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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Stone
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Bein, das Blut quoll ihm über die Hände.
    »Was ist passiert?«, fragte Max.
    »Ich wurde angeschossen, verdammt!«, keuchte der andere.
    »Angeschossen?«
    Sein Holster war leer. Max schaute sich nach der Pistole um, aber die war nirgends zu sehen.
    Dann begriff er, was die Affen da taten.
    Sie hatten die Waffe – einen schwarzen.44 Smith & Wesson-Special-Dienstrevolver -, und sie warfen sie sich gegenseitig unter dem Arm hindurch zu, die Linie entlang wie beim Football.
    Hinter Max waren alle aufgesprungen. Joe und ein Sanitäter kamen zu ihnen gerannt.
    Max hörte das unverwechselbare Geräusch eines Hahns, der gespannt wurde. Er drehte sich um und sah, wie die schussbereite Waffe von einem Affen zum nächsten flog. Ohne den Blick abzuwenden, hob er die Hand und bedeutete Joe und dem Sanitäter, in Deckung zu gehen. Joe gab den Befehl an die anderen weiter, die sich unverzüglich auf den Boden warfen.
    Max packte den Kollegen beim Kragen und zerrte ihn zum Gebäude. Als er sich über die Schulter hinweg umschaute, sah er, was sich am Zaun abspielte. Das Tor stand weit offen, und Dutzende von Affen hüpften hinaus auf den Rasen und auf sie zu, angeführt, so schien es, von den beiden orangefarbenen Orang-Utans, die Max eben noch auf der anderen Seite des Zauns gesehen hatte. Wenige Schritte hinter den beigefarbenen Affen machten sie Halt. Max legte einen Gang zu, und der verletzte Polizist schrie auf vor Schmerz.
    Die beigefarbenen Primaten hatten bis jetzt fröhlich »Wirf die tödliche Waffe« gespielt. Dann drehte sich einer von ihnen um und bemerkte die orangefarbenen Kraftprotze, die mit wütend schwingendem Wabbelkinn auf sie zukamen.
    Plötzlich stießen die Kraftprotze ein so wildes und ohrenbetäubendes Gebrüll aus, dass der Knall der Pistole, aus der sich ein Schuss löste, kaum zu hören war. Max sah den Blitz und den Rauch und warf sich zu Boden. Einer der beigefarbenen Affen wurde auf den Rücken geworfen, doch er rappelte sich wieder auf und rannte direkt auf Max zu, um den orangefarbenen Kollegen und der Horde der anderen Biester zu entkommen, die der Dschungel ausspuckte: Gorillas, Paviane, Schimpansen, Makaken und Orang-Utans, die immer schneller durch das Tor strömten.
    Als Max wieder auf die Füße kam, sprang ihm der Affe in die Arme. Er zitterte vor Angst, und er hatte einen sehr, sehr intensiven Geruch an sich. Max rannte los, auf dem einen Arm den Affen, mit dem anderen den Polizisten hinter sich herziehend. Er sprintete auf die offene Tür des Gebäudes zu, durch die sich Polizisten, Sanitäter, die Leute von der Spurensicherung, die Mitarbeiter des Parks und sein eigener Partner drängten, um nicht von den kreischenden, aufgebrachten Primaten überrannt zu werden. Max, der Affe und der Polizist waren die Letzten, die sich in Sicherheit brachten.
    Nur der Leichnam blieb draußen und war schon bald – einmal mehr – unter anderen Spezies verschwunden.

3
     
    Gemma Harlan, die Leiterin des rechtsmedizinischen Instituts des Dade County, liebte es, bei einer Autopsie Musik zu hören, etwas Beruhigendes, aber laut genug, um die der Prozedur eigenen Geräusche zu übertönen: das Sägen und Hämmern, wenn die Knochen bearbeitet wurden, das klebrig-feuchte Quatschen, wenn die Gesichtshaut vom Schädel gezogen wurde, das Furzen und Rülpsen der freigesetzten Gase – die Geräusche der Nachzüglerpartikel des Lebens, die das Gebäude wenige Sekunden vor Sprengung verließen. Aber da waren noch andere Dinge, die die Musik ihr erträglich machte – die kleinen Details, die sie an ihrem Beruf so sehr hasste, zum Beispiel das Qualmen der Sägeblätter, wenn der Knochenstaub auf dem heißen Metall landete und einen stechenden Ammoniakgeruch verströmte; die giftigen Sprühkaskaden, die ebenjene Sägen ihr gelegentlich entgegenschleuderten, wenn sie auf weiches Gewebe trafen; und wie das freigelegte Gehirn, nachdem sie die Calvaria von der Schädelbasis abgenommen hatte, sie manchmal an ein großes, hässliches Meeresgetier erinnerte. Die Musik verdrängte auch dieses Gefühl, das sie ständig begleitete, seit sie vor zwei Jahren vierzig geworden war – ein länger werdender Schatten, im Zentrum eiskalt. Es war die Vorstellung, dass auch sie eines Tages an einem Ort wie diesem enden würde: eine leere Hülle, deren einst lebenswichtige Organe herausgeschnitten, gewogen, seziert und dann entsorgt wurden, ihr Gehirn eingelegt und untersucht, die Todesursache bestätigt und schriftlich
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