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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
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konnten, wie ihr Proviant reichte und ihre Maschinen liefen. Es gab keinen Ort, wohin sie zurückkehren, nichts, was sie für die Zukunft planen konnten. Aber sie gaben nicht auf. Sie wußten nicht, wie man aufgab. Es müssen einige Monate vergangen sein, bis sie feststellten, daß ihnen eine Laune des Schicksals eine kleine Überlebenschance einräumte.
    Können Sie sich die Empfindungen dieser letzten winzigen Schar Lunarier vorstellen, als sie inmitten der Trostlosigkeit des Mondes stand und zur neuen Welt hinaufstarrte, die über ihren Köpfen am Himmel glänzte? Im Bewußtsein, daß um sie herum, wahrscheinlich sogar im ganzen Universum, kein anderes Leben war? Welche Mühsal nahmen sie auf sich, um jene Reise ohne Wiederkehr ins Unbekannte zu versuchen? Wir können versuchen, es uns vorzustellen, aber wir werden es niemals wissen. Was auch immer sie auf sich nahmen, sie griffen nach dem ihnen dargebotenen Strohhalm und starteten zu dieser Reise.
    Selbst das war nur der Anfang. Als sie aus ihren Schiffen in die fremde Welt hinaustraten, fanden sie sich auf der Erde inmitten einer der unbarmherzigsten Perioden des Konkurrenzkampfes und der Vernichtung wieder. Die Natur regierte mit unbeugsamer Hand. Wilde Tiere durchstreiften den Planeten. Das Klima war aufgrund der gravitationellen Umwälzung durch die Ankunft des Mondes ein einziges Chaos. Möglicherweise wurde ihre Zahl durch unbekannte Krankheiten dezimiert. Es war eine Umwelt, auf die sie durch keine ihrer Erfahrungen vorbereitet wurden. Aber sie weigerten sich immer noch aufzugeben. Sie lernten, wie man in der neuen Welt zurechtkam: Sie lernten, sich durch Jagen und Fallenstellen zu ernähren, mit Speer und Keule zu kämpfen. Sie lernten, die Sprache der Wildnis zu verstehen, und zu interpretieren, wie man sich vor den Elementen schützte. Und als sie in diesen neuen Künsten erfahren waren, wurden sie stärker und wagten sich weiter fort. Der Lebensfunke, den sie mitgebracht und bis dicht an die Grenze des Aussterbens getragen hatten, begann ein zweites Mal hell zu erstrahlen. Schließlich loderte dieser Glanz zu der Flamme auf, die vorher Minerva im Sturm erobert hatte. Sie wurden zu einem fürchterlicheren und schrecklicheren Gegner als alles, was die Erde jemals gesehen hatte. Die Neandertaler hatten niemals eine Chance – sie waren in dem Augenblick zum Untergang verurteilt, als der erste Lunarier seinen Fuß auf die Erde setzte.
    Heute können Sie um sich herum das Ergebnis sehen. Wir sind unbestrittene Herren des Sonnensystems und stehen an der Schwelle des interstellaren Raums, genau wie sie vor fünfzigtausend Jahren.«
    Danchekker stellte sein Glas vorsichtig auf den Tisch und schritt langsam in die Mitte des Saales. Sein ruhiger Blickt glitt von Auge zu Auge. Er schloß: »Und deshalb, meine Herren, erben wir die Sterne.
    Lassen Sie uns also hinausgehen und unser Erbe antreten. Wir gehören einer Tradition an, in der das Wort Niederlage keine Bedeutung hat. Heute die Sterne und morgen die Galaxien. Keine Macht im Universum kann uns aufhalten.«

Epilog
     
     
    Professor Hans Jakob Ziebelmann vom Fachbereich für Paläontologie an der Universität von Genf beendete die Tageseintragung in seinem Tagebuch, schloß das Buch und legte es an seinen Platz in der Blechkassette unter seinem Bett zurück. Er stemmte seine zweihundert Pfund Lebendgewicht in die Höhe, zog die Pfeife aus der Brusttasche seines Tropenhemdes und trat ein paar Schritte durch das Zelt, um die Asche an dem Metallpfosten an der Tür auszuklopfen. Während er eine neue Tabakfüllung in den Pfeifenkopf stopfte, blickte er über die Landschaft des Nordsudans.
    Die Sonne hatte sich direkt über dem Horizont in eine klaffende Wunde verwandelt, aus der blutrote, flüssige Lichtstreifen sickerten, die sich kilometerweit über den nackten Fels ergossen. Das Zelt war eines von dreien, die dicht aneinandergedrängt auf einem schmalen, sandbedeckten Sims standen. Der Sims befand sich nahe der Sohle eines tiefen und steilen Felstales, das mit Ansammlungen von rauhem Gestrüpp und Wüstengras übersät war. Letzteres bildete am Talgrund entlang Büschel, die sich jedoch rasch lichteten, ohne die Hänge zu beiden Seiten erobert zu haben. Unten, auf einem breiteren Sims, standen die zahlreicheren Zelte der einheimischen Arbeiter. Aus dieser Richtung wehten seltsame Düfte herüber, die signalisierten, daß die Zubereitung des Abendessens begonnen hatte. Von noch weiter unten kam das
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