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Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition)
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
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Kommissarin. An der Tür drehte sie sich noch einmal um, lächelte und meinte: »Sie wollten mir erzählen, woher Ihr schöner Name Nürnberger kommt.«
    »Ich habe es nicht vergessen!«
    Als Lena die Tür hinter sich schloss, sah sie, wie die Kommissarin ein Gummibärchen in die Luft warf und es mit dem Mund auffing.
    Unfall hatte sie gesagt. Wirklich?
    April 1969
    »Wo sind die Prüfungsaufgaben?«
    Bernhard Leimer, genannt Flachgesicht trat an den Jungen heran. Sein Kumpan Albert Spitz, dessen Nase wie eine Kartoffel in seinem Gesicht klebte, stand in kurzem Abstand neben ihm, sodass der Junge dessen intensiven Schweiß riechen konnte.
    Langsam zog der Angesprochene einige Bilder aus der Jackentasche. Sein Herz schlug wie verrückt gegen die Rippen. Fest presste er die Lippen aufeinander. Du schaffst es,machte er sich selbst Mut. Er zitterte unmerklich. Am gestrigen Abend war er wie ein Tiger im Käfig in seinem Zimmer auf- und abgelaufen. Immer wieder sprach er die drei Worte: Du schaffst es, du schaffst es!Es war ein Fingerzeig des Himmels gewesen – seine Chance. Er musste sie nutzen.
    »Jetzt«, murmelte er. Und noch einmal: »Jetzt oder nie.«
    Er gab seiner Stimme einen festen Halt, sprach sehr ruhig: »Schau dir zuerst diese kleinen Bildchen an!«
    Das Flachgesicht und sein Kamerad drängten sich neugierig um den Jungen.
    Auf den Gesichtern der Angesprochenen zeigte sich zuerst Erstaunen und dann blankes Entsetzen. »Ich mach dich kalt!«, heulte Flachgesicht auf und versuchte ihm die Bilder aus der Hand zu schlagen. Geschickt wich der Junge aus. »Du glaubst doch nicht, dass ich keine Kopien gemacht habe?«, rief er. Die Hand, die Flachgesicht zum Schlag erhoben hatte, sank herunter. Mit der anderen Hand winkte er seinen Kumpel heran.
    »Los zeig’s ihm! Die Sau hat’s nicht anders verdient.«
    Sein Kollege kam so nahe an den Jungen heran, dass er ihm auf die Füße trat. Der Junge zitterte leicht. Sah Knollengesicht fest in die Augen. Ob der andere sein rasendes Herz hörte?
    »Wenn ich diese Bilder der Polizei zeige, dann seid ihr fällig und wandert beide ins Erziehungsheim, denn …«
    »Verdammte Sau«, heulte das Flachgesicht und machte Anstalten, sich auf den Jungen zu stürzen. Sein Kollege hielt ihn zurück. »Lass das, ich habe keine Lust auf Polizei und Erziehungsheim. Wir haben dich wohl unterschätzt, Kleiner!«
    Flachgesicht stieß alle denkbaren Verwünschungen aus. Der Junge spürte, wie sich in seinem Inneren ein Knoten löste und er stark wurde. Er lächelte, doch diesmal war es nicht ein scheues Lächeln, sondern ein höhnisches, siegesgewisses.
    »Woher hast du diese Bilder?«, schnappte der Kollege.
    Die Stimme des Jungen klang unnatürlich hoch. »Hat mich einige Zeit gekostet. Doch ich wusste ja, dass ihr klaut. Dumm von euch! Ich habe euch beobachtet, bin euch heimlich nachgegangen. Ihr habt euch wie Anfänger benommen. Und ihr habt nicht gemerkt, dass ich fotografiert habe. Meine Agfa-Rapid macht tolle Aufnahmen, sogar ohne Blitz. Ihr habt euch so sicher gefühlt, dabei seid ihr doch schon ein paar Mal bei Diebstählen erwischt worden und habt daher etliche Probleme mit der Polizei. Habe ich recht? Ach, ich vergaß – hier habe ich noch einige Bilder. Der Junge, den ihr zusammengeschlagen habt, hat sich gerne von mir fotografieren lassen. Hier sieht man dich, Knollennase, oh, pardon, Albert, klar und deutlich, wie du ihn im Schwitzkasten hast. Und dich, Bernhard-Flachgesicht, kann man bestens erkennen, wie du ihn ins Gesicht trittst. Verdammt scharfe Bilder, nicht wahr?«
    »Was willst du?«, schnarrte Flachgesicht.
    Der Junge genoss seine neue Stärke. So ging also das Spiel! Das war eine Sprache, die die beiden nur zu gut verstanden. Auf einmal sah er die Angst in den Augen seiner Gegenüber. Das gefiel ihm, es gefiel ihm sogar ausnehmend gut.
    ***
    Das Seminar wollte einfach nicht zu Ende gehen. Alle fünf Minuten sah Lena auf die Uhr. Sie konnte sich auch nicht richtig konzentrieren. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab. Was hatte ein Reporter in der Nacht am Dutzendteich verloren? War er wirklich schwimmen gegangen? Suchte er den Kick, von dem die Kommissarin gesprochen hatte? Die Schwefeldämpfe traten ja nicht immer auf. Stimmte das?
    »Gehst du mit einen Kaffee trinken?«
    Ein Seminarbesucher sprach Lena an. Sie hatte überhaupt nichts vom Vortrag mitbekommen. Auch nicht, dass der Dozent eine Pause machte.
    Sie musste unbedingt auf andere Gedanken kommen. Lena
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