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Der Tod im Eis

Der Tod im Eis

Titel: Der Tod im Eis
Autoren: Vampira VA
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Baumwipfel, war es noch dunkel.
    Parks verschwand in einem kleinen Anbau, und wenig später begann drinnen ein sterbender Dinosaurier sein Totenlied anzustimmen.
    So klang es jedenfalls für Liliths Ohren. Und der Urweltgigant wählte offenbar eine Feuerbestattung, denn dichter Qualm drang aus dem Anbau, in dem er sich zum Sterben niedergelegt hatte.
    Dann bewegte sich etwas in dem Verschlag, und eingehüllt in eine Wolke aus Lärm und Gestank rumpelte ein Snowmobil heraus.
    Die Tür auf der Beifahrerseite schwang auf. Lilith rutschte neben Parks Beauchamp auf die ungepolsterte Bank.
    Im Licht der Scheinwerfer folgten sie der Spur des Wolfes.
    Bis Nuiqtak.
    *
    In Wolfsgestalt strich Landru um die Hütte herum.
    Er lauschte auf Geräusche, die aus dem Inneren dringen mochten, aber er hörte nichts.
    Vielleicht hatte der Alte, den er zuvor beobachtet hatte, sich zwischenzeitlich hingelegt und schlief, weil er vom Tragen des Kokons erschöpft war. Und wenn nicht, war es auch egal. Landru würde kurzen Prozeß mit ihm machen, wenn er ihm in die Quere kam.
    Vor der Tür verwandelte er sich in seine menschliche Gestalt.
    Dann drückte er die Klinke nieder und fand die Tür unverschlossen. Er schob sie auf und warf einen Blick in die Hütte. Niemand war zu sehen.
    Seltsam ...
    Aber auch das interessierte den Vampir nicht weiter. Er hatte entdeckt, weswegen er hergekommen war.
    Er sah und hörte es.
    Das Ei, den pulsierenden Kokon.
    Es stand an der jenseitigen Wand des Raums, glänzte schwach im Licht, das von der Tür hereinfiel.
    Ohne zu zögern, schritt Landru darauf zu.
    Das Innere der Hütte war mittels Fellen und Planen in verschiedene Kammern unterteilt. In einer davon mochte sich der Alte aufhalten. Doch ehe er Landrus Eindringen bemerken konnte, wollte der die Behausung schon wieder verlassen haben.
    Nach getaner Arbeit .
    Landru befahl die Bestie in sich herauf. Seine Hände verformten sich, wuchsen, und aus den Nägeln wurden dolchartige Krallen, die er hob, um sie in den Kokon hineinzustoßen.
    Doch dazu sollte es nicht kommen.
    Die Welt um Landru herum explodierte in grellem Schmerz, und ihre Trümmer versanken in einer Finsternis, die seine schwindenden Sinne nicht mehr zu durchdringen vermochten.
    Sein letzter Gedanke war: Eine Falle ...!
    *
    Kurz zuvor
    Wovek schloß die Tür und wandte sich um.
    Da stand es.
    Tattus Geschenk.
    Ein Bruder des Weltenschöpfers ruhte darin. Noch schlief er, doch irgendwann - vielleicht bald schon, denn Tattu hatte ihnen nicht gesagt, wie lange seine Brüder noch schlafen mußten - würde er hervorkommen. Und dann würde er in ihm, Wovek, einen treuen Diener finden.
    Der Alte trat näher, langsam und andächtig. Vor dem Kokon ließ er sich in die Knie sinken. Das Knacken der Gelenke blieb aus. Was Tattu in ihn gepflanzt hatte, stärkte ihn nicht einfach nur; es ließ ihn die Jugend spüren.
    Seine Hände streckten sich wie von selbst aus, doch dicht über der glänzenden, pulsierenden Hülle des Gebildes verharrten sie.
    Nein, er würde es nicht berühren. Nichts sollte die Ruhe des darin Schlafenden stören. Es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, und Wovek wollte nicht daran denken, wie Tattu ihn strafen würde, wenn seinem Bruder etwas geschähe. Doch wer sollte dem Kokon oder dem Wesen darin auch ein Leid zufügen wollen?
    Wovek schmale Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, in dem sich Verachtung und Faszination paarten. Niemand außer ihnen wußte von dem, was in dieser Nacht geschehen war. Und selbst wenn jemand sie beobachtet hätte; niemand würde die Wahrheit erahnen. Kein einziger dieser ungläubigen Narren da draußen, die nichts im Sinn hatten als mit der Welt der weißen Männer Schritt zu halten und sie doch nie einholen würden.
    Weil es diese Welt schon bald nicht mehr geben würde. Wenn erst Tattus Brüder erwacht waren .
    Wovek wollte sich aufrichten, doch er verharrte auf halbem Wege und blieb in grotesker Haltung stehen.
    Etwas hatte ihn erreicht .
    Kein Geräusch, wie er es bisher gekannt hatte, und doch etwas ähnliches. Etwas, das er weder mit seinen Ohren noch mit seinen Augen wahrgenommen, sondern einfach - gespürt hatte .
    Und es war immer noch da.
    Es bewegte sich. Um die Hütte herum. Und vor der Tür verharrte es schließlich.
    Wovek zog sich hinter einen der Vorhänge zurück und verhielt sich absolut still. Selbst das Atmen vergaß er.
    Was auch immer es war, das da draußen war, es bedeutete Gefahr.
    Gefahr für Tattus Bruder.
    Woveks Hand
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