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Der Totenleser

Titel: Der Totenleser
Autoren: Michael Tsokos
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Michelle Angerer unter einem Vorwand in den Keller gelockt hat.
    Dort dreht er ihr die Hände auf den Rücken, fesselt sie mit Handschellen und benutzt ihren Schal als Knebel. Trotz des absolvierten Selbstverteidigungskurses hat Michelle gegen den fast 1,80 Meter großen und 84 Kilo schweren Jungen keine Chance. Nikolas zerrt der Sieben jährigen Hose und Schlüpfer herunter und vergewaltigt sie. Um die Angst- und Schmerzensschreie des Mädchens verstummen zu lassen, hält er ihr mit einer Hand Mund und Nase zu, worauf sie eine knappe halbe Minute später ohnmächtig zusammensackt. Sehr bald dämmert dem Jugendlichen, dass er wahrscheinlich im Gefängnis landet, wenn er Michelle am Leben lässt. Also nimmt er ein Stromkabel vom Regal, schnürt es zweimal um ihren Hals und erdrosselt sie, bevor sie wieder zu Bewusstsein kommt. Anschließend schleppt er sie in den Kellerverschlag, für den er einen Schlüssel hat, und nimmt dann einen Werkzeugkoffer mit einem Akkuschrauber nach oben in die Wohnung, um damit einen Grund für seinen Gang in den Keller vorzutäuschen.
    Dort erzählt er seiner Schwester und den anderen, er habe Michelle eben vor dem Haus getroffen und ihr Haushaltstücher aus dem Keller geholt, weil sie sich in die Hose gemacht habe. Kurz darauf geht er wieder hin unter in den Keller. Dort wischt er seinem Opfer mit Haushaltstüchern das Blut an Scheide und Anus und den im Todeskampf ausgeschiedenen Urin ab. Um seine Spermaspuren zu beseitigen, reißt er neue Tücher von der Rolle. Anschließend zieht er der Toten die Hosen hoch, legt sie auf den Bauch und verknotet das von ihm um ihren Hals gebundene Kabel eng mit den auf den Rücken gedrückten Füßen. Da blutiger Schaum aus Michelles Mund und Nasenlöchern austritt, wickelt er den weißen Wollschal des Kindes um ihr Gesicht. So zusammengeschnürt, verstaut er das tote Mädchen in einem Umzugskarton. In den wirft er auch die Tücher mit Michelles Blut und Urin. Die Tücher, mit denen er die sichtbaren Spermaspuren von Körper und Boden gewischt hat, stopft er dagegen in die leere Rolle und wirft die Rolle anschließend in ein Gebüsch vor der Haustür. Dann verklebt er den Karton mit weißem Klebeband und umwickelt ihn zusätzlich mit einem weiteren Elektrokabel. Bei all dem beeilt er sich, damit er einigermaßen rechtzeitig zum Essen nach oben kommt, denn er will nicht auffallen.
    Als er in die Wohnung seiner Mutter im fünften Stock zurückkehrt, haben alle anderen schon fertig gegessen. Wenig später ruft Sörens Mutter an und erzählt, dass Michelle Angerer vermisst wird. Sofort beschließt Niko las, einen möglichen Tatverdacht von sich abzulenken, indem er engagiert an der Suchaktion teilnimmt.
    Weil er fürchtet, dass die vielen Polizeibeamten, die inzwischen erschienen sind, im Keller nach dem Mädchen suchen könnten, will er den Karton mit der Leiche lieber an einen sicheren Ort bringen. Deshalb nutzt er einen Moment, in dem niemand auf ihn achtet, und bringt den Karton mit dem Leichnam per Fahrstuhl in den fünften Stock. Dort deponiert er ihn auf dem Balkon und mischt sich anschließend wieder unter das Volk, das sich seit dem Fund von Michelles Fahrrad vor dem Haus versammelt hat.
    Stunden später klingelt die Polizei an der Wohnungstür und findet kurz darauf auf dem Balkon, wonach sie gesucht hat – nur dass die Hoffnung, Michelle würde noch leben, sich nicht erfüllt.
    Als ein knappes halbes Jahr nach der Tat das Landgericht Hamburg in der Strafsache gegen Nikolas Wiedemann Recht zu sprechen hatte, war auch Michelles Mutter anwesend. Sie wollte an der Gerichtsverhandlung teilnehmen, um sich ein Bild davon zu machen, was genau ihrer Tochter widerfahren war, was sie in den letzten Stunden ihres Lebens hatte erleiden müssen. Denn darin sah sie den einzigen möglichen Weg, nicht an ihrem Schmerz zu zerbrechen.
    So sah und hörte sie, wie der Angeklagte sich erhob und verkündete, er wolle jetzt endlich »die ganze Wahr heit« sagen, nachdem er bei der Polizei »rumgelogen« habe. Und sie erlebte mit, wie die Indizien auch das neueste »Geständnis« in mehreren Punkten widerlegten. Diese Indizien, die sich sowohl aus den Widersprüchen in den Angaben des Angeklagten ergaben als auch aus den Zeugenaussagen, dem Faservergleichsgutachten, dem Ergebnis der Obduktion und dem DNA-Gutachten, wurden im Verlauf der Verhandlung von den geladenen Zeugen und Sachverständigen vorgetragen, also auch von mir.
    Aufgrund der Obduktionsresultate ließ
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