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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche
Autoren: Carter Brown
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oberflächliche Verletzung. Noch ein paar Zentimeter, und die Sache hätte
anders ausgesehen.«
    Er sah zu seiner Frau hinüber.
»Hol mir etwas heißes Wasser und ein paar Binden.«
    Die Tür fiel hinter ihr ins
Schloß, und Lavers richtete sich wieder auf. »Sie
haben also die ganze Zeit über Rochnoff in Schach
gehalten? Und er hat Sie angefleht, Sie sollten ihn sich erschießen lassen, und
Sie haben ihm nachgegeben? Wer hat denn nun die Kugel auf Sie abgefeuert?«
    Ich stürzte den Rest des
Kaffees hinunter. »Gut«, entgegnete ich. »Ich habe ihn getötet. Er hat
kaltblütig Olga Kellner umgebracht, und es war meine Schuld — denn ich habe sie
als Köder für ihn hingelegt. Ich habe sie wie ein Opferlamm auf diese Couch
getragen! Dann hat er mir befohlen, mich neben sie auf die Couch zu legen,
während er die Pistole an meine Schläfe setzte und den Finger am Abzug hielt.
Er muß eins der Mädchen, wenn nicht sogar beide, ermordet haben! Und Olga hatte
er vor wenigen Minuten umgebracht! Es war eine schreckliche Situation. Ja, er
war schon überwältigt. Ich drohte, ihn zu erschiee-ßen ;
das stimmt. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich getan hätte, wenn er sich nicht
mehr gewehrt hätte. Ich weiß es nicht. Aber plötzlich fuhr er hoch, und da
drückte ich ab.«
    Lavers ging einmal im Zimmer auf und
ab und blieb dann wieder vor mir stehen.
    »Ich glaube, Sie nehmen am
besten erst einmal Urlaub, Al«, sagte er. »Ruhen Sie sich eine Weile aus.«
    »Und dann?«
    »Dann kommen Sie zurück zur
Arbeit, wenn Sie sich ihr wieder gewachsen fühlen. Vergessen Sie eins nicht, es
besteht immerhin die Möglichkeit, daß diese Kellner eine der beiden anderen
getötet hat. Selbst wenn sie nicht selber das Messer geführt hat, wußte sie
wohl, daß es geschehen würde, und hat vielleicht bei der Vorbereitung geholfen.
In den Augen des Gesetzes war sie ebenso schuldig wie Rochnoff .«
    »Es wird wohl so sein«, antwortete
ich. »Ich werde nur einige Zeit brauchen, um mich an diesen Gedanken zu
gewöhnen.«
    »Mit der Zeit werden Sie es
einsehen.«
    Ich zündete mir eine Zigarette
an. »Und wie steht es mit Rochnoff ?«
    »Wieso?«
    »Werden Sie Anklage erheben, weil
ich ihn erschossen habe?«
    »Zuweilen glaube ich, ich
sollte mich pensionieren lassen«, sagte er müde. »Ich sollte vielleicht eine
Hühnerfarm betreiben oder dergleichen. Ich habe in jener Nacht Hammond in
Kaufmans Haus gelassen, um alles Notwendige zu tun. Er berichtete mir, Marlenes
Leiche sei einbalsamiert gewesen. Ich wußte es bereits. Ich sagte zu Hammond,
daß Kaufman es offensichtlich selber getan hätte, um Zeit zu gewinnen und um
sich später der Leiche entledigen zu können.«
    Nun war ich wieder an der
Reihe, ihn anzustarren. »Wieso haben Sie denn dann Rochnoff verdächtigt?«
    »Ich habe Rochnoff gar nicht verdächtigt«, erwiderte er.
    »Aber warum haben Sie ihn denn
dann Tag und Nacht überwachen lassen?«
    »Verdammt noch mal!« brüllte
er. »Das habe ich ja gar nicht! Das habe ich nur so gesagt. Ich konnte es nicht
mehr ertragen, Ihnen noch weiter zuzuhören. Ich habe auch meinen Stolz, obwohl
mir nicht ganz klar ist, was ich eigentlich damit anfangen soll. Glauben Sie,
es macht mir etwa Spaß, Ihnen zuzuhören, wie Sie mir erzählen, daß ich in
meiner Aufgabe versagt habe? Da mußte ich doch etwas vorbringen!«
    Plötzlich lächelte er mich an.
»Ich sollte mich wirklich zurückziehen und Ihnen meine Stellung überlassen,
Wheeler. Aber natürlich werde ich das nicht tun!« fügte er eilig hinzu. »Sie
hatten in dieser Lage durchaus das Recht, den Mörder niederzuschießen, wenn er
sich wehrte oder auch nur zu wehren versuchte... Aber die Geschichte vom
Selbstmord ist jedenfalls vorzuziehen. Die Darstellung, die die Mordkommission
bekommen wird, ist die, daß Sie und ich Rochnoff verdächtigt und derartig in die Enge getrieben hatten, daß er in Panik geriet,
Olga Kellner kurz vor unserem Erscheinen auf dem Schauplatz ermordete und sich
dann, als er uns kommen hörte, selber erschoß .«
    »Danke, Sheriff, sagte ich.
    »Danken Sie nicht mir«, brummte
er.
    Die Tür ging auf, und Mrs. Lavers eilte herbei; sie
trug eine Schüssel mit heißem Wasser, einen Schwamm und Mullbinden.
    »Was werden Sie denn in Ihrem
Urlaub tun?« fragte mich Lavers .
    »Die Sache ist die«, antwortete
ich, »daß in meiner Wohnung eine schöne Blonde auf mich wartet. >Die Beute
für den Sieger<, hat sie gesagt, bevor ich wegging. Ich habe die Absicht,
diesen Urlaub
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