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Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden

Titel: Der Tod des Chefs/Mord mit doppeltem Boden
Autoren: Marcia Muller
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Helfer alles aufgeräumt hatten,
dann ging ich in den Hof hinaus und sagte ihnen, sie könnten nach Hause gehen.
Die restlichen Aufräumungsarbeiten konnten bis zum Morgen warten.
    Ich schenkte mir aus einem fast leeren
Krug einen Margarita ein und setzte mich in Franks Büro, um auf Kirk zu warten.
Langsam drehte ich den Sessel, um mein neues Reich in Augenschein zu nehmen,
obwohl mir meine Ernennung zur Museumsdirektorin in diesem Moment überhaupt
nichts bedeutete. Vielleicht, dachte ich, sitze ich morgen schon in einer
Zelle.
    Ich betrachtete den Sprung in der
Fensterscheibe, den leeren Haken an der Wand, den Schmutzfleck direkt darüber.
Sie erzählten die Geschichte von Franks Ermordung. Aber sie sagten mir nicht,
wer der Mörder war.
    Ich drehte mich auf dem Sessel hin und
her. Fensterscheibe, Haken, Schmutzfleck... Haken, Schmutzfleck,
Fensterscheibe.
    Oder verrieten sie doch, wer der Mörder
war? Ich stand auf und begann, im Zimmer hin und her zu gehen. Diesmal würde
ich sehr gewissenhaft überlegen und versuchen, die zwangsläufigen Verbindungen
herzustellen.
    Vor dem Fenster blieb ich stehen und
sah zu der Azalee hinaus. Ich drehte mich um und blickte zu dem Haken hinauf.
Und da wußte ich plötzlich mit absoluter Gewißheit, wer der Mörder war. Es war
so klar, so offensichtlich, daß ich nicht verstand, wieso ich es nicht schon
vorher erkannt hatte.
    Einerseits war es eine Erleichterung,
andererseits hatte ich plötzlich das Gefühl einer schrecklichen Leere.
    Ich griff zum Telefon, um zu versuchen,
Kirk zu erreichen. Ich hatte gerade die erste Zahl gewählt, als ich das
Geräusch hörte. Es war wie ein feines Rascheln. Da schlich jemand durch den
Bürotrakt zum Keller.
    Mit angehaltenem Atem stand ich in der
Dunkelheit. Dann glitt ich hinaus, in den Korridor, der zum Keller führte. Die
Tür am Fuß der Treppe schloß sich vor mir. Der Schlüssel steckte.
    Der Mörder war mir also doch in die
Falle gegangen. Es war genauso, wie ich es geplant hatte. Nur hatte ich damit
gerechnet, Dave Kirk an meiner Seite zu haben. Aber ich konnte ja auch allein
hier warten und die Person schnappen, die jetzt im Keller war. Der Mörder wußte
offenbar nicht, daß noch jemand im Museum war; mein unerwartetes Auftauchen
würde ihn in der ersten Schrecksekunde sicher lähmen, und dann konnte ich ihn
überwältigen. Aber es konnte auch anders ausgehen, und dann würde ich keinen
Beweis in der Hand haben und Kirk würde mir so nicht glauben.
    Lauschend blieb ich im dunklen Korridor
stehen. Von unten drangen Geräusche herauf. Der Mörder gab sich, in dem
Glauben, ganz allein im Museum zu sein, keine Mühe leise zu sein.
    Vielleicht konnte ich mich
hinunterschleichen und alles beobachten, dem Mörder dann folgen, um zu sehen,
was er mit den milagros tat. Gefährlich. So ganz allein war das
gefährlich.
    Ich schlüpfte aus meinen Sandalen und
schlich zur Kellertür. Die Steinstufen waren kalt an meinen nackten Füßen.
Vorsichtig tastete ich mich von Stufe zu Stufe. Als ich hinunterkam, sah ich,
daß der hintere Teil des Kellers von der Taschenlampe erleuchtet war. Ich blieb
stehen. Kisten und Kartons versperrten mir den Weg. Ich konnte nur den
Lichtschimmer sehen; und Geräusche hören, als kramte dort hinten jemand herum.
    Schritt für Schritt glitt ich vorwärts.
Ich mußte achtgeben, daß ich nirgends anstieß. Der Killer hatte die
Taschenlampe. Das konnte gefährlich werden, wenn er sie auf mich richtete. Bei
jedem Schritt achtete ich darauf, daß es zwischen den Kartons ein Eckchen gab,
in dem ich mich notfalls verstecken konnte.
    Die Geräusche vor mir hörten plötzlich
auf. Hastig huschte ich hinter einen Stapel Kisten. Jemand seufzte. Dann
begannen die Geräusche von neuem. Ich schlich weiter, einen Karton näher, zwei,
drei.
    »Maldito!« Die flüsternde Stimme war nicht zu
erkennen. Dennoch wußte ich, wer gesprochen hatte.
    Weiter. Noch ein Karton. Und noch
einer. Wie lange noch, ehe der Mörder die milagros fand? Sich umdrehte,
mir sein Gesicht zeigte?
    Ich erreichte den letzten Karton. Das
Licht der Taschenlampe leuchtete diesen Teil des Kellers voll aus, aber ich
konnte nur die Bodendielen und die kleinen Fenster ganz oben unter der Decke
sehen. Wenn ich den Mörder sehen wollte, mußte ich aus meiner Deckung
hervortreten.
    Wieder brachen die Geräusche ab. Wieder
ein tiefer Seufzer. Ich trat in den Gang hinaus.
    Und stand Isabel gegenüber.
    Das lange Haar hatte sich aus den
Kämmen gelöst und fiel ihr
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