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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche
Autoren: Carter Brown
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Eingangstür
des Hafens der Ruhe paßte .
    »Niemals war es mir damit so
ernst«, erklärte ich ihr.
    Wieder erschauerte Jo. »Wenn
ich mir die Sache recht überlege, bleibe ich wohl lieber hier. Hast du die Absicht,
lange wegzubleiben?«
    »Das ist schwer zu sagen«,
erwiderte ich. »Nicht länger als nötig. Ich bin auf die Siegesbeute aus, die du
erwähntest.«
    Ich ging ins Schlafzimmer,
legte die Halfter um und steckte die Pistole hinein. Dann nahm ich eine Stablaterne
aus der obersten Schublade des Schreibtischs und ließ sie in meine Tasche
gleiten. Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und nahm Drusilla auf meine Arme.
    »Ich muß sie in den Healy
hinuntertragen«, sagte ich zu Jo. »Komm lieber mit. Wenn wir unterwegs Leute
treffen, benehmen wir uns sehr lustig, und du rufst laut, wie schade es sei,
daß das Fest für die arme Millie etwas zu anstrengend gewesen ist — oder irgend etwas dergleichen.«
    »Mit Al Wheeler gibt es doch
niemals einen langweiligen Augenblick!« meinte Jo resigniert. »Warum beleben
wir die ganze Sache nicht noch etwas mehr, indem wir auf dem Weg hinunter im
Fahrstuhl rasch noch ein paar Leute niederschießen?«
    Wir trafen jedoch niemanden auf
dem Weg hinunter, was mir sehr recht war. Der Healy parkte gleich vor dem
Eingang. Ich packte Drusilla hinein und setzte mich
ans Steuer.
    »Auf Wiedersehen, Al«, rief Jo.
»Wenn du im Bestattungsinstitut jemanden triffst, rede!«
    »Warum?« fragte ich
verständnislos.
    »Damit man merkt, daß du
lebst!«
    Etwa zwanzig Minuten später
hielt ich vor dem Eingang des Hafens
der Ruhe. Ich stieg aus und probierte die Schlüssel von Drusillas Schlüsselbund aus. Mit dem vierten gelang es mir,
die Tür zu öffnen. Ich blickte rasch die Straße nach links und rechts hinunter
und sah keinen Menschen. Da hob ich Drusilla aus dem
Wagen und trug sie hinein.
    Ich brachte sie in den »Raum
der Stille« hinauf und war sehr erleichtert, daß er leer war. Ich legte sie auf
die Couch, ihre Hände über der Brust gekreuzt und ihre Füße dicht beisammen.
    Sie schnarchte nun nicht mehr
und atmete langsam und ruhig. Falls man sie nicht sehr genau betrachtete, hätte
man glauben können, daß sie wirklich in den »Raum der Stille« gehörte.
    Ich nahm den Strauß Tuberosen
aus der Vase und legte ihn in ihre Hände, um das Bild vollkommen zu machen.
Dann zündete ich mir eine Zigarette an, trat an das Telefon auf dem kleinen
Tisch und hob den Hörer ab. Ich wählte und legte ein Taschentuch über das
Mikrofon, ein sehr geeignetes Mittel, um die Stimme zu verstellen.
    Etwa eine halbe Minute lang
hörte ich das Rufzeichen, und dann hob jemand den Hörer ab und sagte: »Bitte?«
    »Schlange?« fragte ich.
    »Bitte?«
    »Schlange Lannigan ?«
    Ich lauschte etwa acht Sekunden
lang auf das leise Summen, das mir verriet, daß wir noch verbunden waren.
    »Ich glaube, Sie haben eine
falsche Nummer gewählt«, antwortete der Betreffende schließlich.
    »Ich habe durchaus die richtige
Nummer«, erwiderte ich. »Hören Sie, Schlange — ich gebe Ihnen einen Wink.
Jemand hat heute abend Olga Kellner umgebracht, und
dieser Jemand hat offenbar einen gewissen Sinn für Humor. Er hat nämlich die
Leiche in Ihrem Institut abgelegt... im >Raum der Stille<.«
    Ich legte den Hörer auf und
steckte das Taschentuch wieder ein.
    Im Raum war es still, im ganzen
Gebäude nicht ein Laut — still wie ein Grab.
    Ich warf einen letzten Blick
auf Olga, die noch immer fest schlief, und drehte das Licht aus. Ich verließ
den Baum und trat auf den Gang hinaus, ging bis zum nächsten Zimmer und
versuchte, die Tür zu öffnen. Sie gab nach, und ich trat ein; im gleichen
Augenblick hörte ich, wie die Eingangstür unten leise geschlossen wurde.
    Ich schloß ebenfalls die
Zimmertür und legte mein Ohr daran, wagte jedoch nicht, das Licht
einzuschalten, und wartete. Nach kurzer Zeit hörte ich gleichmäßige Schritte
den Gang entlangkommen. Sie gingen an meiner Tür vorbei bis zur Tür des »Raums
der Stille«, wo sie einen Augenblick lang verhielten. Ich horchte angespannt,
um auch den leisesten Laut aufzufangen.
    Ich hörte die Tür plötzlich
aufgehen und das Klicken des Lichtschalters. Dann rasche Schritte quer durch
das Zimmer. Ich holte die 38er aus der Halfter und hielt sie fest in der
rechten Hand. Mit der linken Hand an der Klinke, wartete ich auf den nächsten
Laut.
    Nichts, was ihn angekündigt
hätte... Er kam wie ein dröhnender Hammerschlag, der meine Schläfen traf.
Zweimal
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