue, oder was immer für eine Diode es sein mochte, die noch niemand vor ihm erfunden hatte. Anscheinend waren Forscher überall auf der Welt schon lange begierig auf diese Erfindung, und Tetsuo wusste das. Er gründete eine Firma um seine Erfindung weiterzuentwickeln (die er komplett während seines Studiums ausgearbeitet hatte), verkaufte sie, nachdem die Aktien entsprechend gestiegen waren, und räumte weit über sechzig Millionen Dollar ab. Dann zog er mit seiner Braut nach Amerika, um dort seine eigene Version des amerikanischen Traums aufzubauen: ein Kaffeehaus, das in eine Ausstellung für die gemeinsamen Leidenschaften der beiden verwandelt werden konnte – Bücher und die italienische Renaissance.
    Keine Frage – in dem Rennen der interessantesten Exzentriker hatten die Kawaminamis gegenüber den restlichen Windhunden in Silvertown eindeutig die Nase vorn.
    Ausstattung, Innenaufbau und Name des Soame’s leiteten sich von einem bemerkenswerten Museum ab, das sie auf ihrer verschlungenen Reise in die Staaten in London besucht hatten. Es war 1812 von einem weltberühmten Architekten als persönlicher Wohnsitz und Ausstellungsort für seine Sammlung von Antiquitäten und Kunstwerken erbaut worden. Die vielen Tausenden von Besuchern, die jedes Jahr in das Museum kamen, konnten eine Vielfalt von Objekten besichtigen, die von zwei berühmten Gemälde-Ensembles von Hogarth (»Der Weg des Liederlichen« und die so genannte »Parlaments-Wahl«-Serie), einem meisterhaften Ganaletto und drei prächtigen Turners bis hin zu Edelsteinen, Silber, illuminierten Manuskripten, großartigen Skulpturen und einigen äußerst sehenswerten Möbelstücken reichte. Es gab dort Rüstungen, mit Edelsteinen besetzte Elefantenstoßzähne, Musikinstrumente und natürlich Bücher. Es war jedoch immer der Wunsch des Architekten gewesen, dass seine ›Akademie‹ den Architekturstudenten und Gelehrten von Nutzen sein sollte, denen es an Zugang zu vielen Materialien zur Vervollkommnung ihrer Studien mangelte. Zu diesem Zweck trug er Modelle, Abgüsse und Fragmente außergewöhnlicher Gebäude von sechs Kontinenten zusammen. Außerdem erwarb er 30.000 architektonische Zeichnungen und baute eine Bibliothek von etwa 10.000 Büchern auf, die eine sensationelle Sammlung technischer Abhandlungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert beinhaltete. Seit
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