Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Gesichter der Verstorbenen so her, daß sie
hübsch aussahen. Sie hätte sich auf ihre Arbeit verstanden, erzählte er mir,
sei jedoch erst drei Wochen bei ihm gewesen. Er wußte nicht viel von ihr, nur
daß sie Erfahrung auf ihrem Gebiet hatte und zuverlässig war. Mehr konnte ich
aus ihm nicht herausholen. Die alte Dame, die die Pension führte, wußte
ebenfalls nichts über das Mädchen.«
    »Wo wurden die beiden
ermordet?« fragte ich.
    Lavers räusperte sich.
    »Beide in einer kleinen
Seitenstraße. Nicht in der gleichen — aber die Unterschiede sind gering. Sie
liegen beide etwa eine halbe Meile voneinander entfernt im Stadtteil Rockton . Beide Mädchen wurden von hinten erstochen, von
jemandem, der was davon verstand. In beiden Fällen muß der Tod augenblicklich
eingetreten sein.«
    »Ich habe es noch niemals mit
zwei Mädchen zu tun gehabt, von denen so wenig bekannt war«, erklärte Hammond
verärgert.
    Lavers brummte: »Das Verbindungsglied
zwischen den beiden ist die Tatsache, daß erstens beide in einer Seitenstraße
erstochen wurden und daß sie zweitens die gleiche Tätowierung aufwiesen. Sagt
Ihnen die Art der Tätowierung was, Wheeler?«
    »Nein«, antwortete ich. »Könnte
es sein, daß beide eine geringe Meinung vom Geld hatten — daher die Schlange?«
    »Ganz schlauer Bursche!« warf
Hammond ein. »Sie meinen, es könnte sich um eine Art Kult handeln, der die zwei
verband?«
    »Gar nicht mal unmöglich«,
sagte Lavers . »Das müssen Sie beide nun feststellen,
und zwar schnell! Ich schätze es nicht, zwei ungelöste Mordfälle in meinem
Bezirk zu haben.«
    Ich fand, daß ein Punkt
sogleich einer Klärung bedurfte. »Wie sollen Hammond und ich die Sache zusammen
anfassen?«
    »Hammond setzt seine
Nachforschungen in gewohnter Weise fort«, erwiderte Lavers .
»Ihnen lasse ich freie Hand, jeden Weg einzuschlagen, der Ihnen richtig
erscheint. Selbstverständlich erwarte ich von jedem von Ihnen, daß er die
Ergebnisse seiner Nachforschungen dem anderen mitteilt.«
    »Haben Sie etwas dagegen, daß
ich auch Spuren nachgehe, die Hammond bereits verfolgt hat?«
    »Nicht, wenn Sie glauben, Sie
könnten dadurch etwas gewinnen«, meinte Lavers .
    »Ich wäre für jeden Hinweis auf
Dinge dankbar, von denen der Lieutenant meint, ich hätte sie übersehen«,
erklärte Hammond kühl.
    »Und ich werde sie in so
einfache Worte kleiden, daß Sie sie auch verstehen«, sagte ich fröhlich.
    Damit ging die kleine
Gesellschaft auseinander. Lavers und Hammond kehrten
in einem Streifenwagen in die Stadt zurück, und ich fuhr mit meinem Healy erst
einmal wieder in meine Wohnung in dem großen Wohnblock. Als ich sie betrat,
nahm ich ein paar Glas zu mir, um die Kälte des Leichenschauhauses zu vertreiben,
und ging dann zu Bett.
    Die Nacht verbrachte ich in
einem Angsttraum, in dem ich in eine dieser Kühlladen geschoben wurde, und jedesmal , wenn ich versuchte, wieder herauszukommen, trat
ein hübsches Mädchen, das Gesicht von Charlie Katz auf den Arm tätowiert, heran
und schob die Lade wieder zu. Ich war froh, als ich endlich aufwachte.
     
     
     

ZWEITES KAPITEL
     
    H afen
der Ruhe stand
in klaren, großen Buchstaben über dem Eingang des Instituts. Ich öffnete eine der
Glastüren und trat ein. Die Stille wurde nur durch meine Schritte gestört,
während ich auf dem Parkett zum Empfang ging.
    Die Empfangsdame war eine in
jeder Hinsicht farblose Blondine in schwarzem Kleid. Sie begegnete mir mit
einem farblosen Lächeln. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Ich möchte Mr. Rochnoff sprechen.«
    Sie sah mich unschlüssig an.
»Mr. Rochnoff ist sehr beschäftigt.«
    »Das Geschäft blüht?«
    »Ich sagte, er sei sehr
beschäftigt«, erwiderte sie abweisend.
    »Ich bin von der Polizei«,
erklärte ich. »Bin auch sehr beschäftigt. Und ich möchte ihn jetzt gleich
sprechen, wenn nicht noch eher.« Um jedem weiteren Geschwätz zuvorzukommen,
zeigte ich ihr meinen Ausweis. Sie schien keineswegs beeindruckt.
    Sie griff zum elfenbeinfarbenen
Hörer, drehte eine Nummer und flüsterte etwas ins Mikrofon. Sie lauschte dem
metallischen Summen einer ebenfalls geflüsterten Antwort. Dann legte sie auf.
    »Mr. Rochnoff wird gleich kommen«, erklärte sie.
    »Ist ja ein toller Laden, den
Sie hier haben«, sagte ich anerkennend.
    »Wir tun unser Bestes für die
Abgeschiedenen«, meinte sie. »Mehr läßt sich darüber nicht sagen — oder?«
    »Wenn man zu den Abgeschiedenen
gehört«, stimmte ich ihr scharfsinnig zu, »kann man
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher