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Der träumende Diamant 1 - Feuermagie

Titel: Der träumende Diamant 1 - Feuermagie
Autoren: Shana Abé
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letzten Raketen waren angesteckt worden und
glühten orangefarben. Sie brannten nur kurz, flammten dann ganz unmittelbar hintereinander auf und schossen pfeifend hoch in das verqualmte dunkle Firmament, als wären sie Pfeile, die geradewegs auf die Bestien am Himmel zielten.
    Kit wich zwei, drei Male aus, der Läufer nicht. Ein Feuerstrahl traf einen seiner Flügel. Er drehte sich und tauchte hinab, aber Kit war direkt hinter ihm. Der Glanz und ihre betörenden Farben, die bei dem Feuerwerk gefehlt hatten, führten beim Publikum zu vielstimmigen » Oohs « und » Aahs «, die bald die Musik übertönten.
    Die letzte Feuersonne erlosch. Beide Drachen waren aus dem Blickfeld und hinter dem Vorhang aus Qualm verschwunden. Ganz allmählich wurde die Luft wieder klarer, und hin und wieder waren auch schon ein paar leuchtende Sterne sowie die Mondsichel zu erkennen, aber mehr war da nicht, kein Hinweis auf rätselhafte Bestien. Nur Dunkelheit. Nur Nacht.
    Die Leute in den Gärten brachen in Begeisterungsrufe aus, lauter und immer lauter, sie klatschten und pfiffen und stießen mit ihren Bierkrügen auf das Ereignis an.
    »Was für eine tolle Vorführung!«, rief ein Mann in der Nähe voller Begeisterung seiner Begleitung zu. »Wie zum Teufel haben sie das wohl hingekriegt?«
     
    Sie ließ sich durch die Lustgärten treiben, ein weiteres Rauchwölkchen in dem immer wieder aufblitzenden Mondlicht über den Brunnen und in der schwachen Wärme des Lampenlichts entlang den Wegen. Die Leute zogen sich wieder in die Schatten zurück oder machten sich auf den Weg zur Taverne. Sie sah, wie ein Mann mit einem Strohhut ihr Kleid davontrug.
    Aber Christoff konnte sie nicht finden. Sie konnte nicht einmal
einen anderen Drákon entdecken. Die Lustgärten waren sehr weitläufig, und Bäume und Wiesen erstreckten sich im weichen, schmeichelnden Licht, aber alles, was Rue spüren konnte, waren normale Menschen und kleine Tiere im Verborgenen wie Bachstelzen, Finken und Mäuse.
    Das gesamte Gelände war von einer Mauer aus Ziegelsteinen umgeben. Die nördliche Ecke schien besonders düster zu sein; dorthin glitt Rue nun, ließ die Springbrunnen und die schlendernden Pärchen hinter sich und sank als Nebel auf die langen, kitzelnden Grashalme hinab. Sie kräuselte sich um ein hölzernes Drehkreuz und einen Zaun, an dessen Pfosten ein Schild mit der Aufschrift Privat befestigt war. Dann gelangte sie zu einer Einfriedung, wo niemand gekehrt hatte. Blätter häuften sich, Weidenröschen und Kerbel steckten ihre Köpfe aus alten Blumenbeeten, und Holzscheite, die einst die Grenzen markiert hatten, vermoderten in schwammigem Grün. Ein verwitterter Geräteschuppen drohte zur Seite zu kippen und wurde durch ein Holzbrett gestützt. Er sah aus, als würde schon ein kleiner Windhauch genügen, um ihn völlig zum Einsturz zu bringen.
    Sie hörte sehr gedämpfte Stimmen. Hier war es dunkler, als sie es vermutet hatte, und der Mondschein reichte nicht aus, um die ineinander verflochtenen Bäume zu durchdringen. Nur an wenigen Stellen erreichte das Licht den Boden und löcherte die Schatten wie ein Spitzentuch. Sie mied diese Flecken, als sie die Wandlung vollzog und vom Pfad auf das reglose Gras trat. Sie wand sich wie eine Katze durch das Unterholz, hin zu einer Gruppe von Eichen.
    Es waren mit Sicherheit Stimmen, Stimmen von Männern. Vorsichtig spähte sie an den Ästen vorbei, konnte aber außer Blättern und Pflanzen noch immer nichts erkennen. Also schlich sie weiter, von Baum zu Baum, bis sie schließlich am
Rand des kleinen Hains angekommen war. Nur wenige Meter entfernt standen alle Drákon, die sie vermisst hatte, in einem lockeren Kreis inmitten des verwilderten Unterholzes.
    Alle trugen Kleidung, außer Kit. Den Läufer sah sie nicht, jedenfalls nicht sofort. Erst als sich einige Männer bewegten, war der bleiche, schlaffe Körper von Tamlane Williams deutlich durch das Unkraut hindurch zu sehen.
    »… die Kutsche außen herum, hierher an die Mauer«, befahl der Marquis gerade. »Es wird nicht so schwierig sein, ihn hinüberzuheben.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    »Seid vorsichtig mit ihm. Er ist ziemlich schwer verletzt. Wir wollen es für ihn nicht schlimmer machen, als es schon ist.«
    Rue atmete tief aus, die Wange gegen einen Baum gelehnt. Christoff hob seinen Kopf.
    »Was ist mit der Frau?«, flüsterte einer der Männer. »Bringen wir sie heute Nacht auch zurück?«
    »Ich werde mich darum kümmern.«
    »In der Kutsche ist noch ein
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