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Der Tuerke - Das Original

Der Tuerke - Das Original

Titel: Der Tuerke - Das Original
Autoren: Ihsan Acar
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zwei Jungen aus der Menge damit, auf das Auto aufzupassen und die anderen Kinder vom Auto fernzuhalten. Dafür schenkte er ihnen jeden Tag einen Schokoriegel.
    Heimreise mit Hindernissen
    Auf der Rückfahrt nach Deutschland fiel der Schrotthaufen dann auseinander. In Bulgarien gab der Kühler auf. Die Pseudo-Mechaniker der dortigen ADA C-Vertretung verlangten,nachdem sie die fünfköpfige Familie in ein Kaff abgeschleppt hatten, 800 DM für einen rostigen, uralten Kühler oder aber man solle sofort den Hof verlassen.
    So ähnlich jedenfalls erging es uns im Jahre 1989. Auf der Rückfahrt aus Istanbul nach Deutschland machte uns unser Granada einen Strich durch die Rechnung. Wir mussten in Bulgarien (oder war es Jugoslawien?) anhalten, weil der rauchende Motor die Sicht behinderte. Im Handschuhfach fanden wir eine Telefonnummer und riefen den örtlichen ADAC an. Es kam ein Abschleppfahrzeug ohne ADA C-Aufschrift . Von Gelben Engeln keine Spur. Einer der Männer hatte zufällig einen gelben Streifen an der Latzhose, was wir natürlich klar als ein Zeichen der Corporate Identity des ADAC auffassten und uns freuten. Einer der Mechaniker stieg ins Auto, startete und fuhr los. Meine Mutter und meine kleine Schwester saßen noch drin. Mein Vater schrie mich an, warum ich sie alleingelassen hätte und was wir machen sollten, wenn der Kerl meine Mutter und meine Schwester entführen würde.
    »Verdammt«, dachte ich, »was machen wir bloß?« Ich betete, dass unser Auto bald wieder auftauchen würde. Sonst wäre ich der Alleinschuldige in diesem Familiendrama. Das waren einige der schrecklichsten Minuten meines Lebens. Aber dann: Ganze Gebirge fielen mir vom Herzen, als ich etwas Rotes, Rauchendes auf uns zukommen sah. Meine Mutter und Schwester saßen unversehrt auf der Rückbank. Natürlich wartete eine teure Reparatur auf uns. Wir wurden in die Werkstatt in irgendein Dorf abgeschleppt, einige Kilometer von der Autobahn entfernt. Dort machten uns die Mechaniker klar, dass für die Reparatur 700 DM fällig wären, die in Deutschland regulär höchstens 150 DM gekostet hätte. Mein Vater protestiertezwar, aber das war natürlich sinnlos. »Dann fahrt das Auto hier weg!«, entnahmen wir den Worten und den Gesten. Wir hatten keine Wahl. Mein Vater holte alles Geld aus seiner Tasche. »Ich habe nur noch 700 DM, und wir müssen mindestens noch zweimal tanken.« Jetzt taten die teuren Mechaniker so, als ob sie einen Kompromiss eingehen würden: »Okay, dann gib uns 600 DM!«
    Über die 3000 Kilometer langen Autofahrten in die Türkei könnte man ganze Bücher schreiben. Jugoslawien und besonders Bulgarien galt es so schnell wie möglich zu passieren. Wenn wir auf der Rückfahrt Österreich erreicht hatten, freuten wir uns riesig. Wir befanden uns ja fast schon auf deutschem Boden. Nun konnte nicht mehr viel passieren. In Bulgarien hielten wir nach Möglichkeit gar nicht an. Die 400 bis 500 Kilometer schafften wir mit einer Tankfüllung. Aber in Jugoslawien mussten wir 1- oder 2-Stopp -Strategien in Erwägung ziehen. Sobald die Räder, aus welchem Grund auch immer, stillstanden, guckten alle Autoinsassen in alle Himmelsrichtungen und hielten Ausschau nach Banditen, die es auf den wertvollen Dachgepäckträger oder sogar das Portemonnaie abgesehen haben könnten.
    Irgendwann in den 80er-Jahren war mein Kumpel Mustafa mit der ganzen Familie im Ford Taunus unterwegs in die Türkei. Als sie in Bulgarien tanken mussten, hielten sie die Pause so kurz wie möglich. Sie bezahlten und düsten sofort wieder los.
    Zehn Kilometer später wachte Mustafa von seinem Nickerchen auf, rieb sich die Augen, rieb sie noch einmal und noch einmal. Dann schrie er auf: »Vater! Wo ist Mutter?« Der am Steuer sitzende Vater guckte in den Spiegel. MustafasBruder Erkan drehte sich vom Beifahrersitz nach hinten. Alle drei standen unter Schock. Sie hielten unverzüglich an.
    Vater:
»Ist sie vorhin an der Tankstelle ausgestiegen?«
    Mustafa:
»Weiß ich nicht! Ich hab geschlafen!«
    Erkan:
»Ich weiß es auch nicht!«
    Vater (wendet wütend auf alles und alle das Fahrzeug):
»Was wisst ihr schon?«
    Minuten später, als sie sich der Tankstelle nähern, erkennt Mustafa schon von Weitem seine Mutter. Als sie das Auto sieht, freut sie sich wie ein Schneekönig.
    Mutter (sichtlich erleichtert):
»Wo wart ihr?«
    Vater:
»Wo warst
du
! Warum bist du überhaupt ausgestiegen?«
    Mutter:
»Ich wollte mir die Beine vertreten. Ich hab mich nur mal umgedreht. Da wart ihr
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