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Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel
Autoren: Eva Bellin
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Sicherheit gab: War der Tote wirklich Moritz Mach – oder ein anderer Bursche?
    Ja, er war es! Hatte seinen Eltern einen kurzen Besuch abgestattet und sein Fahrrad abgeholt. Er brauche es in Berlin. Vater und Sohn hatten Streit gehabt. Der Junge war ohne ein Abschiedswort aufgebrochen. Er konnte sehr eigensinnig sein.
    Streit warum? Nichts Besonderes. Ermahnungen des Vaters zu Sparsamkeit. Sohn aufmüpfig und von oben herab. Nun war Mach, dieser ordentliche, angesehen Bürger, starr vor Verzweiflung. Und die Mutter schien sich aufzulösen in Schmerz und Tränen.
    Wedel fuhr persönlich zur Berliner Wohnung von Moritz Mach. Mady Saparonsky nahm er mit. Der Hausmeister schloß die Tür auf. Alles sah sehr gepflegt und ordentlich aus, beinahe zu hübsch für eine Männerwohnung, fand Wedel. Aber was für eine Rolle spielte das jetzt noch?
    Es mußte einen Zusammenhang geben zwischen dem Mord im Grandhotel und diesem Mord. Das Gefühl, etwas stimme nicht mit dem pfiffigen Burschen, er verheimliche etwas, wisse mehr als er sagte, hatte Bernd Wedel sicher nicht getrogen.
    Wedel, Mady und ein weiterer Beamter begannen zu suchen nach einem Etwas. Einem Hinweis, einer Erleuchtung bestenfalls. Es war Mady, die zwischen den Discs herumsuchte, wahrscheinlich eigentlich aus persönlichem Interesse, argwöhnte Wedel. Diese jungen Leute interessieren sich für so was wie Rap und Pop, grauenhaft.
    Aber dann machte sie den Fund: es war ein Zettel mit einer Zahl, einfach zwischen einen Stapel Discs geschoben. Und da wettete dieses Schmuckstück der Kripo doch glatt sämtliche Locken: eine Telefonnummer! Na, klar, wenn's nicht stimmte, ließ sie sich eine Glatze scheren.
    »Vielleicht ja. Eine Freundin. Ein Freund. Die Eltern. Bloß keine überstürzte Euphorie«, warnte Wedel.
    Aber es war der Fund des Jahrhunderts. Die Privatnummer eines gewissen Richard Hornung in Rendsburg. Der Mann lebte dort als achtbarer Bürger und erfolgreicher Unternehmer. Der Blitz schlug ein.
    Es hatte einen anonymen Hinweis auf Richard Hornung gegeben, nachdem das Phantombild ausgestrahlt worden war. Aber es gab viele blödsinnige Tips bei solchen Aktionen, manche aus Wichtigtuerei, einige aus Rache für irgendeine Kränkung. Sie hatten jedenfalls diesen Hinweis auf einen seriösen Geschäftsmann in Rendsburg nicht ernst genommen.
    Aber jetzt! Wedel rief die Nummer an. Frau Hornung war am Apparat. Die Gattin. Ihr Mann sei im Büro, sagte sie. Ob sie helfen könne?
    Wedel erklärte vorsichtig, es handele sich um die Suche nach Zeugen in einem Fall, in dem man nicht recht weiterkomme. Nur zu Informationszwecken. Sei Herr Hornung um den sechsten September herum in Berlin gewesen und habe im Grandhotel übernachtet?
    Sie überlegte und sagte, ihr Mann sei möglicherweise in Berlin gewesen. Mit Sicherheit habe er in diesem Falle aber nicht im Grandhotel übernachtet, sondern im Kempinski, wo er in Berlin immer wohne.
    »Aber fragen sie ihn besser selber noch. Ich gebe Ihnen die Nummer des Betriebes. Haben Sie etwas zum Schreiben?«
    Wedel bedankte sich.
    »Die Auskunft genügt aber höchstwahrscheinlich schon. Vielen Dank nochmals!«
    Es war ja wirklich kaum zu glauben, daß hier ein Zusammenhang bestand. Da hatten Jagdeifer und Hoffnung ihm wieder einen Streich gespielt. Oder nicht? Das merkwürdige Gefühl blieb. Darauf konnte er sich eigentlich meistens verlassen.
    Lucie war beunruhigt. Sie rief sofort Richard im Büro an.
    »Ein Kriminalkommissar aus Berlin hat angerufen. Wollte wissen, ob du um den sechsten September herum im Grandhotel übernachtet hättest. Ich habe gesagt, wenn überhaupt in dieser Zeit, dann im Kempi. Richtig?«
    »Richtig, Lucie. Hat er gesagt, warum er das wissen wollte?«
    »Irgendein Fall. Sie suchen Zeugen, sagte er.«
    »Na schön. Wie geht's dir heute? Was macht die Schulter?«
    »Besser. Tut kaum noch weh. Das Mittel ist doch gar nicht so übel. Sag mal, Richard, im Grandhotel – ist da nicht vor kurzer Zeit dieser Mord passiert?«
    »Ach ja. Mir ist beinahe so. Aber damit kann der Anruf ja wohl kaum zusammenhängen.«
    »Also, tschüs, Lieber. Sei fleißig.«
    »Tschüs, meine Lucie.«
    Sie legten auf. Seine Hände zitterten. Es war der blanke Schock. Nur gut, daß er die Nachricht am Telefon gehört hatte. Er war bestimmt leichenblaß. Lucie hätte ihm den Schrecken und das schlechte Gewissen an der Nasenspitze angesehen.
    Sie hatten ihn! Nein, sie hatten ihn nicht. Aber er wurde verdächtigt, und das war der Anfang vom
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