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Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer
Autoren: James P. Hogan
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den Akten gelegt. Damit blieb das Ganymeder-Projekt, das gerade seinen Anfang nahm. Obgleich er noch keine entsprechende offizielle Direktive von der Erde erhalten hatte, fühlte Hunt, daß Caldwell gerade jetzt, wo sich die Aufmerksamkeit von den Lunariern den Ganymedern zuwandte, nicht die gute Gelegenheit nutzlos verstreichen lassen würde, die Hunts Anwesenheit auf Ganymed darstellte. Mit anderen Worten: Es würde noch einige Zeit dauern, bis er sich an Bord eines in Richtung Erde fliegenden Kreuzers wiederfand.
    Einige Wochen nach der Veröffentlichung des vorläufigen Abschlußberichts der UNWO luden die Navkomm-Wissenschaftler auf Ganymed in der Offiziersmesse der Schachtbasis zu einem Festessen ein, um die erfolgreiche Beendigung des größten Teils ihrer Aufgabe zu feiern. Der Abend hatte seine gelockerte und gemütliche Phase erreicht, die mit Zigarren und Likören kommt nachdem der letzte Gang abgeräumt ist. An den Tischen und der Bar saßen und standen Gesprächsgruppen verschiedenster Zusammensetzung, und man begann allerseits, Bieren, Brandys und Rotweinen großzügig zuzusprechen. Hunt stand mit einer Gruppe von Physikern nahe der Bar und diskutierte über die letzten Neuigkeiten bei der Untersuchung des ganymedischen Feldantriebs, während hinter ihnen ein anderer Kreis über die Wahrscheinlichkeit debattierte, daß innerhalb der nächsten zwanzig Jahre eine Weltregierung entstehen würde. Danchekker wirkte den ganzen Abend lang außergewöhnlich ruhig und in sich selbst zurückgezogen.
    »Stellen Sie sich das vor, Vic: Daraus könnte sich die ultimate Waffe der interplanetaren Kriegführung entwickeln«, sagte einer der Physiker. »Sie würde auf den gleichen Funktionsprinzipien wie der Schiffsantrieb basieren, wäre aber wesentlich energiereicher und würde weitaus intensivere und konzentriertere Auswirkungen hervorrufen. Sie würde ein Schwarzes Loch erzeugen, das selbst dann noch weiterbestünde, wenn der Generator, der es erzeugte, hineingefallen ist. Stellen Sie sich das vor – ein künstlich erzeugtes Schwarzes Loch. Auf einen Planeten abgefeuert, fiele es bis zum Zentrum und würde den ganzen Planeten verzehren – und es gäbe keine Möglichkeit, den Untergang aufzuhalten.«
    Hunt machte einen verblüfften Eindruck. »Sie meinen, das würde funktionieren?«
    »Die Theorie behauptet es.«
    »Himmel, wie lange würde es dauern ... einen ganzen Planeten auszulöschen?«
    »Das wissen wir noch nicht, daran arbeiten wir noch. Aber da ist noch mehr als das. Es gibt keinen Grund, warum man nicht einen Stern auf die gleiche Weise vernichten könnte. Wenn man es sich als Waffe vorstellt – eine Schwarzlochbombe könnte ein ganzes Sonnensystem zerstören. Nukleonische Waffen sind dagegen Kinderspielzeuge.«
    Hunt setzte zu einer Erwiderung an, doch eine Stimme aus der Mitte des Raumes unterbrach ihn, schwoll an, um sich über das Gesprächsgeraune hinweg Gehör zu verschaffen. Sie gehörte dem Commander der Schachtbasis, der Ehrengast des Abends war.
    »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit!« rief er. »Ich bitte für einen Augenblick um Ihre Aufmerksamkeit.« Das Gemurmel erstarb, als sich alle Gesichter ihm zuwandten. Er blickte sich um, bis er festgestellt hatte, daß ihm alle zuhörten. »Sie haben mich heute abend eingeladen, damit ich mit Ihnen zusammen den erfolgreichen Abschluß dessen feiern kann, was wahrscheinlich die schwierigsten, verwirrendsten und lohnendsten Bemühungen gewesen sind, die Sie jemals unternommen haben. Sie hatten mit Schwierigkeiten, Widersprüchen und Unstimmigkeiten zu kämpfen, aber das alles gehört nun der Vergangenheit an. Die Arbeit ist getan. Ich gratuliere Ihnen.« Er warf einen Blick auf die Uhr über der Bar. »Es ist Mitternacht – der passende Zeitpunkt, glaube ich, einen Toast auf das Wesen auszubringen, das die ganze Sache in Bewegung gesetzt hat, wo immer es sich befinden mag.« Er hob sein Glas. »Auf Charlie.«
    »Auf Charlie«, ertönte es im Chor.
    »Nein!«
    Die Stimme erscholl aus dem Hintergrund des Raums. Sie klang fest und bestimmt. Alle drehten sich um und starrten Danchekker überrascht an.
    »Nein«, wiederholte der Professor. »Darauf können wir gerade jetzt noch nicht trinken.«
    In seiner Ausdrucksweise fand sich keine Spur von Unsicherheit oder Verlegenheit. Offensichtlich war sein Einwand begründet und wohlüberlegt.
    »Was ist los, Chris?« fragte Hunt und trat von der Bar fort.
    »Ich fürchte, damit ist es noch nicht zu Ende.«
    »Wie
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