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Der Toeter und andere Erzaehlungen

Der Toeter und andere Erzaehlungen

Titel: Der Toeter und andere Erzaehlungen
Autoren: Veijo Meri
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her, in großen Filzstiefeln und fellmützengroßen Hundslederhandschuhn. Den halben Weg hatte sie geschaf, weiter ging es nicht. Sie blieb stehn, um auf Siltala zu warten. Der war so verdattert, daß er blieb wo er war, beide standen sie da. Das Mädchen setzte ihren Weg fort, zwanzig dreißig Meter, und blieb wieder stehn. Das erste Mal konnte ein Zufall gewesen sein, aber wenn er auch jetzt wieder ebenso stehn blieb, mußte es aussehn, als wäre er ein Angsthase. Er mußte weiter. – Guten Abend, sagte das Mädchen. Kann ich mich ein bißchen bei euch aufwärmen kommen? Sie ging neben ihm her und ging mit ins Haus. Dort war alles noch auf den Beinen, obwohl es schon über eins war. Die Kuh hatte gekalbt. Das Mädchen fragte, ob sie sich aufwärmen dürfe. Das wurde erlaubt und sie bekam auch Kaffee. Die Eltern und Schwestern hatten natürlich bemerkt, daß der Junge das Mädchen im Auge hatte, und sie dachten jetzt, er habe nähere Bekanntschaf mit ihr gemacht. Sie behandelten sie zuvorkommend. Die Schwestern unterhielten sich mit ihr über Kühe und übers Kalben. Und weil sie vom Fach war, machte sie einen guten Eindruck auf alle.
    – Ach, Kindchen, sagte die Mutter zu ihr. Ich bin
ja so froh. Ich bin ja so froh!
– Worüber? fragte das Mädchen.
    – Deinetwegen natürlich und wegen Ilmari natürlich auch. Der huckt doch immer so für sich allein. Sie hatte sich Sorgen gemacht, daß Ilmari es nie zu einer Frau bringen würde. Er war schon an die vierzig.
    Dem Mädchen wurde in der Eckkammer das Bett gerichtet, aber die Kammer war kalt und mußte erst geheizt werden. Sie wollte gehn, brachte es dann aber doch nicht über sich, weil man ihretwegen den Ofen angeheizt hatte. Sie blieb da und schlief in der Kammer. Im Bett fürchtete sie sich vor Ilmari, daß er kommen und sich zu ihr legen könnte. Sie schlief bis in den Mittag. Das Morgenmelken fiel aus an dem Morgen, und auch am folgenden, denn als sie am Nachmittag zum Arbeitsplatz kam – Ilmari fuhr sie hin, natürlich nicht bis auf den Hof, einen Kilometer davor ließ er sie aussteigen – empfing man sie grantig. Am grantigsten war der Alte, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, sie zu piesacken. Aus einer Art verdrehter Zuneigung.
    – Mich werdet ihr bald los, sagte sie, packte ihre Sachen zusammen und ging.
    Sie hatte vor, zur Bushaltesteile zu gehn und nach Hause zu fahren, zurück zu ihren Leuten. Sie hatte das Ganze hier satt, den Alten, und Ilmari und die weiten Wege zu den Tanzplätzen. Aber Ilmari erwartete sie am selben Platz, wo sie ausgestiegen war. Er schlug die Schlittendecke zurück, machte ihr neben sich Platz, und sie stieg zu ihm hinauf. Die Koffer wären am Weg stehn geblieben. Ilmari erinnerte sich dran und holte sie in den Schlitten. Durch all das wurde Ilmari nicht gesprächiger. Den besten Beweis dafür liefert ein Vorfall, der sich einen Winter bei der Feldscheune abspielte. Es stiemte. Der Wind setzte der großen Hoffichte so zu, daß Ilmari, als er zur Abendfütterung über den Hof ging, zusammenfuhr, weil er dachte, sie sei verschwunden. Sie war so stark nach links übergeneigt und der Wind drückte so gewaltig drauf ohne einen Augenblick locker zu lassen, daß sie nicht mehr aufkam. Die Außengebäude hoben sich dann und wann in der Dunkelheit gegen das Schneegestöber ab. Er drehte sich zum Wind und arbeitete sich zum Stall hin. Er lag genauso schräg wie die Fichte, nur in entgegengesetzter Richtung. Der Schnee fegte waagerecht dicht über den Boden hin. Und wahrscheinlich so weiter über den Hof, den Weg, die Felder, geradenwegs ins Nachbardorf und durchs Dorf hindurch ins nächste und übernächste –, bis zur Windstille, wo er sich zu einem riesigen Berg aufürmte. Der Stall stand an seinem Platz und die Pferde waren im Stall. Er warf ihnen Heu vor, warf Streu in die Boxen, und verriegelte sorgfältig die Tür. Dann stapfe er zur Feldscheune hinüber um nachzusehn, ob der Wind nicht die Tore aufgerissen, und das Heu in den Schnee und den Schnee in die Scheune gekehrt habe. Die Scheune lag einen halben Kilometer weit ab am Ende des Feldes. An einigen Stellen ging ihm der Schnee bis zum Knie. Als er zur Scheune kam, sah er eine riesige viereckige schwarze Öffnung in der „Wand. Das Tor war auf. Auf das Tor zu wand sich eine schwache Schlittenspur. In der Scheune stand ein Leiterschlitten, vollbeladen. Einer der Männer warf von oben Heu herab, der andere verteilte es auf dem Fuder. – Nur man zu, von dem bißchen nimmt
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