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Der Toyota Weg

Der Toyota Weg

Titel: Der Toyota Weg
Autoren: Jeffrey K. Liker
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Michigan, Ann Arbor, begann, befand sich die amerikanische Automobilindustrie vor dem Hintergrund einer landesweiten Rezession in ernsthaften Schwierigkeiten. Die Situation war mehr als besorgniserregend. Die Ford Motor Company stand kurz vor dem Bankrott. Die Big Three – Ford, GM und Chrysler – verloren in rasantem Tempo Marktanteile.
    Es gab damals hitzige Debatten über die Ursachen. Nach übereinstimmender Auffassung der Topmanager aus Detroit lag die Wurzel allen Übels in der „japanischen Invasion“. Demnach bestand die Japan AG aus einer Verschwörung von Industrie und Regierung, mit dem Ziel, Handelsbarrieren zu errichten, die einen Verkauf amerikanischer Autos in Japan erschweren und im Gegenzug die Preise japanischer Autos in den USA künstlich niedrig halten sollten. Solange in den Köpfen der amerikanischen Vorstände die Überzeugung herrschte, die Ursachen ihrer Probleme lägen in unlauteren Geschäftspraktiken Dritter, gab es natürlich keine Notwendigkeit, die eigenen Produktionsverfahren zu ändern. Stattdessen wurden politische Maßnahmen gefordert, um das vermeintliche Unrecht zu beseitigen.
    Ungefähr zu dieser Zeit wurde ich von David Cole und Robert Cole (zwei Professoren der University of Michigan, die eine Studie über die japanische Qualitätsinitiative leiteten) glücklicherweise dazu eingeladen, an einer vergleichenden Studie über die Automobilindustrie in Japan und den USA mitzuwirken. Diese Untersuchung entstand aus dem Bestreben heraus, den amerikanischen Automobilherstellern dabei zu helfen, von den japanischen Herstellern zu lernen. Mein Projekt konzentrierte sich auf die Fragestellung, wie amerikanische beziehungsweise japanische Hersteller bei der Entwicklung neuer Modelle mit ihren Zulieferern zusammenarbeiteten.Die zahlreichen Untersuchungen, die zur gesamten Studie beitrugen, deckten ebenso zahlreiche Aspekte der Automobilbranche ab, und alle führten zu einer einzigen Schlussfolgerung. Unabhängig vom Verhalten der japanischen Regierung, der Bewertung des Yen und anderer makroökonomischer Faktoren, waren die japanischen Automobilhersteller einfach erstklassig in der Entwicklung und Produktion. Dabei waren sie nicht einmal unbedingt Finanz- oder Marketing-Genies. Sie waren auch nicht führend in innovativer Produktionstechnologie, zumindest nicht auf dem Gebiet komplexer Automatisierung. Aber sie entwickelten und produzierten Autos in erstklassiger Qualität, und zwar auf jeder Stufe des gesamten Prozesses – und das auch noch in bemerkenswert kurzer Zeit. Aber nicht nur die japanischen Automobilhersteller waren gut, auch ihre wichtigsten Zulieferer waren in Entwicklung und Produktion Weltklasse, und beide arbeiteten zusammen als Team.
    Doch selbst in diesen frühen Phasen meiner Einführung in die japanische Automobilindustrie gab es Hinweise darauf, dass Toyota sich von allen anderen japanischen Herstellern unterschied. Zwar schien der grundlegende Prozess der Produktentwicklung bei allen drei Automobilherstellern vergleichbar zu sein, und die Zulieferer der ersten Ebene – auch „top tier“ genannt – bildeten samt und sonders einen integralen Bestandteil dieses Prozesses, doch gab es darüber hinaus eine Atmosphäre der Partnerschaft zwischen Toyota und seinen Zulieferern, die wir im
keiretsu
(ein typisch japanisches Netzwerk aus voneinander abhängigen Unternehmen mit komplementären Strategien) von Nissan und Mazda in dieser Ausprägung nicht feststellen konnten.
    Später, im Jahr 1997, erhielten John Campbell und ich Gelder, um an der University of Michigan, Ann Arbor, das so genannte Japan Technology Management Program zu etablieren, das ich immer noch leite. Die Ziele des Programms bestehen darin, von den Vorgehensweisen zu lernen, die den besten japanischen Unternehmen dabei geholfen haben, starke globale Player zu werden, unseren Studenten und der Industrie das zu vermitteln, was wir gelernt haben und technisch orientierte Studenten dazu zu ermutigen, in Kursen und Unternehmenspraktika vor Ort die japanische Sprache zu erlernen und sich mit der Kultur des Landes zu beschäftigen. Dieses Forschungsprogramm ermöglichte mir, meine Studien über die japanische Automobilindustrie fortzusetzen. Dabei beschloss ich, mich intensiver mit Toyota zu beschäftigen, insbesondere mit seinem Produktentwicklungsprozess und dem TPS. Die Fördermittel der US-Regierung konzentrierten sich auf den Wissenstransfer, also begann ich, die Anstrengungen von Toyota zu
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