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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Kari Köster-Lösche
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von Oberwachtmeister Jung die Kleiderkammer zeigen und suchen Sie heraus, was Sie brauchen. Anschließend legen Sie Jung die Sachen vor und lassen sie billigen. Einen Degen kriegen Sie erst, wenn Sie sich bewährt haben.«
    Wieder nickte Asmus, dann fiel ihm zum Glück noch ein, dass er zu bestätigen hatte. »Jawohl, Hauptwachtmeister Sinkwitz.«
    Inzwischen war ein junger Mann eingetroffen, der mit den Ellenbogen auf dem Tresen, das Kinn in die Hände gestützt, herumlümmelte, ohne von Jung zurechtgewiesen zu werden. Seine braune Schulterklappe mit silbernem Riegel wies ihn als Wachtmeister aus, der schon mehr als vier Jahre Dienst schob.
    »Unser neuer Kamerad, moin, moin«, sagte er freundlich und kam mit ausgestreckter Hand auf Asmus zu. »Ich bin Lorns Matthiesen.«
    Ein unerwarteter Lichtblick. Außerdem der Sprache nach endlich ein Einheimischer, genauso groß wie Asmus. Er lächelte zurückhaltend und stellte sich selbst vor. »Ich soll von Ihnen, Herr Oberwachtmeister Jung, zur Kleiderkammer gebracht werden«, meinte er dann.
    »Oh, das kann Lorns machen. Aber gib ihm keinen Degen!« Der Befehl galt Matthiesen.
    »Keinen Degen?«, fragte der Wachtmeister verblüfft. »Wieso das denn nicht? Unsere Ladendiebe lachen ihn doch aus, wenn er unbewaffnet ist.«
    »Befehl von Sinkwitz.«
    »Aha«, grummelte Matthiesen, und Asmus konnte ihm ansehen, dass es ihm nicht recht war. Dann winkte er ihn schon mit sich.
    Die Kleiderkammer war ein kleines Gelass. Auf Regalen befanden sich grüne, zum Teil blass gewaschene Uniformen und eine Reihe schwarzer Tschakos. Als Asmus sich umgezogen hatte, raunte Matthiesen ihm zu: »Wir gehen jetzt gemeinsam auf Streife. Bestehen Sie darauf! Gemeinsam!«
    Was mochte das wohl heißen, überlegte Asmus, aber zum Nachfragen blieb keine Zeit.
    Als sie wieder in der Wache ankamen, sah Jung nur kurz von dem Journal auf, in dem er schrieb. »Du kannst mich beim Eintragen der Vorfälle ablösen, Lorns, und Asmus sieht sich draußen um.«
    Asmus begriff schnell. Jung wollte ihn allein durch die Stadt schicken. »Könnte ich einen Stadtplan bekommen, damit ich mich in Westerland orientieren kann?«
    »Stadtplan?« Jung wirkte ratlos.
    »Ja, jede aufstrebende Stadt hat einen.« Asmus breitete die Arme aus, als ob er jemanden umarmen wollte, um die Größe anzugeben.
    »Oberwachtmeister, wie würde das denn aussehen«, griff Matthiesen gepeinigt ein, »wenn ein Polizist auf dem Stadtplan nachsehen muss, wo sich die Wache befindet? Oder gar Passanten fragt, wie er zu ihr zurückkommt. Der macht sich doch sofort bei unserer langfingerigen Kundschaft lächerlich. Ein Schupo ohne Degen, aber mit Stadtplan! Das würde nicht einmal HWM Sinkwitz gutheißen.«
    »Sag gefälligst nicht immer HWM«, schnauzte Jung und verfiel in Nachdenken. »Ja, gut«, gab er dann widerstrebend zu, »an diesem ersten Tag zeigst du ihm das Revier, aber das muss reichen. Ich hoffe, er begreift schnell genug. Und beeilt euch. Ich und Jep müssen nachher los, um den Fall ›ohne Namen‹ zu klären.«
    Matthiesen blinzelte Asmus zu, salutierte und wandte sich Richtung Ausgang. Asmus folgte ihm auf den Fersen.
    Draußen auf der Straße stieß Matthiesen einen Stoßseufzer aus. »Ich habe überhaupt keine Angst, dass Sie das Revier nicht schnell genug in den Kopf kriegen, so schlau, wie Sie den Jung in die Enge getrieben haben.«
    Asmus nickte schweigend. Die Zusammensetzung derPolizisten dieser Wache schien schon auf den ersten Blick kompliziert, jetzt noch viel mehr. Er hatte seine Leute in Rostock zu einer Gruppe zusammengeschmiedet, in der es Grabenkämpfe nicht gab. Nichts war schädlicher für die Arbeit. Aber er hütete sich, sich zu offen mit jemandem zu solidarisieren, das wäre sehr unklug gewesen. Dabei schien Matthiesen ein argloser, williger Kollege zu sein.
    Matthiesen erwartete keine Antwort. »Vor dem Jung muss man sich in Acht nehmen. Er ist brandehrgeizig und will Karriere um jeden Preis machen, allerdings nicht, indem er erfolgreiche Arbeit leistet. Er schreibt nicht gerne. Wenn ich auf seinen Befehl eingegangen wäre, wäre er in der gleichen Minute bei Sinkwitz gewesen, um ihm wieder einmal in den Arsch zu kriechen. Er findet immer Möglichkeiten, andere herabzusetzen. Er ist ein geborener Denunziant, verstehst du?«
    Asmus lächelte unwillkürlich.
    »Verzeihung. Verstehen Sie, wollte ich sagen. Sie sollen Kriminaloberinspektor mit vielen Erfolgen gewesen sein.«
    »Lass mal«, erklärte Asmus, der sich
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