Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel
Autoren: Eva Bellin
Vom Netzwerk:
gewöhnten sich wohl leicht daran, anderer Leute Geld hinauszuschmeißen. Sie nahmen es als Tribut für ihre gottgegebenen Vorzüge, für das Geschenk, das sie selbst darstellten.
    Britta lächelte, und Richard lächelte zurück.
    »Das war eine Jahrhundert-Idee von dir, nach Germany zu kommen, Bribri«, sagte er.
    »Ich hatte solche Sehnsucht nach dir, Ricki«, versicherte sie. Und wer wollte nachweisen, daß sie log? Er glaubte ihr nur zu gern in diesem Moment. Gesättigt, entspannt, sehr glücklich.
    »Du wirst noch mehr Sehnsucht kriegen, wenn du in Manhattan hinter dem Schreibtisch hockst. Wart nur ab.«
    »Aber du wirst es auch nicht ganz leicht verkraften diesmal, Ricki!«
    »Wir können es wiederholen.«
    »Du schaffst es ja nicht einmal für drei Tage.«
    »Hör zu, bleib hier. Amüsier dich, guck dir die Stadt an, kauf dir was Nettes. Am Dienstag komme ich für drei Tage wieder her. Am Wochenende muß ich zu Hause sein. Ich bin nicht direkt ein Pantoffelheld, aber es gibt Verpflichtungen, die ich nicht umgehen kann. Bleib hier. Bitte!«
    »Das wird dich einiges kosten, Ricki.«
    »Du weißt, daß es mir viel mehr wert ist.«
    »Ist es das? Also … ich wollte sowieso nicht gleich wieder losdüsen. Berlin ist immerhin interessant geworden. Und irgendwo müßte hier sogar noch eine alte Freundin sitzen. Ich werde ins Telefonbuch schauen.«
    »Du bleibst also, Bribri? Du wartest auf mich?«
    »Okay, aber nur, wenn du mich gleich mit aller Wucht küßt und anfaßt und so.«
    Eigentlich wußte er gar nichts von Britta. Außer dem, was sie ihm erzählte. Log sie? Egal. Sie war sehr süß und sehr sexy, und das war alles, was er wissen mußte. Sie bewegte sich weich und gelenkig. Ihre Glieder waren zierlich, aber nicht knochig. Fest und weich.
    Von Anfang an hatte die Chemie zwischen ihnen gestimmt, die intensive Erregung ähnelte manchmal fast der Wut. Er wollte mehr von ihr, jedes verborgene Stück Haut, die Wärme und die Feuchtigkeit. Ihre Hingabe.
    Lucie durfte es nie erfahren. Nie. Er würde es irgendwie wiedergutmachen. Sie hatte es nicht verdient. Aber das war jetzt egal. Es gab nur diese Gegenwart für Richard Hornung. Jetzt, hier, alles. O ihr Götter!
    Lucie war wie immer: freundlich und etwas distanziert. Sie hatte bestimmt keinen Verdacht geschöpft. Warum sollte sie auch? Er war ihr stets ein treuer und aufmerksamer Ehemann gewesen, von wenigen kleinen Ausrutschern abgesehen.
    Diesmal, mit Bribri, war es plötzlich gefährlich geworden, für Lucie, für ihn selber. Auch für Bribri? Doch er war sicher, daß er es wieder in den Griff bekommen würde.
    Notfalls konnten sie sich noch einmal in New York treffen. Das würde sich allerdings nicht ganz einfach einrichten lassen. Eine Geschäftsreise in die USA war nicht alltäglich. Seine Frau mischte sich nicht ein, wurde nicht aktiv, saß nicht einmal im Beirat der Firma. Aber sie war wachsam, wenn es um die Firma ging, wollte immer unterrichtet werden, nicht unbedingt, um ihn zu kontrollieren, das wohl nicht. Oder vielleicht doch? Hatte sie das dem Alten auf seinem Totenbett gar versprechen müssen?
    Sein Schwiegervater hatte ihn nie gemocht. »Ich weiß auch gar nicht, warum Lucie sich so 'nen alten Knacker nimmt«, hatte er oft gesagt.
    Die moderneren Methoden, die Richard gern einführen wollte, hatten dem Senior auch nicht gepaßt. Der hatte nicht mal an Computer rangewollt. Dabei hätte er es wirklich schlechter treffen können mit einem Schwiegersohn.
    Erstens war Lucie nicht gerade eine Schönheit gewesen. Sie war eher der Typ Dame, der im etwas reiferem Alter an Attraktivität zulegte und bei dem man die teure Kleidung und den eleganten Rahmen als zugehörig betrachtete.
    Lucie hatte einen guten Charakter. Aber es war wohl doch besser, sie nicht auf die Probe zu stellen. Ohne Frage ähnelte sie im Wesen ihrem Vater. Die Mutter, dieses schüchterne Weibchen, hatte wohl nichts zum Weitergeben gehabt. Sie war sang- und klanglos an Krebs gestorben.
    Zweitens hatte Richard Betriebswirtschaft studiert, war also einschlägig vorgebildet. Mancher hätte sich nach so einem Schwiegersohn die Finger geleckt. Der Alte nicht. Aber Lucie hatte ihren Kopf durchgesetzt. Ihr war der Alte nicht gewachsen.
    Richard hatte als Trainee bei der Bank gearbeitet, als er Lucie im Tennisclub kennenlernte. Daß sie die einzige Tochter eines erfolgreichen Unternehmers war, hatte seine Begeisterung durchaus beflügelt. Es war keine Liebe gewesen. Doch im Laufe der Jahre war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher