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Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Der Totenwächter - Roman (German Edition)

Titel: Der Totenwächter - Roman (German Edition)
Autoren: Vanessa Farmer
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Zweck.«
    »Er liebt mich. Und ich liebe ihn.«
    »Du bist ein dummes Kind. Wir haben das Schicksal geändert und stehen vor einer großen Zeit. Unser Volk ist mächtig und wir werden die Herrscher der Welt sein.«
    »Herrscher?« Sie schnaufte. »Arm werden wir sein. Machtlos und zerrissen. Die Pharaonen werden aussterben wie rare Tiere und das Land wird verdorren.«
    Akobeth musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Von was redest du?«
    »Ich weiß es.«
    »Träume, Sephrete. Das sind düstere Träume, die nichts besagen.«
    »Ich weiß es, Vater, denn ich habe es gesehen.«
    »Dann wäre es besser, du schweigst.«
    Das Leben am Fluss schien zu erstarren. Der Wasser hörte auf zu wandern. Ibisse steckten ihre Köpfe unters Gefieder. Feluken standen still. Der Wind legte eine Pause ein.
    Und Sephrete begriff.
    Begriff, als sie den Bogenschützen sah, der unweit des Zeltes auf sie zielte.
    Warmer Trost spülte durch Sephrete, denn sie hatte früh gelernt, dass der Mensch sich aus sechs Wesenheiten zusammensetzte. Zu den drei weltlichen, sterblichen Teilen gehörten die Körperhülle, der Name und der Schatten. Und es gab die drei geistigen, unsterblichen Aspekte. Ka, Ba und Ach. Das Ka versorgte den Menschen mit der Nahrung, die er im Jenseits brauchte. Es ähnelte ihm wie ein Bruder. Das Ba war mit dem Herzen des Menschen verbunden, verließ den Körper nach dem Tod und konnte nur zu ihm zurückkehren, wenn es ihn wieder erkannte. Mit seiner Hilfe konnte der Mensch wie ein Vogel am Tag die Welt der Lebenden besichtigen. Im Ach vereinten sich diese Teile durch die Körperhülle, und der Tote gehörte nun als ewige Seele zum Bereich der Götter. Das Grab war wie ein Wohnhaus für den Toten.
    Hoffentlich erhielt sie genug Beigaben, um die Zeit zu überstehen, bis sie wiederkehrte. Ja, Vater würde dafür sorgen, dafür sprachen seine Tränen.
    Bevor sie etwas sagen konnte, steckte der Pfeil in ihrem Hals. Es tat nicht weh. Es war so, als hätte sie sich mit der flachen Hand gegen das Kinn geschlagen. Warm und süß sprudelte es aus ihrem Mund, und als sie etwas sagen wollte, kamen keine Worte über ihre Lippen. Sie versuchte zu lächeln und als sie die Trauer im Gesicht ihres Vaters wahrnahm, freute sie sich, dass sie Mamothma wiedersehen würde.
    Um mit ihm wie ein Falke über dem Nil zu kreisen, gereinigt und göttlich.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
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