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Der Todesflug der Cargo 03

Der Todesflug der Cargo 03

Titel: Der Todesflug der Cargo 03
Autoren: Clive Cussler
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machen…«
    »Wie liegen wir im Kurs?« fragte Vylander.
    »227 Grad Südwest«, gab Hoffman zur Auskunft. »Wir haben eine Abweichung von fast achtzig Grad vom festgelegten Kurs.«
    Vylander nickte ernst und schweigend. Es gab nichts mehr zu sagen in dieser Situation. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetztdem Bemühen, die Cargo 03 durch geschickte Änderungen an der Leistung der verbliebenen drei Motoren im Gleichgewicht zu halten. Den raschen Sinkflug der Maschine konnte das nicht aufhalten. Auch wenn alle drei Motoren auf volle Kraft gebracht worden wären, gab es keine Möglichkeit, den rapiden Höhenverlust des schwerbeladenen Frachtflugzeugs auszugleichen. Sie waren dazu verurteilt, teilnahmslos dazusitzen und den flachen Gleitflug zu verfolgen, den die aus der Kontrolle geratene riesige Maschine vollzog.
    Recht bald begann die Cargo 03, in die Täler der Colorado Rokkies einzutauchen. Seitlich, auf gleicher Höhe, konnte man die über 4000 Meter hohen Bergspitzen unterscheiden. Die Baumspitzen, die durch die dicke Schneeschicht brachen, waren deutlich zu erkennen. Kopilot Gold schaltete jetzt die Landescheinwerfer ein. Angestrengt versuchte er, durch die Scheiben der Kanzel einen Landegrund für die Notlandung auszumachen. Hoffman und Burns saßen reglos auf ihren Sitzen. Mit einem Gefühl von Hoffnung und Verzweiflung warteten sie gespannt auf den unvermeidlichen Aufprall der Maschine in diesem wilden, zerklüfteten Gelände.
    Der Höhenmesser war jetzt auf dreitausend Meter gesunken. Es war ein Wunder, dachte Vylander, dass sie überhaupt so tief heruntergekommen waren, ohne an einem Gipfel oder einer Felswand zu zerschellen. Jäh tat sich vor ihnen, während die Cargo 03 im Gleitflug immer tiefer schwebte, eine Waldlichtung auf. Die Baumwipfel wichen zur Seite, und die Landescheinwerfer beleuchteten eine ebene, schneebedeckte Fläche.
    »Eine Wiese!« schrie Gold. »Wir kriegen eine Wiese. Eine phantastische, wunderbare Bergwiese, fünf Grad Steuerbord.«
    »Okay«, bestätigte Vylander. Er korrigierte den Kurs der Transportmaschine, indem er die Drosselklappen betätigte. Für die sonst bei Landungen übliche Checkliste war keine Zeit. Es ging jetzt um Leben und Tod. Die Mannschaft wußte nur zu gut, daß sie eine dramatische Bruchlandung vor sich hatte. Es würde der letzte Versuch sein, den abenteuerlichen Flug der Cargo 03 lebend zu überstehen.
    Unterhalb der Nase des Cockpits glitt die weißverschneite Fläche entlang wie ein Teppich, der immer näher kam. Kopilot Gold stellte die Zündung und alle noch verbliebenen elektrischen Kontakte ab. Sie waren jetzt nur noch drei Meter vom Boden entfernt. Das Herz stand ihnen still, als sie vernahmen, wie das Geräusch der drei Motoren plötzlich erstarb. Der dunkle Schatten, den die Maschine im Mondlicht auf den hellen Untergrund zeichnete, wurde größer. Dann vereinigte er sich mit dem niedergehenden Rumpf.
    Der Aufprall war weniger schlimm, als sie befürchtet hatten. Sanft berührte der Bauch des Flugzeugs zwei oder drei Mal den Schneeteppich. Dann begann die Maschine mit hoher Geschwindigkeit wie ein gigantischer Ski auf dem Schnee dahinzugleiten. Die nächsten Sekunden, während die Maschine außerhalb jeder Kontrolle, nur der Schwerkraft gehorchend, über das nur schemenhaft erkennbare Schneefeld schlitterte, waren qualvoll. Dann plötzlich kam der mächtige metallene Rumpf zum Stillstand. Ein tiefes, unheilvolles Schweigen erfüllte das Cockpit.
    Der erste, der seine Sprache wiederfand, war Burns. »Gott im Himmel!« flüsterte er heiser. Seine Lippen zitterten. »Wir haben es geschafft!« Durch die mit dicken Schneemassen bedeckten Scheiben versuchte er, einen Blick nach draußen zu erhäschen. Aber die Schneewand war undurchdringlich. Langsam wandte sich Burns zu Vylander um. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen. Aber er bekam keinen Ton heraus. Burns Gesicht war aschfahl, als ihm bewußt wurde, dass in diesem Moment Furchtbares und Unvorstellbares mit der im Schnee versunkenen Maschine vor sich ging. Das Wrack barst und sank. Wie von Geisterhand verwandelte sich das weiße Leinentuch, das sich über das Cockpit der Maschine gelegt hatte, in eine massive Wand nachtschwarzen Eises. Vylanders letzter Gedanke war, dass die Cargo 03 und ihre Mannschaft jetzt das Grabgewölbe gefunden hatten, das ihnen ein unergründliches Schicksal vorbestimmt hatte. Dann umfing ihn ein dunkles, seelenloses Nichts.
    Im Hauptquartier der Marine in Washington
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