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Der Traumhändler

Der Traumhändler

Titel: Der Traumhändler
Autoren: Augusto Cury
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Empfindung, die sie dabei verspürten, zwar nicht benennen, machten ihm jedoch schnell Platz.
    Der Fremde näherte sich der Absperrung und wurde von Feuerwehrleuten zurückgehalten. Doch er fixierte sie und sagte bestimmt: »Sie müssen mich durchlassen, der Mann erwartet mich.« Die Feuerwehrmänner schauten ihn von oben bis unten an und schüttelten den Kopf. Er schien eher ein weiterer Hilfsbedürftiger zu sein als jemand, der in einer derart angespannten Situation nützlich sein könnte.
    »Wie heißen Sie?«, fragten sie mit starrem Blick.
    »Das ist jetzt unwichtig!«, antwortete der Sonderling.
    »Wer hat Sie gerufen?«, fragten die Feuerwehrleute.
    »Sie werden es erfahren! Aber wenn Sie mich jetzt weiter ausfragen, können Sie gleich ein Begräbnis vorbereiten«, sagte er und blickte nach oben.
    Die Feuerwehrmänner begannen zu schwitzen. Der eine litt unter Panikattacken, der andere unter Schlaflosigkeit. Der letzte Satz des geheimnisvollen Mannes beeindruckte sie, sodass sie ihn durchließen. Vielleicht war er ja ein exzentrischer Psychiater oder ein Verwandter des Lebensmüden.
    Als er oben auf dem Dach angekommen war, wurde er wieder aufgehalten. Der Einsatzleiter der Polizei war barsch: »Bleiben Sie stehen! Sie haben keinen Zutritt!« Er befahl ihm, sich umgehend wieder zu entfernen.
    Aber der rätselhafte Mann fixierte seinen Blick und erwiderte: »Wieso habe ich keinen Zutritt? Ich wurde gerufen!«
    Der Einsatzleiter der Polizei schaute den Psychiater an, welcher seinerseits den Einsatzleiter der Feuerwehr anblickte. Mit Handbewegungen fragten sie sich gegenseitig, wer den Mann wohl gerufen hatte. Wenige Sekunden Unaufmerksamkeit reichten, damit der ungepflegte Kauz ihre Barriere durchbrechen und sich dem Mann, der seinem letzten Atemzug nahe war, gefährlich nähern konnte.
    Als sie es bemerkten, war es zu spät, um ihn zurückzuhalten, da jegliche Verwarnung das Unglück auslösen und den Lebensmüden dazu bringen konnte, sein Vorhaben auszuführen. Beunruhigt zogen sie es daher vor, den Verlauf der Ereignisse abzuwarten.
    Ohne um Erlaubnis zu fragen und sich um die Möglichkeit zu sorgen, dass der Verzweifelte sich in die Tiefe stürzte, überrumpelte ihn der Fremde und blieb etwa drei Meter vor ihm stehen.
    Bei seinem Anblick brüllte der Mann: »Verschwinden Sie oder ich springe!«
    Die Drohung ließ den Sonderling unberührt. So als wäre es das Natürlichste der Welt, setzte er sich auf die Brüstung, zog ein Sandwich aus der Jackentasche und begann, es genüsslich zu verspeisen. Zwischen den einzelnen Bissen pfiff er glücklich und zufrieden ein Liedchen.
    Der Lebensmüde war wie gelähmt. Er fühlte sich brüskiert, gekränkt und in seinen Gefühlen verletzt.
    »Hören Sie auf zu pfeifen! Ich springe runter!«, schrie er.
    Unbeirrt erwiderte sein Gegenüber: »Könnten Sie die Güte haben, mein Abendbrot nicht zu stören?« Und biss ein weiteres Stück von seinem Sandwich ab, wobei er fröhlich mit den Beinen baumelte. Dann schaute er zum Verzweifelten hinüber und bot ihm mit einer Geste an, auch einen Bissen zu nehmen.
    Bei diesem Anblick zitterten dem Einsatzleiter der Polizei die Lippen, der Psychiater riss die Augen auf, und der Einsatzleiter der Feuerwehr hob entgeistert die Brauen.
    Der Lebensmüde erstarrte und dachte: »Unmöglich! Der ist ja noch durchgedrehter als ich!«

Der Hauptdarsteller stellt sich vor
    D ass jemand angesichts eines Menschen, der sich gerade umbringen will, genüsslich ein Sandwich verspeist, schien irgendwie surreal. Wie in einem Film.
    Der Verzweifelte kniff die Augen zusammen, atmete schneller und verhärtete seine Gesichtszüge. Er wusste nicht, ob er hinunterspringen, einfach nur schreien oder den Fremden anfahren sollte.
    Schließlich brüllte er keuchend: »Hau ab! Ich springe jetzt!« Und taumelte über dem Abgrund.
    Es schien, als würde er diesmal wirklich auf dem Boden aufschlagen. Ein erschrecktes Raunen ging durch die Menge, und der Einsatzleiter der Polizei schlug die Hände vors Gesicht, um das Unglück nicht mit ansehen zu müssen.
    Alle erwarteten, dass der Fremde sofort das Feld räumen würde, um die Tragödie zu vermeiden. Er hätte wie der Psychiater und der Polizeibeamte sagen können: »Tun Sie das nicht! Ich gehe schon«, oder einen Rat geben können wie: »Das Leben ist schön! Es gibt Lösungen für Ihre Probleme! Sie haben noch so viele Jahre vor sich!«
    Stattdessen richtete er sich plötzlich auf und deklamierte zum allseitigen
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