Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition)
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
Vom Netzwerk:
Gelegenheit, ihrem Vater zu beweisen, wie gut sie auch ohne ihn war. Kurz schoss Joe durch den Kopf, dass er ihr bislang nicht einmal für diese lukrative Akquisition gedankt hatte. Und gleichzeitig ärgerte sie sich. Wann würde sie endlich aufhören, auf ein Lob ihres Vaters zu hoffen?
    »Komm, erzähl schon. Was ist mit dir los?« An ihrer belegten Stimme hörte Konstantin, dass etwas nicht stimmte, als sie nach der Unterredung von ihrem Kastenwagen aus mit ihm telefonierte. Das Auto war der einzige Ort, an dem Joe ungestört sprechen konnte.
    »Ach. Es geht um die Firma. Ich erzähle dir alles, wenn ich darüber nachgedacht habe. Morgen.« Joe wollte keine weiteren Einzelheiten berichten, bevor sie sich nicht über ihre eigene Entscheidung klar geworden war.
    »Ach, komm doch mit. Es wird dich ablenken. Wir haben Premierenkarten für die erste Reihe.« Konstantin war es nicht gewohnt, dass Joe eine Verabredung absagte. Und schon gar nicht die zur Premiere der Rocky Horror Picture Show im Deutschen Theater. Aber Joe fühlte sich wie in ihrer persönlichen Horrorshow. Sie hatte das dringende Bedürfnis, wie in alten Zeiten bis in die Morgenstunden mit Alf und Marc auf ihrem Sofa zu sitzen, tütenweise Chips zu vertilgen und dabei ihre Probleme von allen Seiten zu beleuchten.
    »Wenn ich dich küsse und in den Arm nehme, wird es dir gleich viel besser gehen«, versuchte Konstantin, sie zu überreden.
    Joe hörte die Enttäuschung in seiner Stimme. Kurz schwankte sie, ob sie ihm zuliebe nicht doch mitgehen sollte, entschied sich aber angesichts ihrer inneren Anspannung dagegen. »Es tut mir leid. Aber ich könnte dafür später in der Nacht oder morgen ganz früh zum Frühstück kommen.« Joe griff hinter ihren Sitz nach der Daunenjacke, die sie für die zugigen Rohbauten immer bereithielt. Bei diesen herbstlichen Temperaturen fror sie in ihrem Kastenwagen. Wieder einmal ärgerte es sie, dass sie in der Firma nicht einen winzigen Raum für sich allein hatte.
    Konstantin war ein bisschen beleidigt. Das nahm Joe leicht amüsiert wahr. »Lass mal«, meinte er, »wenn es für dich so wichtig ist, verstehe ich das natürlich. Dann sehen wir uns morgen. Wird heute Abend sicher spät. Danach ist ja noch die Premierenfeier. Da macht es keinen Sinn, wenn du noch vorbeikommst. Du musst dir meinetwegen die Nacht nicht um die Ohren schlagen.«
    »Schade. Ich vermisse dich schon jetzt. Viel Spaß, mein Schatz.«
    »Ich vermisse dich auch. Ich wünsch dir gute Gedanken – und stress dich nicht.« Zum Abschied schickte Konstantin ihr viele Seelenküsse durchs Telefon.
    Joe legte auf. Wenigstens läuft in der Liebe alles bestens, dachte sie, während sie ihr Handy in der braunen Umhängetasche verstaute. Sie ließ den Motor des alten Kastenwagens an, startete zügig und stellte die Heizung auf höchste Stufe. Sie musste sich beeilen, noch schnell beim Großhändler eine Zirkulationspumpe besorgen, diese gegen eine defekte Pumpe eines Mehrfamilienhauses austauschen, und zwischendurch galt es, einen Abstecher zum Getränkemarkt zu machen, um einen Kasten Bier für den Abend zu besorgen. Ach ja, den Wasserschaden in einem Einfamilienhaus musste sie auch noch beheben!
    Es gab Chips mit Zwiebeln und Paprika, die sie zusammen mit Alfs berühmtem Chili con Carne verspeisten. Joe hatte mit ihrer Problemdiskussion gewartet, bis Marc gekommen war. So musste sie die mögliche Wendung in ihrer Lebensplanung nicht zweimal erzählen.
    Marc, der höchst überrascht über die Einladung zum Essen gewesen war, hatte ihnen das Video Bridget Jones mit Hugh Grant als Gastgeschenk mitgebracht.
    »Soll das irgendwie eine Anspielung sein?«, fragte Joe schmunzelnd.
    Grinsend erzählte Marc, dass ihm der Kinoabend, an dem Joe vor Rührung Rotz und Wasser geheult hatte, noch unvergesslich war. Er wusste, dass Joe ein Fan von Hugh Grant war. Ihr gefiel besonders sein jungenhafter Charme, den sie auch an Konstantin liebte.
    Marc saß schon auf dem Sofa und trank ein Bier, während Joe in der Küche ein paar Handlangerarbeiten für Alf erledigte, denn zu mehr war sie heute nicht fähig.
    »Ich finde Marc einfach süß. Allein schon, dass er an den Film gedacht hat.« Alf betonte das Wort »süß« so speziell, wie nur Alf dies vermochte, während Joe das Chili umrührte, damit es nicht anbrannte.
    »Männer wollen nicht süß sein.« Joe lachte. Sie stellte die Schüssel für das Chili neben den Herd. Alf hatte schon öfter Marcs menschliche und männliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher