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Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel
Autoren: Agatha Christie
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strebte er nicht dem »Hi r schen«, zu, sondern lenkte seine Schritte dem weißen Haus zu, in dem Lynn Marchmont wohnte.
    Es war ein herrlicher Tag, ein sommerlicher Frühling s morgen mit jener Frische, die dem Hochsommermorgen fehlt.
    Poirot bog in den Pfad ein, der zu Mrs Marchmonts Haus führte. In einem Liegestuhl unter dem mächtigen Apfelbaum im Garten lag Lynn Marchmont.
    Sie sprang erschrocken auf, als sie eine höfliche Stimme neben sich »guten Morgen«, sagen hörte.
    »Oh, haben Sie mich erschreckt, Monsieur Poirot. Sie sind also noch immer hier?«
    »Ich bin noch immer hier – allerdings.«
    »Bedeutet dies, dass Sie mit dem Gang der Dinge nicht zufrieden sind?«, fragte Lynn mit hoffnungsfroher Sti m me. »Ich meine, nicht zufrieden damit, dass man David eingesperrt hat?«
    »Sie wünschen sich sehr, dass er unschuldig sein möge, nicht wahr?«
    Hercule Poirots Stimme klang sanft.
    »Ich will nur nicht, dass ein Unschuldiger gehängt wird«, wehrte Lynn ab. »Aber die Polizei ist voreing e nommen. Weil er sich trotzig gebärdet, halten sie ihn für schuldig.«
    »Sie tun der Polizei unrecht. Die Geschworenen fällten das Urteil: schuldig, also musste die Polizei David Hunter in Haft nehmen. Aber ich kann Ihnen verraten, dass sie weit davon entfernt sind, sich mit der Lage abzufinden.«
    »Sie lassen ihn vielleicht frei?«
    Poirot zuckte vielsagend die Achseln.
    »Wen verdächtigt man denn, Monsieur Poirot?«
    »Man hat eine Frau in der betreffenden Nacht am Ta t ort gesehen.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, rief Lynn aus. »Als wir glaubten, der Fremde sei Robert Underhay, schien alles so einfach. Warum hat dieser Major Porter denn behauptet, er sei Underhay, wenn er es gar nicht war? Und warum hat er sich erschossen? Wir sind wieder da, wo wir angefangen haben.«
    »Sie sind jetzt schon der dritte Mensch, der das sagt«, stellte Poirot fest.
    »Ja?« Sie schaute fragend zu dem Detektiv auf. »Was gedenken Sie zu tun, Monsieur Poirot?«
    »Ich gedenke, nach Furrowbank hinaufzugehen, und ich möchte Sie auffordern, mich zu begleiten«, erwiderte Poirot, obwohl er sehr gut verstand, dass Lynn ihre Frage anders gemeint hatte.
    »Nach Furrowbank? Ich war gestern oben und habe Rosaleen gefragt, ob ich ihr in irgendeiner Beziehung behilflich sein könnte. Sie hat mich angesehen und gesagt: ›Sie! Ausgerechnet Sie!‹ Ich glaube, sie hasst mich.«
    »Zeigen Sie sich großmütig und verständnisvoll«, erw i derte Poirot. »Rosaleen Cloade tut mir Leid. Ich würde ihr gern helfen. Selbst jetzt noch, wenn sie auf mich h ö ren wollte – «
    Mit einem plötzlichen Entschluss richtete er sich auf.
    »Kommen Sie, Mademoiselle, gehen wir nach Furro w bank.«

30
     
    D as Dienstmädchen empfing sie mit der Mitte i lung, dass Madame noch nicht aufgestanden sei und sie nicht wisse, ob sie die Herrschaften zu empfangen wünsche.
    Poirot blickte sich in dem Salon um. Er war teuer und gut eingerichtet, doch fehlte dem Raum jegliche persönl i che Note.
    Rosaleen Cloade hatte offensichtlich in Furrowbank gewohnt, wie ein Fremder in einem guten Hotel wohnt.
    »Ob wohl auch die andere – «, murmelte Poirot, aber er vollendete den Satz nicht.
    Das Mädchen kam ins Zimmer gerannt, Entsetzen in den Augen, und rief: »O Miss Marchmont, Madame liegt oben… es ist schrecklich… sie rührt sich nicht, und ich kann sie nicht wachkriegen, und ihre Hände sind so kalt.«
    Ohne eine Sekunde zu verlieren, lief Poirot die Treppe hinauf. Lynn und das Mädchen folgten. Oben deutete das Mädchen auf eine der Türen.
    Es war ein prachtvoll ausgestattetes Zimmer. Die So n ne schien hell durch die weit offenen Fenster herein und überglänzte die kostbaren pastellfarbenen Teppiche.
    In dem großen geschnitzten Bett lag Rosaleen Cloade. Die langen Wimpern hoben sich von den blassen Wa n gen ab. Sie hielt ein zerknülltes Taschentuch in der Hand und sah aus wie ein trauriges Kind, das sich in den Schlaf geweint hat.
    Poirot fühlte ihren Puls. Er sah seine Befürchtungen bestätigt.
    »Sie muss im Schlaf gestorben sein«, sagte er leise zu Lynn. »Es scheint schon einige Zeit her zu sein.«
    »Was sollen wir nur tun? Was sollen wir nur tun?«, jammerte das Mädchen.
    »Wer war ihr Arzt?«, erkundigte sich Poirot kurz.
    »Onkel Lionel«, antwortete Lynn.
    »Rufen Sie Dr. Cloade an«, befahl er dem schluchze n den Mädchen, das sofort das Schlafzimmer verließ, um seine Anordnung auszuführen.
    Poirot sah sich um. Auf dem
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