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Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Titel: Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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Davis.
    Aber das wollte Mom nicht.
    Die Sache mit dem Strom sollte jetzt so schnell wie möglich über die Bühne gebracht werden.
    Also entschied sie, dass die Tür aufgebrochen werden sollte. Der Elektriker hebelte die Tür mit einem Schraubenzieher aus. Das Holz war so morsch, dass das Schloss kaum noch halt hatte. Alles zerbröselte zu einer faserigen, übel riechenden Masse. Käfer quollen aus dem Holz hervor und krabbelten anschließend über den Boden. Brad trat ein paar von ihnen tot.
    „Hier unten scheint noch länger niemand gewesen zu sein, als im Rest des Hauses“, stellte Davis fest.
    Brad ging mit der Lampe voran. Angst hatte er nicht. Er war jetzt nicht mehr in einem Alter, in dem man sich vor dem Gang in den finsteren Keller fürchtete. Nur dieser Geruch raubte ihm fast den Atem. Modrig und feucht roch es. Wie in einer Gruft. Asseln krochen über die Treppenstufen, brachten sich vor den Füßen der Menschen in Sicherheit und flohen in die Ritzen zwischen den Steinen. Am Fuß der Treppe begann ein Korridor.
    Es gab neben der Tür auch einen Lichtschalter, der offenbar zu einer einsamen Glühbirne an der Decke gehörte. Brad betätigte den Schalter.
    „Alles tot“, sagte er.
    „Ich fürchte, das könnte eine größere Operation werden“, glaubte der Elektriker.
    Dann hatten sie den Sicherungskasten erreicht.
    „Den Strahl genau hier hin, Junge!“, forderte Davis. Brad leuchtete genau dorthin, wohin Davis es verlangte.
    „Können Sie schon was sagen?“, rief Mom, die darauf verzichtet hatte, mit in den Keller zu kommen.
    „Oh, oh“, murmelte der Elektriker nur vor sich hin. Zu einer weitergehenden Diagnose wollte sich Davis im Moment offenbar noch nicht herablassen.
    Plötzlich zuckte ein Blitz die frei an der Decke verlegte Leitung entlang. Funken tanzten und ein bläulicher Schimmer bildete sich wie eine Aura. Die Glühbirne begann zu leuchten. Funken sprühten nun auch aus dem Sicherungskasten heraus. Davis stand wie erstarrt da und wurde von der bläulichen Aura umgeben. Er zitterte, murmelte Worte vor sich hin, die eigenartig dumpf klangen. Stöhnende Laute kamen jetzt aus dem Mund des Elektrikers.
    Dann zerprang die Glühbirne.
    Brads Taschenlampe erlosch ebenfalls. Es war vollkommen finster in dem modrig-kalten Korridor. Nur die bläuliche Aura schwebte jetzt durch die Luft, näherte sich Brad. Dieser fühlte, wie eine Kraft ihn zu Boden schleuderte und niederdrückte. Die blau schimmernde Aura war über ihm. Er wollte schreien, aber nicht ein einziger Laut kam ihm über die Lippen. Brad war wie erstarrt.
    Die blaue Aura löste sich langsam auf.
    Kurz bevor sie ganz verschwand, hatte Brad den Eindruck, eine Stimme zu hören. Aber er verstand die Worte nicht. Im nächsten Moment herrschte vollkommene Finsternis.
    Brad versuchte die Taschenlampe einzuschalten, aber sie funktionierte nicht. Mom kam die Treppe hinunter.
    „Brad, was ist los?“
    „Ich weiß nicht. Ein elektrischer Schlag oder so etwas. Meine Lampe…“
    Mom nahm sie ihm aus der Hand. Sie ließ sich plötzlich wieder einschalten, als ob nichts gewesen wäre.
    Sie leuchtete auf Davis, der stöhnend am Boden lag. Er war unfähig zu sprechen. Seine Augen waren vor Angst geweitet.
    „Wir müssen den Notarzt rufen“, sagte Mom.
    *
    Ein Krankenwagen traf wenig später ein und holte Davis ab. Ein paar Leute aus der Nachbarschaft standen in der Nähe herum, um zu sehen was los war. Unter anderem erschien auch Reverend Donaldson.
    „Das Haus ist alt“, erklärte er. „Das Stromnetz ist sicher renovierungsbedürftig. Dass es so marode ist, hatte ich nicht erwartet. Ich sorge natürlich dafür, dass ein anderer Elektriker sich der Sache annimmt.“
    „Okay“, sagte Mom. „Ich hoffe nur, dass Mister Davis nichts Ernsthaftes geschehen ist…“
    Unter den Schaulustigen, die dem Rettungsteam des
    Krankenwagens dabei zusahen, wie sie Davis abtransportierten, fiel Brad ein Mädchen auf, das auf dieselbe Schule ging wie er. Sie war eine Klasse unter ihm und hieß Lana McKee. Ihren Namen wusste Brad nur deswegen, weil sie den Vorlesewettbewerb auf CountyEbene gewonnen hatte und ihr Name in der Zeitung erwähnt worden war.
    Dass Lana aus Willington kam, war Brad klar gewesen. Sie hatte ja denselben Bus benutzt. Aber er hatte nicht geahnt, dass sie aus diesem Teil des Ortes kam.
    Lana hatte langes, dunkles Haar, das seidig glänzte. Es fiel ihr offen bis über die Schultern. Brad grüßte sie flüchtig. Er hatte eigentlich keine
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