Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
meine, ich wollte gerade meinen Vertrag kündigen. «
    » Sie sind in diesem Haus nicht länger willkommen. «
    » Warum denn nicht? «
    Er drückte die Tür vollständig auf, und sichtbar wurde ein Grüppchen von Leuten, das sich auf den unteren Stufen der Treppe versammelt hatte. Da stand die üppige Erzieherin mit ihrem grobschlächtigen, bärtigen Lover hinter sich und daneben ein gut aussehender Typ, der nur der Schauspieler sein konnte.
    » Wo ist denn der andere? «
    Walter sah mich schon beinahe angeekelt an. » Falls Sie Chris meinen– das wissen wir nicht. «
    Maeve betrat den Hausflur und warf einen Blick durch ihre Wohnungstür, die sperrangelweit offen stand. » Was ist denn hier los? «
    » Wir wurden überfallen, meine Gute. « Brody kam die Stufen hinuntergesprungen und gesellte sich zu ihr. » Die haben deine Wohnung völlig auseinandergenommen. Können die dich nicht leiden? «
    Ich schob mich an ihm vorbei, um zu sehen, wovon er redete. » Ach du Scheiße. «
    Die Wände waren mit Löchern übersät. Durch den Putz zogen sich lange, aufgerissene Bahnen, wo Kabel aufgespürt und entfernt worden waren. Sämtliche Möbelstücke, egal welcher Größe, waren in Einzelteile zerlegt und sauber aufeinandergestapelt worden. Das Sofa war am schlimmsten in Mitleidenschaft gezogen. Maeves persönliche Dinge waren entlang der einen Wand im Wohnzimmer aufgeschichtet. Ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass das ja die ideale Vorbereitung zum Kistenpacken war, brachte aber nicht fertig, es auszusprechen. Maeve bewegte sich langsam und wie benommen durch ihre Wohnung. Ich folgte ihr wie ein Schatten, achtete aber auf angemessenen Abstand. Erst ein Schock, dann Wut. Sie war so vorhersehbar wie der Weihnachtsmann.
    Die Küche glich einem Trümmerhaufen, die Schranktüren hingen lose in den Angeln. Im Badezimmer waren die Wände mehrfach durchlöchert, Fliesen fehlten oder waren zerbrochen. Das Schlafzimmer aber hatte es am schlimmsten getroffen: An mehreren Stellen war der Putz bis auf die Holzlatten abgetragen, und der Zementstaub hatte sich in dicken Schichten abgelagert.
    Maeve schloss ihre Besichtigungstour im Flur ab, wo Walter und die anderen Hausbewohner warteten. » Wer war das? «
    » Die Polizei. Die hatten einen Durchsuchungsbefehl, um im Haus Überwachungstechnik aufzuspüren. Dasselbe haben sie auch in anderen Wohnungen angerichtet. Ich werde auf Schadenersatz klagen. Ach, und Ihre Kaution sind Sie definitiv los. «
    » Ist das etwa meine Schuld? «
    » Die haben gesagt, dass jemand Sie beobachtet. Und dass sie überprüfen müssen, ob Ihre Wohnung verwanzt ist. Und dann haben sie gesagt, dass sie auch die anderen Wohnungen durchsuchen müssen. «
    » Und weshalb? «
    Walter zuckte die Schultern. » Haben sie nicht gesagt. «
    » Haben sie überall dasselbe angerichtet? «
    » Mehr oder weniger. « Sein Gesicht war eingefallen. » Ich wollte sie noch aufhalten. «
    Maeve sah mich an. » Belcott. «
    » Colin Vale ist auch damit befasst « , erinnerte ich sie. » Er muss das für notwendig gehalten haben. Dass Belcott das aus reiner Boshaftigkeit durchzieht, hätte er nicht zugelassen. «
    » Ist das der Große mit Brille? « , meldete sich Szuszanna zu Wort. » Er war nett. Der andere nicht so nett. «
    Maeve hatte die Augen geschlossen. » Der Gedanke, dass der durch mein Zeug geschnüffelt hat, ist unerträglich. Das ist schlimmer als Einbruch. «
    » Ich finde auch « , schimpfte Szuszanna. » Ich habe beobachtet. «
    Maeve war zu sehr mit ihrem eigenen Trauma beschäftigt, um Szuszanna zuzuhören. » Hätte mich nicht mal jemand vorwarnen können? Ein Anruf wäre doch durchaus drin gewesen. Vielleicht hätte ich auch dabei sein wollen– man weiß ja nie. Ich sehe seine kleine, blasierte Visage ganz deutlich vor mir. Das muss ihm einen Heidenspaß gemacht haben. «
    Ich ging ein paar Schritte zur Seite, um Colin Vale anzurufen.
    » Hallo? «
    » Ich bin gerade in Kerrigans Wohnung. « Bitte frag mich jetzt nicht, warum. » Was war da los, Colin? «
    » Kameras in Wänden und Möbeln. Die gesamte Wohnung war verkabelt– Ton, Bild, alles. Die oben drüber auch. « Er klang gequält. » Wir haben die Leitungen bis in die andere Wohnung im Erdgeschoss zurückverfolgen können– die gegenüber von ihrer. «
    Ich schaute kurz auf: Ich stand direkt bei Chris vor der Tür. » Wart ihr drin? «
    » Nein. Zur Durchsuchung hätten wir die Erlaubnis des Bewohners gebraucht, die wir nicht bekommen haben.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher