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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
Autoren: Roland Krause
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sie sich ausgesucht. Schwarz und eng. Aus Trotz leert sie noch das Weinglas, bevor sie die Wohnung in Schwabing verlässt.
    I n Obermenzing kündigt sich derweil ein neuer Gast im Hause Brauner an.
    Ein dezentes »Ding-Dong« lässt den Sandner hochfahren. Understatement. Der bayrische Defiliermarsch hätte dem Charakter des Oberstaatsanwalts mehr entsprochen. Der Mann ist kein Leisetreter.
    »Des wird der Wenzel sein«, verkündet er.
    Der Sandner, schon halb bei der Tür, verharrt auf der Stelle. Der »Ochs am Berg« hatte sich ihm zugewandt. Er wagt nicht einmal zu blinzeln.
    »Der wer?«
    »Bist du taub – der Staatsanwalt Wenzel – mach ihm auf!«
    Dass ein schlichter Name Gänsehaut auslösen kann, kennt man sonst von Tolkiens Sauron oder vergleichbaren dunklen Herrschern. Sprich ihn niemals laut aus!
    Den Sandner und den Staatsanwalt Wenzel fesselt ein Strick aus intensiver Abneigung zusammen. Nicht zu lösen, der Gordische Knoten ist ein Dreck dagegen. Jedes Zusammentreffen der beiden wäre für Konfliktforscher eine sprudelnde Quelle an Erkenntnissen. Angefangen damit, dass der Wenzel mit der Exfrau des Hauptkommissars liiert ist, bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen, ist alles im Programm. Klassische Daily Soap. Es kann halt nur einen geben.
    »Wieso ausgerechnet der?«, kann der Sandner bloß herauspressen. Niveau: mauliges Kind. Noch immer bewegt er sich nicht.
    Der Hartinger hockt auf dem Scheißhaus. Den hat seine Verdauung aus der Affäre gezogen. Einer muss den Portier geben. Vielleicht kann man das Schicksal durch Tatenlosigkeit bezwingen, und der Wenzel verzupft sich wieder nach Hause. Nichts wäre passiert.
    Der Brauner klopft mit dem Stock auf die Eichenbohlen. Herrische Geste. Lauf, Sandner, lauf!
    »Weil wir einen Staatsanwalt brauchen und ich ihm vertrauen kann. Ich kenn seinen Vater gut. Burschenschaft – verstehst? Verbindung. Und jetzt machst ihm endlich auf! Kruzifünferl!«
    So sei es. Der Hauptkommissar führt den Befehl aus. Letztes Jahr hätte ihn fast jemand erhängt, schlimmer könnte es kaum kommen. Zumindest physisch.
    Offenbar hatte sich der Wenzel darauf vorbereitet, wen er antreffen wird. Der Gesichtsausdruck ist auf »gönnerhafte Herablassung« eingestellt. Für seine Verhältnisse neutral. Im Gegensatz zum Eau de Toilette. Schon olfaktorisch ist der Mann für den Sandner eine Zumutung. Mischung aus ranzigem Iltis und Vanilleschoten. Damit bezirzt du im Tierpark jedwede Spezies. Wenzels brauner Boss-Anzug samt modischer Krawatte lässt den Jogginganzug des Polizisten noch etwas grauer erscheinen. Straßenstaubgrau.
    Der hagere Staatsanwalt geht auf Tuchfühlung, schiebt sich am Sandner vorbei, um in die Stube zu gelangen. Dass er dabei die Nase rümpft, führt der Sandner auf seinen ehrlichen, kernigen Männerschweiß zurück. Für den Staatsanwalt wohl die erste Begegnung mit greifbarer Wildnis. Der Polizist nimmt sich im Flur einen besinnlichen Moment, bevor er nachkommt.
    »Servus, Björn«, hört er den Brauner brummen.
    »Grüß dich, mein lieber Beppo«, wenzelt es zuckersüß zurück.
    Zu viert dürfen sie sich um den Couchtisch gruppieren.
    Der Wenzel nimmt sich gleich das Wort, als hätten alle seinen geistigen Ergüssen entgegengefiebert. Es soll Menschen geben, die glauben, jeder ihrer formidablen Sätze gehöre mindestens auf ein Plakat an die Litfaßsäule.
    »Also, wenn du mich fragst – Großfahndung. Wir konzentrieren uns voll auf die Entführer. Fehler macht jeder. Im Altenheim hat sicher wer was mitbekommen und das LKA ...«
    »Nimmt deine Mutter Medikamente?«, haut der Sandner dazwischen.
    »Freilich«, knurrt der Brauner, »grad genug, genau wie ich. Weiß der Teufel, was alles und wozu. Damit die Pharmaindustrie sich die Hände reibt und immer fetter wird. So kann man die Alten wenigstens noch abmelken.«
    »Aber wenn sie die nicht bekommt? Wird’s dann eng?«
    »Ich ruf gleich ihren Hausarzt an.« Der Brauner ruckt hoch und greift zum bereitliegenden Telefon. »Ich hab seine Handynummer.«
    »Auch ein schlagender Verbindungsbursch?«
    Der Alte nickt dem Sandner finster zu und geht mit dem Telefon nach draußen.
    Schweigen macht sich im Wohnzimmer breit.
    Der Wenzel öffnet seine Aktentasche und entnimmt ihr einen dicken, blauen Ordner. Er wirft ihn auf den Tisch und breitet die Arme aus, als hätte er die Zehn Gebote vom Berg Sinai mitgebracht. Genau dahin wünscht ihn sich der Hauptkommissar gerade – ohne Rückflugticket.
    »Das sind
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