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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger
Autoren: Clive Cussler
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unter griechischer Flagge. Von Till erkannte seine Chance. Flugs beantragte er die griechische Staatsbürgerschaft und wurde Generaldirektor der
Minerva Lines.
Die Gesellschaft stand damals kurz vor dem Bankrott. Von Till krempelte das ganze Unternehmen um und verwandelte es unbemerkt in eine Gangsterorganisation, die unter Umgehung des Versailler Vertrages Waffen und wichtiges Kriegsmaterial nach Deutschland schmuggelte. Von daher kannten Sie von Till auch; Sie halfen mit, dessen Organisation aufzubauen. Zunächst klappte alles wie am Schnürchen. Doch von Till war ein weitblickender Mann. Er erkannte, daß die Achsenmächte den Krieg zuletzt verlieren würden, und deshalb verbündete er sich schon frühzeitig mit den Alliierten.«
    »Ich sehe den Zusammenhang nicht«, schaltete Darius sich ein. Er begann Interesse zu zeigen. Das mußte Pitt ausnutzen.
    »Das ist der Clou der Sache. Ihr Boß, Darius, überläßt nur ungern etwas dem Zufall. Ein weniger intelligenter Mann hätte an seiner Stelle gegen Kriegsende einfach versucht unterzutauchen. Doch das war nicht Admiral Erich Heiberts Sache. Er hatte einen besseren Plan in der Tasche. Irgendwie durchbrach er die feindlichen Linien und rettete sich nach England, wo der echte von Till lebte. Heibert brachte ihn kurzerhand um und nahm seine Identität an.«
    »Wie war das möglich?« fragte Darius skeptisch.
    »Heibert hatte alles aufs exakteste vorbereitet. Er war von etwa der gleichen Größe und Statur wie von Till. So brauchte er sich nur ein paar kleinen Gesichtsoperationen zu unterziehen und sich von Tills Gesten und Sprechweise anzugewöhnen, und schon konnte er in dessen Haut schlüpfen. Warum nicht? Enge Freunde existierten nicht; von Till war immer ein Einzelgänger gewesen. Kinder hatte er auch keine gehabt, und seine Frau war schon lange tot.
    Der einzige nähere Verwandte von Tills war ein Neffe, der in Griechenland geboren und aufgewachsen war. Selbst dieser Neffe bemerkte jahrelang nichts von dem Rollentausch. Als er dann schließlich doch dahinterkam, kostete ihn das das Leben.
    Ein Kinderspiel für einen professionellen Killer wie Heibert. Er brachte den Neffen und dessen Frau bei einem vorgetäuschten Bootsunfall ums Leben. Teri dagegen, ihre kleine Tochter, ließ er ungeschoren. Nicht, weil er sie gemocht oder weil er Mitleid mit ihr gehabt hätte. Er brauchte sie für seine Imagepflege: Es kam ihm gerade gelegen, als gütiger, fürsorglicher Großonkel aufzutreten.«
    Abermals ließ Pitt einen verstohlenen Blick über Wachtposten und Tauchboot gleiten. Dann fuhr er fort: »In der ersten Zeit war der Schmuggel für Sie, Heibert, nur von untergeordneter Bedeutung. Ihr raffiniertes System dachten Sie sich jedoch schon damals aus. Die Idee, ein U-Boot an ein Mutterschiff zu koppeln, lag für Sie als ehemaligen Admiral ja recht nahe. Nun, eine Zeitlang lief alles hervorragend. Die
Minerva Lines
florierten, und die Umsätze stiegen.
    Alle Welt hielt Sie für den erfolgreichen Geschäftsmann von Till. Doch allmählich machte Ihnen Ihre eigene Tüchtigkeit Sorgen. Je bekannter Sie wurden, desto größere Gefahr liefen Sie, daß jemand Ihre wahre Identität entdeckte. Sie zogen sich deshalb auf Thasos zurück, richteten hier Ihr neues Zuhause ein und spielten den exzentrischen, eigenbrötlerischen Millionär. Ihr Unternehmen führten Sie aber unverändert weiter. Sie ließen sich in Ihrer Villa einen leistungsstarken Kurzwellensender installieren und leiteten von nun an die
Minerva Lines
von der Insel aus. Das europäische Festland haben Sie nie wieder betreten. Mit der Zeit aber nahmen Ihre verbrecherischen Neigungen immer stärker überhand. Sie ließen die
Minerva Lines
zu einem viertklassige n Frachtunternehmen verkommen und widmeten sich ganz dem Schmuggel.«
    »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?« fiel ihm Darius brutal ins Wort.
    »Ich ziehe Bilanz, nichts weiter«, erwiderte Pitt. »Bei den Nürnberger Prozessen war auch unser Freund Admiral Heibert angeklagt. Verständlicherweise zog er es aber vor, dort lieber nicht zu erscheinen, und so ist er noch heute einer der nach Martin Bormann meistgesuchten Kriegsverbrecher. Ihr Boß ist wirklich zu bewundern, Darius. Während Eichmann sich mit der Endlösung der Judenfrage beschäftigte, forderte Heibert beim Oberkommando der Wehrmacht für seine Handelsschiffe alliierte Kriegsgefangene an, von denen er jedem seiner Pötte ein paar beigeben wollte, um auf diese Weise die amerikanischen und britischen
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