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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann
Autoren: Lecale ERrol
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Diwan den englischen Adepten überreden konnte, nach Terrahpur zu kommen. Dann würde er seine Kräfte mit ihm messen. Und er hatte absolut keinen Zweifel, wer als Sieger hervorginge. Für Kali wäre dieser Adept ein sehr willkommenes Opfer. Hoffentlich kam dieser Mann noch rechtzeitig zum Kalipuja. Der Neumond wäre die beste Zeit.
    Aber das lag in den vier Händen Kalis. Er verbeugte sich vor der Göttin und begab sich in seine Zelle, die die dunkelsten Geheimnisse des Tempels barg.
     
    Eli konnte sich für lange Seereisen absolut nicht begeistern. Er hatte schon zu viele gemacht. Er betrachtete sie als Zeitverschwendung, zumal er von seinen Mitpassagieren gewöhnlich nicht viel hielt. Er war dem Franzosen De Lesseps dankbar für den Bau des Suezkanals. und noch dankbarer war er, daß die Segelschiffe den Dampfschiffen hatten weichen müssen. Segelschiffe waren zwar für das Auge ästhetischer, aber viel zuverlässiger als Ballone sicher nicht. Er hatte durchaus nichts gegen eine Ballonfahrt, solange sie nur ein paar Stunden dauerte. Aber länger von den Launen des Windes abhängig zu sein, behagte ihm nicht.
    Eines Tages würde bestimmt ein kluger Kopf eine Dampfmaschine erfinden, die klein genug war, um damit einen Ballon anzutreiben und vor allen Dingen nach Belieben zu steuern. Dann ließen sich größere Strecken viel schneller und angenehmer zurücklegen.
    Er widmete sich wieder seinen Büchern, mit denen er sich die Zeit auf dem Schiff vertrieb. Er hatte sein Wissen nicht nur über Terrahpur aufgefrischt, sondern über ganz Indien und besonders über den Kult der Göttin Kali.
    Er hatte nicht vor, den Fehler zu begehen, seine Gegner zu unterschätzen. Aber genauso unklug wäre es, sie zu überschätzen. Er bezweifelte stark, daß auch nur einer von ihnen annähernd so gut über die Schattenwelt Bescheid wußte wie er. Und bestimmt hatte niemand soviel Erfahrung damit. Sein Gesicht wurde finster, als seine Erinnerung ferne Tage heraufbeschwor.
    Was würden seine lieben Mitmenschen dazu sagen, fragte er sich, wenn sie wüßten, daß er selbst einmal ein Vampir gewesen war?
    Vor seinem geistigen Auge entstand das transsylvanische Dorf, wo er von einem Vampir gebissen worden war und der schreckliche Virus von ihm Besitz ergriffen hatte, der sein Blut verseuchte.
    Er entsann sich der seltsamen und grauenhaften Gier, die ihn erfüllte, und wie er sie bekämpfte.
    Er erinnerte sich, wie er das Mädchen überfallen hatte und seine Zähne in ihren Hals stoßen wollte, um ihr Blut zu trinken. Doch ein winziger Rest Vernunft hatte ihn gerettet. Er hatte das Kind fallen lassen, obwohl alles in ihm nach ihrem Blut lechzte. Dann warer durch die Nacht zum Pfarrhaus getaumelt, wo der alte Geistliche, von Dr. Harosch versorgt, im Sterben lag.
    Der Arzt verstand sofort. Er heilte Eli auf die einzig mögliche Weise – durch eine vollkommene Blutübertragung aus dem sterbenden Körper des Pfarrers.
    Am Morgen war ein Teil von Elis Haaren in Kreuzform erbleicht, was er als Zeichen nahm, sein Leben der Bekämpfung der Schattenwelt zu widmen.
    Aber da war noch das Kind, die kleine Mara, die er überfallen hatte. Körperlich war ihr nichts zugestoßen, doch der Schock hatte sie bis an die Grenze des Erträglichen gebracht. Sie war taubstumm geworden. Und nicht einmal Dr. Harosch vermochte sie noch zu heilen.
    Für die armen Bauersleute, ihre Eltern, war es nur ein weiterer Schicksalsschlag gewesen. Was sollten sie mit einer Taubstummen? Nur zu gern gestatteten sie, daß Eli mit ihr um die ganze Welt reiste, von einem Spezialisten zum anderen, von denen ihr jedoch keiner helfen konnte. Vielleicht freuten sie sich aber auch mehr über das Geld, mit dem er ihnen den Schicksalsschlag erleichtern wollte.
    Mara hatte keine Erinnerung an den Überfall, ja an überhaupt nichts vor dem Zeitpunkt, da Eli sich ihrer annahm. Mit der Zeit gelang es ihnen, sich miteinander zu verständigen, zum Teil durch Zeichensprache, hauptsächlich jedoch durch das Erraten der Gedanken des anderen. Eine Fähigkeit, die sich fast zur Telepathie entwickelte.
    Der Luftzug, der mit den Blättern seines Buches spielte, riß Eli aus seinen Erinnerungen. Er las weiter, befaßte sich mit den Lehren der Vamacharis, den Anhängern des Linken Pfads. Zu ihnen würden sicher auch die Priester Kalis gehören.
     
    Der junge Pflanzer, der für weitere drei Jahre zu seiner Teeplantage zurückkehrte, entdeckte die blonde Schönheit an der Reling. Zum erstenmal war sie
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