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Der Tod des Teemeisters

Der Tod des Teemeisters

Titel: Der Tod des Teemeisters
Autoren: Yasoushi Inoue
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Abschiedszeremonie für Ehrwürden Kōkei und hängte die Rolle von Kidō auf, um in eine Art stummen Wettstreit mit seinem Fürsten zu treten. Dabei bewies er einen so starken Willen, daß er einen halben Tag lang ohne Unterlaß, ohne nur einmal den Blick abzuwenden, Auge in Auge mit Hideyoshi verbrachte.
    Nach ungefähr einem Jahr wurde Ehrwürden Kōkeis Verbannung aufgehoben, und er kehrte nach Kyōto zurück. Wie Herr Tōyōbō wußte, hielt mein Meister am Vierzehnten des neunten Monats im Jahre achtzehn der Ära Tenshō 5 im selben Raum mit denselben Gästen eine Zeremonie zu Ehren von Herrn Kōkeis Rückkehr ab. Diesmal wartete ich nicht auf, sondern hielt mich im Hintergrund.
    Während ich mit Herrn Tōyōbō über Meister Rikyūs Abreise nach Sakai sprach, schob sich aus irgendeinem Grund das Bild meines Meisters am Tag der Abschiedsfeier für Kōkei im neunten Monat des sechzehnten Jahres Tenshō 6 über seinen Anblick im Boot nach Sakai.
    Am Tage und während ich mit Herrn Tōyōbō sprach, war es mir nicht so aufgefallen, aber als ich wieder in meiner Klause war, wußte ich plötzlich, daß mein Meister imBoot seinen Blick auf den Taikō gerichtet hielt. Durch die Zeremonie in dessen ureigenster Residenz hatte er Hideyoshis Macht getrotzt, und ich kann nur den Mut bewundern, mit dem er die Strafe seines Fürsten entgegennahm und erhobenen Hauptes in die Verbannung ging. Er muß gewußt haben, daß Hideyoshi sich für die Abschiedszeremonie für Kōkei rächen würde. Und wahrscheinlich war er nicht nur auf den einen, sondern auch noch auf einen zweiten Vergeltungszug vorbereitet.
    Ich glaube jedoch, das, was ich die Rache des Taikō nenne, kam zu spät. Ob Meister Rikyū in seinem Boot das gleiche dachte?
    Herr Tōyōbō ist hingegen der Ansicht, daß die Lage meines Meisters, als er sich auf dem Weg nach Sakai befand, gar nicht so kritisch gewesen sei und sich erst hinterher zugespitzt habe, was zweifellos auch möglich wäre. Dennoch bin ich überzeugt, daß mein Meister sein Los voraussah. Er war ohnehin stets auf das Schlimmste vorbereitet.
    Warum nur mußte er in eine solche Lage geraten? Diese Frage zu beantworten, übersteigt die Fähigkeiten eines einfachen Mönchs aus dem Mii-dera wie ich, Honkakubō, es bin. Irgendwann würde ich sie gern einem Mann stellen, der meinen Meister besser gekannt hat. Doch ob mir dies jetzt, wo ich mich aus der Welt des Tees zurückgezogen habe, jemals möglich sein wird?
    Es ist schon spät in der Nacht, und ich werde die Schilderung meiner langen Begegnung mit Herrn Tōyōbō hier unterbrechen.

ZWEITES KAPITEL
    Dreiundzwanzigster Tag,
    dritter Monat, achtes Jahr Keichō 7
    Sonnig, nachts ein Gewitter
    Gestern nacht hatten wir ein fürchterliches Gewitter. Bei Tagesanbruch legte es sich, aber in mehrere Tore von Kitashirakawa und auch andernorts hat es eingeschlagen, und Gerüchten zufolge wurden in der Stadt Menschen vom Blitz getötet.
    Als sich das Unwetter gegen Morgen verzogen hatte, war der Himmel klar und transparent, wie reingewaschen. Nach dem Frühstück fegte ich den Weg vor meiner Klause. Sie und der Garten waren vom Regen arg mitgenommen; überall lagen Zweige von Bäumen und Sträuchern herum. Der einzige Kirschbaum neben dem Brunnen trägt noch keine Knospen und hat daher trotz des Sturms kaum Schaden genommen.
    Heute erhielt ich Besuch von Herrn Okano Kōsetsusai. Nun wohne ich schon elf Jahre hier, aber es ist das erste Mal, daß ich einen Gast empfange. Nachdem ich in meinem anderthalb Tatami großen Teezimmer im Kohlebekken ein Feuer entzündet hatte, nahm ich die schwarze Teeschale von Chōjirō hervor, die Meister Rikyū mir vermacht hat. An einer Stelle schimmert der Untergrund hindurch, weil die schwarze Glasur dort etwas zu dünn ist. Dies wirkt jedoch um so origineller und bringt dieSchale, mit dem schwungvoll gerundeten Körper, dem etwas wulstigen Rand und dem zierlichen Standring gut zur Geltung.
    Ich konnte mir kaum vorstellen, weshalb ein vornehmer Herr wie Okano Kōsetsusai eigens den Weg zu mir heraus macht, aber der Inhaber des Daitokuya, eines Handelshauses in Teramachi, zu dem ich seit Jahren gute Beziehungen unterhalte und für das ich häufig Kunstgegenstände schätze, hatte mir den Besuch schon angekündigt. So vermutete ich, daß es sich um eine Anfrage dieser Art handelte.
    Ich war Herrn Kōsetsusai noch nie begegnet, aber ich erinnerte mich an einige Gerüchte, die mir in dem Jahr, bevor mein Meister starb, zu Ohren
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