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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
Autoren: Roland Krause
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gleich seinem Besitzer.
    »Wieso hat das so lang gedauert?«, wird der Hauptkommissar angeraunzt, vom eisernen Blick festgenagelt. Der Ledersessel mutiert zur Anklagebank. Noch ehe der Ermittler Einspruch erheben kann, winkt der Brauner ab. Sich aufs Wesentliche zu besinnen fällt ihm sichtlich schwer. Die unruhigen Finger hat er ineinander verknotet. Knorrige Wurzeln, die aus seinen Hemdsärmeln zu wachsen scheinen.
    »Zur Lage«, beginnt er, sich an die vertraute Floskel klammernd. »Um sechs hab ich einen Anruf bekommen. Sie hätten meine Mutter, hat der Mann am Telefon gesagt. Ich hab geglaubt, das ist ein depperter Scherz. Was will jemand mit meiner Mutter? Wenn du die näher kennst, überlegst du dir das zweimal. Aber der Sauhund hat bloß gesagt, der Fuhrer Benedikt säße unschuldig im Gefängnis. Ich solle den wahren Mörder finden, und meine Mutter käme frei. Wenn ihnen die Polizei auf den Pelz rückte, müsst meine Mutter sterben. Und aufgelegt.
    Ich ruf also im Altenheim an. Die haben erst nachschauen müssen, verstehst. Nachschauen! Da lach ich doch in Wald nei. Und dann haben sie gesagt, sie könnten sich das nicht erklären – die wäre tatsächlich weg. Ja, so eine Überraschung. Das Gschwerl! Da können die Spitzbuben reinspazieren und die Leut mitnehmen, wie es ihnen passt.«
    Er ist außer Atem und wischt sich über die Augen.
    Der Sandner verkneift sich die Bemerkung, dass im Allgemeinen keiner die lästigen Greise wiederhaben will, wenn sie einmal geparkt sind. Altenheim ist kein Leihhaus.
    »Wer ist das, der Fuhrer Benedikt?«, will der Hartinger wissen. Er hat sich unauffällig neben der Tür aufgestellt. Hierarchisches Gespür für den optimalen Platz – quasi Hundedecke.
    Die beiden Männer reagieren nicht.
    Der junge Polizist räuspert sich entschlossen.
    »Haben Sie das Telefonat vielleicht aufgezeichnet, Herr Brauner?«
    Von den »Senioren« wird ein Blick auf ihn abgeschossen, als hätte er sich die Hose heruntergerissen, um einen lauten Furz zu lassen.
    »Was ist denn das für eine depperte Frage?«, braust der Brauner auf. »Ich weiß gar nicht, wie das geht an dem Glumptelefon. Normalerweise hebst du ja nicht den Hörer ab und schneidest alles mit.«
    »Na ja, hätte ja sein können – wäre hilfreich.« So leicht lässt sich der Rotschopf nicht den Maulkorb umhängen. Die Zeiten wandeln sich.
    Aktuell hat ihn der Ruheständler offensichtlich als Sandners Chauffeur abgespeichert. Er hat noch nie mit ihm fahren müssen. Da erscheint das Jenseits in Sichtweite. Der Sandner verzichtet, wann immer möglich. Selten genug.
    »Ist der fähig, dein Mitarbeiter, oder bloß ein Dampfplauderer?«, wendet sich der Brauner an den Hauptkommissar.
    »Horch zu, da gibt’s Routinen«, knurrt der Angesprochene, die Frage ignorierend. »Spezialisten, Fachleute für Kidnapping. Verhandlungsprofis, was immer du willst. Dir muss ich doch nicht erzählen, wie das abläuft bei einer Entführung. Dokumentierte Vorgehensweisen aus dem Qualitätshandbuch und das ganze Technikgrafl. Wenn die Mutter von einem Staatsanwalt wegkommt, steht München Kopf. Da haut sich jeder Beamte rein, als wär’s das eigen Fleisch und Blut. Da stampfen sie ruckzuck eine Soko aus dem Boden. Also, was heckst du aus, Brauner? Warum sollt ausgerechnet ich her? Da müsst doch gerade eine Hundertschaft das Altenheim auseinandernehmen, bis auf die Grundmauern.«
    Der Brauner schnauft auf und rutscht unruhig auf seinem Sessel hin und her. Nach einer Prise Schnupftabak legt er los.
    »Ich hab der Heimleitung klargemacht, die polizeiliche Untersuchung leite ich in die Wege. Damit waren sie zufriedengestellt. Da ruft jetzt keiner von denen auf der Dienststelle an. Ich weiß, dass man die Leute immer beruhigt, die Polizei regelt das, und man soll ihnen vertrauen und eiapopeia, Kind schlaf ein. Hab ich selber oft genug erlebt und vorgebetet. Aber es ist meine Mutter und ...«
    »Wir sind als Ermittler da – oder?«
    »Ja, schon irgendwie – und du als Freund – verstehst? Ich brauch jemanden, dem ich vertrauen kann. Keine fremden Gschaftlhuber, die sich bloß wichtig machen. Von denen kommt mir keiner ins Haus!«
    Dem Sandner schwant Böses. Für solch eine Vorahnung brauchst du in niemandes Gedärmen lesen oder Knöchelchen werfen. Er dürfte nicht hier sein, der Hartinger ebenso wenig. Und trotzdem werden sie sich alles anhören und mitentscheiden. Hinterher könnte er immer noch den korrekten Weg veranlassen – oder dem Brauner
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