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Der Traummann meiner Schwester

Der Traummann meiner Schwester

Titel: Der Traummann meiner Schwester
Autoren: Heidi Betts
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die Neuigkeiten bestimmt mit ihrer Schwester geteilt, anstatt sie zu bitten zu gehen. Bei diesem Gedanken runzelte er die Stirn, und in seinem Kopf begann es zu arbeiten.
    „Komm, setz dich doch“, bat er sie, nahm ihre Hand und zog sie auf den Platz, auf dem zuvor Kara gesessen hatte. Laurels perfekt manikürten langen Finger waren kalt, ihre Haltung steif.
    „Ist alles in Ordnung?“, fragte er, vermutete aber das Gegenteil, als er sah, wie sie seinem Blick auswich.
    „Es tut mir leid, Eli“, antwortete sie mit leicht zitternder Stimme. Die dunkelbraunen Haare bedeckten ihr Gesicht und ihre Schultern fast wie ein Schleier. Erst, als sie den Kopf hob und Eli ansah, fielen sie zurück. Als sie tief einatmete, schien sie sich innerlich stählen zu wollen, um ihm die Mitteilung zu machen, wegen der sie mit ihm hatte unter vier Augen sprechen wollen.
    „Es tut mir leid“, wiederholte sie, und dann platzte es aus ihr heraus, „aber ich glaube nicht, dass ich das tun kann. Ich schätze, ich kann mich nicht auf diese Hochzeit einlassen.“
    Eine Sekunde lang dachte Eli, er hätte sich verhört. Vielleicht war sein Kopf so voller Gedanken, dass er etwas verwechselt hatte.
    „Wie bitte?“
    Wie von einem plötzlichen Energiestoß angetrieben, sprang Laurel auf, ließ ihre Tasche auf den Boden fallen und ging um den Beistelltisch herum. Unruhig begann sie im Raum hin und her zu laufen.
    „Es war ein Fehler“, sagte sie mit starrem Blick und mit vor der Brust verschränkten Armen. „Wir haben alles überstürzt, und selbst wenn es damals nach einer guten Idee klang, haben sich die Umstände mittlerweile geändert.“
    Mit einem Mal blieb sie stehen, drehte sich zu ihm und ließ die Arme sinken. „Mein Leben ist ein einziges Durcheinander, Eli. Mein Vater wurde umgebracht, meine Mutter soll es getan haben, ich habe plötzlich einen Halbbruder und einen Stiefbruder, von denen ich bis jetzt nichts gewusst habe …“
    Nie zuvor hatte er eine Frauenstimme gehört, die gleichzeitig so stark und so schwach klang wie die von Laurel in diesem Moment. In ihren Worten schwang eine Überzeugung mit, die ihre Stimme erzittern ließ.
    „Du warst mir eine unglaubliche Stütze, und ich weiß, dass Mom immer den Kopf oben behalten und tapfer gelächelt hat. Sie hat darauf bestanden, dass wir mit den Hochzeitsvorbereitungen weitermachen, weil sie nicht zugeben wollte, wie unsicher die Zukunft ist – für sie selbst und für den Rest unserer Familie.“
    Sie holte tief Luft und atmete seufzend aus. „Trotzdem denke ich, dass ich es nicht tun kann. Meine ganze Welt ist aus den Fugen geraten, und ich habe keine Ahnung, was der nächste Tag bringt. Ich kann jetzt auf gar keinen Fall heiraten, ganz egal, wie enttäuscht alle sein werden. Es tut mir leid.“
    Eli saß ganz still da. Er sah, wie es in Laurels Augen schimmerte und wie ihre Mundwinkel zuckten, während sie darauf wartete, dass er etwas sagte.
    Er fragte sich, ob sie nun von ihm erwartete, dass er sich aufregte. Dass er aufsprang und sie mit hochrotem Kopf anschreien und beschuldigen würde, seine Zeit und sein Geld verschwendet zu haben. Oder ob er ihr Nein nicht akzeptieren und er darauf bestehen würde, die Hochzeit durchzuziehen. Gleichgültig, welchen Albtraum sie und ihre Familie derzeit durchlebten.
    Vermutlich sollte er sich jetzt auch genauso fühlen, zumindest ein bisschen. Er hatte das Gefühl, ziemlich aus der Bahn geworfen worden zu sein. Er fühlte sich in jeder Hinsicht sitzen gelassen. Sollte seine gekränkte männliche Ehre ihn nicht aufrütteln und vor Empörung in die Luft gehen lassen?
    Doch stattdessen fühlte er so gut wie nichts. Er saß einfach nur da, starrte seine Ex-Verlobte an und musste daran denken, dass ihre Augen nicht im Geringsten so lebhaft und grün wie die ihrer Schwester waren.
    Natürlich waren sie hübsch. Zweifellos war Laurel eine extrem hübsche Frau. Jeder Zentimeter an ihr, vom perfekt frisierten Haar bis zu den Zehen in den sechshundert Dollar teuren Designerschuhen, strahlte klassische und vornehme Schönheit aus.
    Doch das Grün ihrer Augen war eher jadefarben, während das strahlende und tiefe Grün der Augen ihrer Schwester ihn an Smaragde oder an das üppige Grün der Sümpfe von South Carolina erinnerte.
    Dass er in einem solchen Moment überhaupt solche Gedanken hatte, war für ihn ein Zeichen, dass es vermutlich richtig war von Laurel, die Hochzeit abzusagen. Sie mochte die Situation, in der sich ihre Familie befand,
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