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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe
Autoren: Kim Harrison
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dass Barnabas endlich verstehen würde. »Wir richten unser gesamtes Handeln danach aus. Wie soll sich jemand ändern, wenn seine Erinnerungen unter einer Lüge begraben sind?«
    Barnabas' Kiefer entspannten sich ganz langsam und ein leises Gefühl von Triumph regte sich in mir. »Das wird noch Probleme geben«, warnte er und ich richtete mich grinsend auf.
    »Na und?«, entgegnete ich aufgekratzt. »Shoe wird keinem was sagen.« Ich fuhr zu ihm herum. »Oder?«
    Shoe schüttelte den Kopf, aber er wirkte noch immer besorgt. »Wer sollte mir das denn auch glauben? Finsterengel? Schutzengel? Zeitwächter? Die würden mich ja in die Klapse stecken.«
    Auf meiner anderen Seite warf nun Nakita beschwörend ein: »Es gibt einen Grund dafür, dass Zeitwächter ausgewechselt werden, Barnabas. Und Madison ändert eben alles. Besonders die Regeln.«
    Barnabas runzelte wieder die Stirn. »Bring ihn hier raus«, murmelte er und ich griff Shoe voller Freude beim Arm und zerrte ihn hinter mir her. Ich fragte mich kurz, ob Barnabas nur einlenkte, damit ich Ruhe gab, und dann später zurückkommen würde, wenn ich es nicht mitbekam.
    »Und was ist mit Ace?«, fragte ich und hatte das Gefühl, gerade mindestens zwei Meter gewachsen zu sein.
    »Raus«, zischte Barnabas durch zusammengebissene Zähne. »Du hast Shoe. Über Ace gibt es keine Diskussion. «
    Ich holte schon Luft, um zu widersprechen, zögerte dann aber, als Ace' Schutzengel zweimal Grace umkreiste und dann zu mir herüberflog. »Grace lässt ausrichten:
    ›Es war mal ein böser Junge, mit 'ner ziemlich scharfen Zunge. War nicht sehr charmant, verlor fast den Verstand, bis ein Engel ihm half auf die Sprünge‹«, wisperte sie.
    Ach, wirklich?
    Barnabas hob argwöhnisch die Augenbrauen, doch ich ignorierte seine unausgesprochene Frage und bewegte mich in Richtung Ausgang. Ich taumelte leicht, als unser Blickkontakt abbrach. »Komm«, flüsterte ich Shoe zu. »Ich muss mein Portemonnaie holen.« Ich griff nach seiner Hand und zog ihn hinter mir her zur Tür. »Was ist mit Ace?«, wollte er wissen und sah zurück, bis ich seinen Kopf resolut in die andere Richtung drehte. »Kümmer dich nicht drum. Ace passiert nichts«, versprach ich, als die Tür mit einem Klingeln aufging und Nakita vernehmlich seufzte. »Sein Schutzengel wird Barnabas nicht an ihn heranlassen.«
    Shoe verrenkte sich fast den Hals, um einen letzten Blick durch das Spiegelglasfenster zu werfen. »Meinst du?«
    Es war kühler hier draußen und ich war froh über meinen Laborkittel. Ich schlang die Arme um meinen Oberkörper und wartete. So kalt war es nicht, aber wenn ich lebendig gewesen wäre, hätte ich definitiv gefroren. »Ich hab mal gehört, die Cherubim sitzen im Himmel direkt neben Gott«, sagte ich. Ich blickte zu den Sternen hinauf und lächelte. »Ich glaube, Barnabas aufzuhalten ist für einen Schutzengel ein Klacks.«
    Shoe hustete und ich wandte meinen Blick vom Sternenhimmel ab. Im Schein der surrenden Sicherheitsbeleuchtung trafen sich unsere Blicke. »W.. .wirklich?«, stammelte er, sah kurz zurück in das Restaurant und dann wieder zu mir. »Cherubim, na klar …«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Grace ist einer. Versprich mir einfach, dass du niemandem von heute Abend erzählst, ja?«
    Lächelnd senkte er den Kopf und stieß die Schuhspitze gegen den rissigen Bürgersteig. »Willst du etwa, dass ich lüge?«
    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Na ja, ich bin immerhin die schwarze Zeitwächterin.«
    Ich fühlte ein Ziepen in meinem Bewusstsein und mein Amulett wurde warm, dann wieder kalt. Das war Barnabas, der sein Amulett benutzte. Ich wandte den Kopf und sah, wie er sich über Ace beugte. Es überraschte mich kein bisschen, dass Ace kurz darauf zu sich kam und sein leerer Blick plötzlich voller Hass war. Er schrie: »Fahr zur Hölle, du blöder Engel!«
    Barnabas warf mir durch die Fensterscheibe einen verärgerten Blick zu. »Madison!«, schimpfte er.
    Nakitas Lachen wurde durch die Glasscheibe gedämpft. »Ich hab's dir doch gesagt! Leg dich nicht mit ihr an.«
    Lächelnd wandte ich mich ab. Shoe stand vor mir, die Hände in den Taschen. »Ich will das hier nicht vergessen «, sagte er wehmütig. »Ich will nichts davon vergessen. «
    »Wirst du auch nicht«, erwiderte ich zuversichtlich und plötzlich kam mir eine Idee. Ich lehnte mich an die Ziegelsteinwand des Restaurants und zog mit einem surrenden Geräusch das Schuhband aus einem meiner Sneakers. »Hier«,
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