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Der Totenleser

Der Totenleser

Titel: Der Totenleser
Autoren: Antonio Garrido
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Wissen der Klassiker. Zu ihren Lehrmethoden gehörte ebenfalls die Forschung, weshalb sie in ihren Unterricht die Ergebnisse eigener Untersuchungen einbezogen und so deren Verständnis vertieften. Die einer Akademie zugeordneten Gelehrten erhielten zum Teil eine Wohnung und ein Stipendium,und viele Akademien verfügten über eigene Studentenunterkünfte. Finanziert wurden diese Einrichtungen von hohen Würdenträgern, reichen Kaufleuten und gelegentlich auch vom Staat.
    Die angesehenste und einflussreichste Akademie, Hanlin, wurde zur Ausbildung von wichtigen Hofbeamten und von Archivaren gegründet. Allgemein hatten die wohlhabenden Klassen einen leichteren Zugang zur Bildung, und die Anzahl der gebildeten Frauen in der Oberschicht zeigt, dass die Mädchen in diesen Familien oft eine sorgfältige Erziehung genossen.
    WU-TSO    Bevor sich die Spezialisierung normaler Richter zu Forensikern oder Totenlesern allgemein ausbreitete, bedienten diese sich der Hilfe der Wu-tso , wenig gebildeter Assistenten, die die unangenehmsten Aufgaben wie das Reinigen und Öffnen der Körper, die Entnahme und Musterung der Organe erledigten, während der mit der Untersuchung beauftragte Richter abseits stand und Notizen machte. In der Regel übten die Wu-tso ihre Tätigkeit neben der des Wunderheilers, des Fleischers oder des Schlachthofarbeiters aus.
    XYLOGRAPHIE    Primitive Drucktechnik mit Hilfe von Holzblöcken, in die sowohl der Text als auch die Illustrationengeschnitten wurden. Der zu druckende Inhalt wurde seitenverkehrt von Hand als Relief herausgearbeitet und dann mit Wasserfarbe bestrichen. Durch starkes Reiben wurde die Farbe auf das davor über den Holzblock gelegte Papier übertragen. Das älteste auf diese Weise entstandene Buch ist das am 11. Mai 868 von Wang Jie in China gedruckte Diamant-Sutra .
    Die erste Druckvorrichtung mit beweglichen Lettern auf der Grundlage komplizierter Keramikstempel wurde zwischen 1041 und 1049 von Bi Sheng in China
     gebaut.
    ZEIT    Während das Jahr 1 unserer westlichen Zeitrechnung mit der Geburt Jesu Christi zusammenfällt oder das der islamischen Länder auf den Tag abgestimmt ist, an dem Mohammed im Jahr 622 n.Chr. aus Medina floh, gab es im kaiserlichen China nicht nur einen einzigen Anfang, sondern die Zählung begann jedes Mal, wenn ein neuer Kaiser den Thron bestieg. Außerdem konnte es geschehen, dass nach dem Willen des Kaisers und den Vorgaben der Tierkreiszeichen innerhalb einer Regierungszeit verschiedene Ären ausgerufen wurden.
    So rief der Kaiser Nin Zong während seiner Regierungszeit (1194–1224) vier Ären aus. Die erste von 1195 bis 1200 nannte er Qingyuan , die zweite von 1201 bis 1204 Jiatai , die dritte von 1205 bis 1207 Kaixi und die vierte von 1208 bis zu seinem Tod im Alter von sechsundfünfzig Jahren Jiading .
    Was die Monate anlangte, so war das Jahr in zwölf unterteilt. Es begann mit dem Februar (Monat des ersten Mondes) und endete im Januar (Monat des zwölften Mondes). Außerdem gliederte sich ein Jahr in vierundzwanzig klimatische Phasen.
    Der Tag zerfiel in zwölf Abschnitte namens Shichen . (Eine chinesische Stunde entspricht zwei westlichen Stunden.) Ein Shichen unterteilt sich in acht Ke (fünfzehn Minuten), die aus je fünfzehn Fen bestehen, weshalb ein Fen einer Minute entspricht. Eine halbe Stunde (sechzig Minuten) heißt tschuco , und eine Viertelstunde (dreißig Minuten) Jike .
    Dieser Unterschied ist besonders wichtig, um die Festsetzung der Todesfristen zu verstehen. Das Gesetz schrieb vor, dass zwischen der Anzeige eines Verbrechens und dem Zeitpunkt,da der verantwortliche Richter die Leiche untersuchte, nicht mehr als vier Stunden liegen durften. Da ich, der leichteren Lesbarkeit wegen, im Roman dem westlichen Begriff »Stunde« den Vorzug gegenüber seiner chinesischen Entsprechung Shichen gegeben habe, wäre die maximal zulässige Frist für den Beginn der Untersuchung einer Leiche in Wahrheit vier Shichen , das heißt acht westliche Stunden. Und da die Nachtstunden nicht mitgezählt wurden, verlängerte sich die Frist für den ersten Besuch am Tatort in der Praxis auf bis zu sechzehn westliche Stunden.
    Die Bezeichnung der Stunden und ihre Einteilung war folgendermaßen:
Zi
Stunde der Ratte 23–1 Uhr
Chou
Stunde des Büffels 1–3 Uhr
Yin
Stunde des Tigers 3–5 Uhr
Mao
Stunde des Hasen 5–7 Uhr
Chen
Stunde des Drachens 7–9 Uhr
Si
Stunde der Schlange 9–11 Uhr
Wu
Stunde des Pferdes 11–13 Uhr
Wei
Stunde des Schafs 13–15
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