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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
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isoliert. Faktum.
    Zweitens: Heute, fünfundzwanzig Millionen Jahre später erkennen wir zwei Gruppen von Individuen, uns selbst und die Lunarier. Faktum.
    Drittens: Wir und die Lunarier sind identisch. Faktum.
    Wenn wir nun das Prinzip akzeptieren, daß es zu einer Divergenz gekommen sein muß: Was müssen wir schließen? Fragen Sie sich selbst ... Was würde ein Wissenschaftler folgern, der nur mit diesen Fakten und nichts anderem konfrontiert wäre?«
    Danchekker sah sie an, schürzte die Lippen und wippte auf den Absätzen auf und nieder. Stille hüllte den Raum ein und wurde nach ein paar Sekunden unterbrochen, als er leise und tonlos vor sich hin summte.
    »Himmel ...!« Der Ausruf kam von Hunt. Er starrte den Professor in offenem Unglauben an. »Sie konnten nicht voneinander isoliert gewesen sein«, brachte er schließlich langsam und mit schwankender Stimme hervor. »Sie müssen beide von der gleichen ...« Die Worte verklangen.
    Danchekker nickte in offensichtlicher Zufriedenheit. »Vic hat begriffen, was ich meine«, informierte er die Gruppe. »Sehen Sie, der einzige logische Schluß, der aus den gerade von mir aufgezählten Punkten gezogen werden kann, ist dieser: Wenn heute zwei identische Arten erkennbar sind, dann müssen sie von der gleichen isolierten Gruppe stammen. Mit anderen Worten: Wenn zwei Linien getrennt waren und sich verzweigten, dann müssen beide Arten dem gleichen Zweig angehören!«
    »Wie können Sie so etwas behaupten, Chris?« entrüstete sich jemand. »Wir wissen, daß sie verschiedenen Zweigen entstammen.«
    »Was wissen Sie?« flüsterte Danchekker.
    »Nun, ich weiß, daß die Lunarier von dem Zweig stammen, der auf Minerva isoliert war ...«
    »Einverstanden.«
    »... Und ich weiß, daß der Mensch von dem Zweig stammt, der auf der Erde isoliert war.«
    »Woher?«
    Wie ein Pistolenschuß hallte das Echo dieser Frage von den Wänden wider.
    »Nun ... ich ...« Der Sprecher vollführte eine hilflose Geste. »Wie soll ich eine solche Frage beantworten? Es ... ist offensichtlich.«
    »Genau!« Danchekker zeigte erneut seine Zähne. »Sie nehmen es an ... genau wie alle anderen! Das ist Teil der Konditionierung, mit der Sie aufgewachsen sind. Während der ganzen Geschichte der menschlichen Rasse ist es angenommen worden, und es war ganz selbstverständlich – es hat nie einen Grund gegeben, etwas anderes zu vermuten.« Danchekker richtete sich auf und betrachtete die Anwesenden mit einem festen Blick. »Nun wird Ihnen vielleicht die Bedeutung der ganzen Sache klar. Aufgrund der gerade erläuterten Anhaltspunkte stelle ich fest, daß sich die menschliche Rasse überhaupt nicht auf der Erde entwickelte. Sie entstand auf Minerva!«
    »Oh, Chris, wirklich ...«
    »Das wird aber langsam zu dumm ...«
    Danchekker fuhr unerbittlich fort: »Wenn wir akzeptieren, daß es zu einer Divergenz gekommen sein muß, dann müssen auch die Lunarier am gleichen Ort entstanden sein. Und wir wissen bereits, daß sie sich auf Minerva entwickelt haben!«
    Aufgeregtes Murmeln, in das sich Proteste mischte, erfüllte den Raum.
    »Ich stelle fest, daß Charlie nicht nur ein entfernt verwandter Vetter des Menschen ist – er ist unser direkter Vorfahre!« Danchekker wartete nicht auf einen Kommentar, sondern fuhr im gleichen eindringlichen Tonfall fort: »Und ich glaube, ich kann Ihnen eine Erklärung für unseren eigenen Ursprung geben, die in voller Übereinstimmung mit diesen Folgerungen steht.« Abrupt breitete sich Stille im Raum aus. Einige Sekunden lang beobachtete Danchekker seine Kollegen. Als er wieder sprach, hatte seine Stimme einen ruhigeren und sachlicheren Tonfall angenommen.
    »Aus Charlies Bericht über seine letzten Tage wissen wir, daß auf dem Mond einige lebende Lunarier zurückblieben, nachdem die Gefechte vorüber waren. Charlie selbst war einer von ihnen. Er überlebte nicht sehr lange, aber wir können vermuten, daß es noch andere gab – verzweifelte Gruppen, so wie er sie beschrieb –, über die ganze Mondoberfläche verstreut. Viele sind in dem Meteoritensturm auf der Rückseite umgekommen, aber einige waren, wie auch Charlies Gruppe, auf der erdzugewandten Seite. Als Minerva explodierte, entgingen sie der schlimmsten Phase des Bombardements. Selbst viel später, als der Mond schließlich eine stabile Umlaufbahn um die Erde einschlug, war eine Handvoll Überlebender übrig. Sie starrte zur neuen Welt hinauf, die über ihr am Himmel hing. Vermutlich waren einige ihrer Schiffe noch
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