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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden
Autoren: Marcia Muller
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strähnig über die Schultern. Die Folklorebluse war
schmutzig. Der aufwärts gerichtete Strahl der Taschenlampe fing die angespannten
Gesichtszüge ein.
    Leider fing er auch mich ein.
    »O Gott!« Die Worte waren ein Zischen.
    Ich trat zurück.
    »Was tun Sie hier?« fragte sie scharf,
um mich in die Defensive zu drängen.
    Aber sie konnte mich nicht unsicher
machen.
    »Was ist, Isabel? Können Sie die milagros nicht finden?«
    »Sie Biest! Sie haben sich das nur
ausgedacht. Es sind gar keine hier.«
    »Doch, sie sind hier.« Ich griff in die
Tiefe des Regals. »Sie hätten sie gefunden, wenn Sie nicht so ungeduldig
gewesen wären.« Ich öffnete die Schachtel und zeigte ihr eines, den
stilisierten Frauenkopf.
    »Das — das ist keines von denen, die
Frank importiert hat. Ich erkenne es. Es gehört Ihnen. Ich erinnere mich noch
an den Tag, als Sie es kauften.«
    »Ja, es gehört mir.«
    »Warum ist es dann hier unten?«
    »Weil ich einen Beweis haben wollte.«
    »Einen Beweis?« Sie lachte heiser.
»Wofür denn?«
    »Daß Sie mich gestern abend hier
überfallen haben und die anderen Kunstgegenstände weggebracht haben. Daß Sie
mich in meinem Wagen aus der Stadt gefahren und mich da draußen abgesetzt
haben, als das Benzin ausging. Daß Sie Frank ermordet haben.«
    »Das ist ja absurd!«
    »Wirklich? Was tun Sie dann hier unten?
Warum suchen Sie dann nach diesen Dingen hier?« Ich hielt ihr das milagro unter die Nase.
    Sie schlug meine Hand weg.
    »Ich will das Museum retten, Sie Gans.
Aber daran liegt Ihnen ja nichts. Sie wollen nur die Schwindelgeschäfte Franks
an die Öffentlichkeit ziehen. Ihnen liegt nur an Ihrer eigenen — «
    »Sie wollen sich selbst retten,
Isabel.«
    Isabel schlug wieder nach mir, und das milagro fiel mir aus der Hand. Sie packte mich bei den Schultern und fing an, mich zu
schütteln. In ihrer Wut entwickelte sie eine unheimliche Kraft.
    Ich riß mich los und taumelte gegen
einen leeren Karton. Er kippte um, und ich fiel zu Boden. Ehe ich mich wieder
aufrichten konnte, stürzte sich Isabel auf mich und umklammerte meinen Hals.
Ich versuchte, sie wegzustoßen, aber ihre Arme waren so lang, daß ich sie nicht
erreichen konnte. Ich trat mit den Füßen, aber auch das half nichts. Ich
versuchte, ihre Finger wegzuziehen, aber sie waren wie eiserne Klammern.
    Sie riß mich in die Höhe. Die Hände an
meinem Hals packten fester zu. Ich hatte Mühe zu atmen. In panischer Angst sah
ich mich nach einer Waffe um.
    Bilderrahmen... die Trümmer des
Lebensbaums... eine Statuette von Quetzalcoatl... ein Bronzeschwert...
    Die Angst verlieh mir Kraft. Es gelang
mir, mich Isabels Umklammerung zu entwinden, und ich grapschte nach dem
Schwert. Meine Finger glitten ab, und Isabel packte mich wieder. Ich fuhr hemm
und schlug sie ins Gesicht. Sie schrie auf und ließ mich los. Ich ergriff das
Schwert. Beinahe hätte ich sie mit der Spitze ins Auge getroffen, als ich
herumwirbelte. Einen Moment stand sie wie erstarrt, dann wich sie zurück und
rannte den Gang zwischen den Kartons hinunter, hinaus aus dem Lichtkreis der
Taschenlampe, der Treppe zu. Das schwere Schwert mit mir schleppend, lief ich
ihr nach.
    Sie rannte die Treppe hinauf und stieß
die Tür auf. Licht flutete in den Keller.
    »Hilfe!« schrie sie. »Sie will mich
umbringen.« Dann lief sie den Gang entlang.
    Ich hörte schwere Schritte über mir und
sprang die Treppe hinauf. In der Mitte des Korridors stand Dave Kirk. Isabel
befand sich auf halbem Weg zwischen ihm und der Kellertür.
    »Halten Sie sie auf«, rief ich. »Sie
ist eine Mörderin.«
    Isabel drehte sich einmal kurz nach mir
um, dann stürzte sie zu Kirk. »Bitte helfen Sie mir. Sie hat Frank getötet und
jetzt will sie auch mich töten.« Keuchend hielt sie sich an ihm fest.
    Ich blieb stehen. »Sie lügt. Sie hat — «
    Kirk legte einen Arm um Isabel. Seine
unergründlichen braunen Augen richteten sich erst auf mich, dann auf das
Schwert in meiner Hand. Wem würde er glauben?
    »Sie will mich umbringen«, jammerte
Isabel wieder. »Genau wie sie Frank umgebracht hat -« Die Worte endeten in
einem Aufschrei.
    Kirk drückte Isabel eine Hand auf den
Mund und mit der anderen drehte er ihr die Arme auf den Rücken. Sie wehrte
sich, doch er hielt sie fest.
    Ich war tief erleichtert. Kirk hatte
Isabels Theater durchschaut und die Wahrheit erkannt. Vielleicht hatte er schon
eine ganze Weile hier oben gestanden und mit angehört, was im Keller
vorgegangen war.
    Ich sah ihn an. Wieder wanderte
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