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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen
Autoren: Phil Rickman
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Hereforder Geistlichen über sein Amt Bescheid. Er konnte sich aussuchen, wie er vorging. Der Druck, unter dem er stand, kam   … aus seinem Inneren.»
    «Ja.»
    Sie bemerkte, dass einige der kleinen grünen Äpfel entweder heruntergefallen oder abgepflückt worden waren und nun vereinzelt auf dem frischgemähten Rasen lagen, der unter der stechenden Sonne schon erste Anzeichen von Trockenheit zeigte. Merrily fragte sich, ob es in der Gegend irgendeine unheilverkündende alte Legende über unreifes Fallobst gab.
    «Wie dem auch sei», sagte der Bischof, «es wäre mir recht, wenn Sie mir diese Liste bis morgen Abend faxen würden.»
    «Das mache ich.»
    «Und denken Sie daran, dass das Leben aus mehr besteht als aus Pflichten, Merrily. Lassen Sie sich nicht ganz von der Arbeit auffressen.»

3   Unreiner Ort
    Es kam ihr vor wie eine Art verbotener Privatclub, vor dessen Eingang sie zufällig das richtige Losungswort ausgesprochen hatte. Kaum hatte sie einen Fuß auf die Türschwelle gesetzt, war sie schon hereingezogen worden, und Layla Riddock hatte die Tür hinter ihnen zugemacht. Dann hörte Jane, wie die Tür abgeschlossen wurde, sah, wie Layla den Schlüssel abzog und in ihre Rocktasche schob.
    Was soll das?
    Das Licht der beiden Kerzen auf der Werkbank ließ Schatten über die Wände tanzen und verwandelte die Metallgriffe eines uralten Rasenmähers in Zwillings-Kobraköpfe. Eine der Kerzenflammen wurde von einem Trinkglas reflektiert, vergrößert und verzerrt. Es sah aus wie eines der Wassergläser aus der Mensa, und es stand umgekehrt mitten auf der Werkbank.
    «Herzlich willkommen», sagte Layla Riddock.
    Wenn man Candida Butler als reif bezeichnen wollte, so sah Layla irgendwie überreif aus, beinahe alt im Sinn von erfahren, im Sinn von gewissenlos und verdorben – aber vielleicht dachte man das auch nur wegen all der Dinge, die über sie erzählt wurden, und wegen all der Männer, die sie schon gehabt hatte. Richtige
Männer
, keine Jungs.
    Heute waren allerdings keine Männer da, nicht mal Steve, der bierbäuchige Hausmeister.
    «Setz dich doch.» Layla zog ein leeres Fass heran und tippte mit den Fingernägeln darauf.
    Die anderen Mädchen sagten nichts.
    Kirsty Ryan, Laylas spezielle Freundin, wandte Jane ihren Kopf mit der Stachelfrisur zu. Kirsty hockte auf der Grasauffangbox des Rasenmähers, die sie auf die Seite gelegt hatte. Das andere Mädchen, das auf einem Stuhl saß, hielt ihren Blick auf die Werkbank gesenkt, auf der spielkartengroße Pappstücke zu einem Kreis ausgelegt lagen. Außen herum standen die Kerzen, die mit Wachs in Tabaksdosen geklebt worden waren.
    «Also, mach weiter», sagte Layla.
    Jane setzte sich auf das Ölfass neben Kirsty Ryan, weil   … Na ja, wenn dir Layla sagte, dass du irgendwas tun solltest, dann tatest du es eben. Layla war groß und sah auf eine erotische, schmollende Art gut aus, außerdem hatte sie diese
überzeugende
Tour drauf. Sie verbreitete eine Art unerbittlicher Autorität um sich. Ihr Vater war Zigeuner – das erzählte sie den Leuten besonders gern, vermutlich weil sie jedem klarmachen wollte, dass sie auf ein reiches Erbe geheimnisvoller Kräfte zurückgreifen konnte. Der Zigeuner musste allerdings ziemlich schnell weitergezogen sein, denn Laylas Mutter war schon lange mit Allan Henry verheiratet, dem bekannten Bauunternehmer, der bei der Erschließung neuer Grundstücke sehr rege war – ALLAN HENRY HOMES   –, und sie lebten draußen bei Canon Pyon in diesem Wahnsinnsbungalow im Ranch-Stil. Sie hatten einen Swimmingpool und einen Billardraum. Riddock war vermutlich der Mädchenname ihrer Mutter   … oder der des Zigeuners.
    «Du heißt Jane, stimmt’s?» Layla setzte sich hinter die Kerzen an die schmale Seite der Werkbank. «Kirsty kennst du ja, nehme ich an. Und das ist Amy.» Sie schob die Kerzen auseinander, sodass sie rechts und links vor ihr standen, und sie wirkte wie ein düsteres Idol in einem Indianertempel.
    Auf der Pappkarte vor Jane stand NEIN . Die Buchstaben waren auf weißes Papier gedruckt und auf die Karte geheftet. So langsam begann sie zu ahnen, was hier ablief.
    Kirsty Ryan sagte: «Hast du die zehn Pfund dabei?»
    Jane sagte nichts.
    «Sie kann das Geld auch morgen noch bringen», sagte Layla knapp und sah Jane an, ohne zu lächeln. «Das ist spottbillig, Süße, das wirst du auch noch selber feststellen.»
    Kirsty grinste.
    Jane glaubte zu sehen, wie sich Amy anspannte. Sie war dünn und blond und die Einzige, die
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