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Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition)
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
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mehr. Viel wichtiger war ihr, dem Kranführer diesen Macho-Spaß ein für alle Mal zu verderben.
    Demonstrativ spöttisch winkte Joe ihm zu, als sie davonbrauste. Sie wusste, dem Spaßvogel würde jetzt ein Riesenärger mit dem Fahrer dieses LKWs bevorstehen. Kaum war sie um die Ecke gefahren, stimmte sie fröhlich in einen Song ein, der aus dem Autoradio dudelte.
    Endlich Samstag! Gerade stöckelte Joe aus einer Nebenstraße auf das verabredete Restaurant zu, als Konstantin in einem englischgrünen Cabriolet vorfuhr, ausstieg und ein Portier dienstbar herbeieilte, um das Schmuckstück sicher zu parken. Konstantin wirkte so erotisch wie die Marke seines Fahrzeugs.
    Lächelnd kam er ihr entgegen. »Johanna! Du siehst zauberhaft aus!« Sein flüchtiger Kuss war eine große Verheißung.
    Gemeinsam betraten sie das Restaurant. Hier war Konstantin so bekannt, wie Joe es in ihrer Hauskantine gleich gegenüber der Firma war, in der »Mamas Schupfnudeln mit Kraut« serviert wurden und alle an Tischen aus blank gescheuertem Holz saßen. Der Platz, der ihnen jedoch hier zum Dinieren zugewiesen wurde, war mit weißem Damast und zartem Porzellan eingedeckt. Während sie Champagner schlürften, konnte Joe durch die imposante Glasfront all diejenigen beobachten, die draußen vorbeigingen und einen neugierigen Blick ins Restaurant warfen. Wer hier speiste, war nämlich wer.
    Joe hatte noch nie hier gespeist, doch das war nicht so wichtig. Sie strengte sich ernsthaft an, Konstantins Ausführungen über Fotokunst zu lauschen, aber sie war einfach mehr mit seinen klaren Augen, seinen weich geschwungenen Lippen und seinem energischen Kinn beschäftigt.
    »Johanna?«
    Erst, als er sie noch mal eindringlich und erstaunt mit diesem Namen ansprach, bemerkte Joe, dass sie gemeint war.
    »Ja?« Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Sag mir, ob es einen Mann gibt, der dich jetzt vermisst.« Seine Augen blitzten bei dieser theatralischen Formulierung belustigt.
    Joe musste einfach lachen.
    Konstantin lachte zurück.
    Joe fand es gut, dass sie einen ähnlichen Humor hatten. Sie duzten sich, seit sie auf den weich gepolsterten Lederstühlen Platz genommen hatten, denn es kam ihnen plötzlich so vor, als hätten sie schon oft gemeinsam hier gesessen und über das Leben philosophiert.
    »Nein. Es gibt keinen Mann.« Viel mehr wollte Joe angesichts seiner blaugrünen Augen, die ihr äußerst tiefgründig erschienen, auch nicht zu diesem Thema sagen. Denn seine Lippen formulierten jetzt exakt die Worte, die sie zu hören gehofft hatte.
    »Ich bin dem Schicksal dankbar, dich getroffen zu haben, und ich muss unbedingt herausfinden, was uns beide verbindet.«
    Ach, konnte er das nicht noch einmal sagen? Joe wurde weich wie Zuckerwatte.
    »Glaubst du an Zufälle?« Diese Frage konnte sie sich einfach nicht mehr verkneifen.
    »Nein! Du glaubst doch auch nicht an Zufälle.« Sein Blick war eine Offenbarung.
    Joe bekam eine Gänsehaut.
    Nach dem Amuse-gueule, einer Mikroportion Lachstatar auf einem Hauch von Kartoffelpuffer, erzählte Konstantin von seiner letzten langjährigen Liebe. »Über zwei Jahre ist das jetzt her«, sagte er und sah Joe plötzlich ganz traurig an.
    Sie merkte, wie schwer es ihm fiel, über die damals bereits geplante Hochzeit zu sprechen, die dann doch ins Wasser gefallen war. Er hatte seine Braut mit einem anderen erwischt. Dass er so offen über seine Gefühle sprach, empfand Joe als untypisch für einen Mann und ließ ihre Hochachtung für Konstantin nur noch wachsen.
    »Ich versteh dich so gut. Das tut einfach beschissen weh«, meinte sie und war insgeheim heilfroh darüber, sonst wäre Konstantin inzwischen längst verheiratet. »Und – glaubst du nach so einer Erfahrung noch an die Liebe?«
    »Zu lieben ist ein Geschenk«, antwortete er schlicht.
    Zwischen Rucola-Salat mit fein gehobeltem Parmesan, gefolgt von einer Dorade im Salzmantel, so zart, dass sie ihren Gaumen zu liebkosen schien, schenkte Konstantin ihr dann ein Buch. » Let'stalkaboutlove«, sagte er mit einem tiefgründigen Lächeln, weil das der Titel des Buches war. Das Besondere an diesem Werk war, dass es Fragen über Gefühle, Wünsche und Ängste stellte, die man auf noch leeren Seiten beantworten musste. »Mir hat das Buch damals geholfen. Manchmal wird alles klarer, wenn man es aufschreibt.«
    »Eine Reise ins Innere«, bemerkte Joe versonnen, als sie das Buch in die Hand nahm und betrachtete.
    »Wenn man sie antreten will!«
    »Warum
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