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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
Autoren: Roland Krause
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nicht überlebt, einen anderen hätte die Tuberkulose weggerafft – wurde ihnen von Amts wegen bescheidet. Beiden ist ihr Rückgrat zum Verhängnis geworden. Kein Wunder, dass ein Streben nach Gerechtigkeit im jungen Brauner-Bursch aufgekeimt ist.
    Die Mutter hat den Jungen allein groß bekommen und das Studium der Rechtswissenschaften ermöglicht. Er hat nie geheiratet. Vielleicht aus Verehrung für die Frau, die ihn zu dem verholfen hat, was er darstellt. Da wird er keinen Ersatz gefunden haben, der diesem Anspruch standgehalten hätte.
    Er ist ein Eigenbrötler. Tisch und Bett hättest du als Eheweib mit Aktenbergen teilen müssen. Die Antwort auf die Frage, wem er lieber Zeit und Energie auf der Matratze opfern mag, hätte jede halbwegs fleischeslustige Frau tief gekränkt auf Abwege getrieben.
    Der Sandner könnte nur spekulieren, ob das eine oder andere Hurenhaus eine alternative Geschichte über den Brauner zu erzählen wüsste. Schlamm drüber – über die Untiefen.
    Im Pasinger Altenheim hat seine Mutter ein Einzelzimmer bezogen, weil sie zuletzt ihre Gedanken nicht immer in die richtigen Schubladen sortieren konnte. Der Brauner hätte das nicht stemmen können – Reibereien inklusive, wie sie vorkommen bei zwei dickköpfigen Alleinherrschern. Eine stolze Frau, die sich aber für keine Arbeit zu schade gewesen war und gewusst hat, wie man Überleben buchstabiert.
    Dem Polizisten erscheint sie vor dem inneren Auge, mit ihren schlohweißen Haaren, der aufrechten Haltung und ihrem Forscherblick aus klaren, graublauen Augen, den sie an ihren Sohn weitergegeben hat. Sonst sollte er in absehbarer Zeit nichts erben müssen.
    Persönliche Betroffenheit ist in Sandners Geschäft ein sumpfiger Untergrund. Aber hier und heute wird er dem Brauner und seiner Mutter zur Seite stehen – Sumpf hin oder her.
    Und nicht nur er.
    D ie Sandra Wiesner rekelt sich in der Badewanne. Ein Schnappschuss vollendeter Entspannung. Doch sollte man die Vorstellungskraft nicht in die falsche Richtung lenken. Sie ist allein mit Schaum und Wasser. Einzig dem Badspiegel ist der Anblick vergönnt. Wer ist die schönste Oberkommissarin im Lande? Die Blonde vom Münchner K11. Oh mei. Sag jetzt nichts, Spieglein, was du hinterher bereust. Alles wird gegen dich verwendet.
    Das Radio spielt Barbra Streisands geniale Version von Cole Porters »What is this thing called love«. Sie greift gerade nach dem Glas Rioja, als ihr iPhone »Für mich soll’s rote Rosen regnen« aufspielt und die Streisand rüde übertönt. Grandiose Idee, es mit ins Bad zu nehmen. Alte Gewohnheit.
    Sie hört eine Weile unschlüssig der Melodie zu, bevor sie zugreift. Der Sandner! War nicht anders zu erwarten. Alles liegen und stehen lassen soll sie. Natürlich polizeilicher Kontext. Dennoch kocht Wut in ihr hoch – fast hätte sie das Handy gegen die Fliesen gedeppert. Die Mannsbilder führen allerweil den gleichen Tanz auf. Als wären sie das Auge des Sturms, und du darfst um sie herumwirbeln, wurscht, ob du gerade verschnaufen willst oder das Leben für dich woanders eine zünftige Weise fiedelt.
    Im Fernsehen hat sie einmal ein Rindviech gesehen, das mittels eines Hurrikans durch die Luft geblasen wurde, wie ein Fetzen Papier. So schaut es aus. Natürlich alles nicht wichtig!
    Der Sandner ist darin Spezialist. Sein augenblickliches Herzblatt hat Glück, dass es achtzig Kilometer weg wohnt. Ruhig in der Badewanne planschen könnte sie, seine Bad Kohlgruber Trulla. Die könnte sich der Hauptkommissar nicht einfach herbestellen wie eine Pizza, wenn er Appetit bekäme.
    Die Wiesner versucht, einen Gang herunterzuschalten – es geht ja nicht um den Sandner. Um dem nicht unrecht zu tun – seine Ansprüche sind wenigstens geschlechtsunabhängig. Ob Weiblein oder Männlein, alles soll tanzen nach des Meisters Pfeife. Dienstlich hat er das Motto ausgegeben: »Du sollst keine Götter haben neben mir.« Das Augenzwinkern dabei nicht vergessen. Herrschen heißt teilen. Und die Wiesner hat sich längst ihren Teil genommen. Leider kannst du dir Emotionen nicht auswählen wie das schmeichelnde Lieblingsgewand. Ihre Gefühlswelt gleicht einer Vulkanlandschaft. Krater, Eruptionen, Verwerfungen, Erdbeben und Geröll – alles dabei. Zur Tropeninsel hat es bei der Polizistin nicht gelangt.
    »Beeilst du dich, ja?«
    Bevor der Sandner das Gespräch abrupt beendet, sorgt er noch für zügigen Lavafluss. Zehn Minuten später ist die Wiesner gedressed und geschniegelt. Ein Kleid hat
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