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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann
Autoren: Lecale ERrol
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der kunstvollen Bronzetür griff, die zu den Privatgemächern des Maharadschas führte.
    Saiva hatte demnach die Posten aus der Ferne durch Hypnose ausgeschaltet. Seine letzte Tat war vielleicht seine folgeschwerste gewesen.
    Er hatte die prinzliche Suite jeglichen Schutzes entblößt, und obgleich er nun tot war, lief sein Plan weiter präzise wie ein Uhrwerk ab.
    Eli hatte den Türknopf kaum berührt, als die gräßlichen Schreie aufklangen. Es war die Stimme einer Frau in Todesangst.
    Die Maharani, dachte Eli. O Gott, er hätte darauf vorbereitet sein müssen. Denn wer war ein geeigneteres Objekt für die Zwecke Saivas, als die Frau des Prinzen, den er seiner Macht entheben wollte?
    Der Blutfleck an der Tür bewies, daß der Tigermann durch sie in den Raum gedrungen war.
    Verzweifelt versuchte Eli am Knopf zu drehen und legte seine ganze Kraft dahinter, weil er natürlich annahm, daß sie versperrt sei, bis er feststellte, daß er in die verkehrte Richtung gedreht hatte und die Tür überhaupt nicht verschlossen war.
    Er riß sie weit auf und starrte auf ein Schauspiel, das er nie mehr vergessen würde.
    In dem großen Raum sah es aus wie nach einer Schlacht. Möbelstücke waren umgeworfen und teilweise zerschmettert, Bilder waren von den Wänden gerissen und am Boden zertrümmert worden, selbst die Teppiche waren verrutscht und wirr zusammengeschoben.
    Und neben dem Sessel des Maharadschas lagen zwei Gestalten ausgestreckt am Boden.
    Der Tigermann hatte der Maharani die Kleider vom Leib gerissen, und ihr schlanker wohlgeformter Körper wurde von dem seinen fast ganz bedeckt. Seine Klauen krallten sich um ihren Hals und drückten immer fester zu. Die grausige Fratze des Wertiers keuchte ihr den fauligen Atem ins Gesicht.
    Die Schreie der Frau erstickten langsam, gerade als Eli in den Raum stürzte. Die Krallen schnitten ihr ins Fleisch, nahmen der Frau jegliche Möglichkeit zum Atmen.
    Überall in dem so kostbar und geschmackvoll eingerichteten Raum klebte Blut. Das Blut aus den Wunden der Werbestie, und das der Maharani.
    Eli warf sich auf den zottigen Körper des Tigermanns, versuchte ihn von der immer schwächer werdenden Frau zu zerren. In seinem Gehirn tobten wirrdie Gedanken. Warum hatte Saiva die Bestie auf die Maharani gehetzt? Warum war das Wertier in die prinzlichen Gemächer geeilt?
    Nun war kaum noch Leben in den blutüberströmten Körpern der beiden.
    Es war fast vorbei.
    Doch wenn Hugo hier gewesen wäre, wenn er mit seiner Kraft den Tigermann von dem schwachen Frauenkörper gerissen hätte, wären sie dann noch zu retten gewesen? Aber Hugo, mit Mara über den Schultern, hatte noch nicht einmal die Tür erreicht.
    Und vielleicht wäre es ohnehin zu spät für eine Rettung der beiden gewesen.
    Plötzlich erschlaffte der Körper der Bestie. Er sackte seitlich von seinem Opfer auf dem Boden zusammen, die Arme ausgebreitet, reglos.
    Nun vermochte Eli die klaffende Wunde zu sehen, die Grants Kugel verursacht hatte. Sie war in den Rücken eingedrungen und durch den Bauch wieder ausgetreten. Die Wunde war so groß, daß eine Männerfaust sie nicht hätte bedecken können.
    Aber es drang kaum noch Blut aus ihr, nur noch vereinzelte Tropfen.
    Durch das Fenster glühte der immer stärker werdende Schein des brennenden Kali-Tempels und verlieh dem Raum ein gespenstisch flackerndes Rot, tanzte über den sterbenden Tigermann und über sein letztes Opfer.
    Die Maharani war tot, daran bestand kein Zweifel mehr. Die aufgerissene Kehle zeigte zu deutlich, daß kein Puls mehr schlug. Eli spürte brennende Tränen in seinen Augen, als er auf sie herabschaute.
    Wenn er nur ein wenig schneller gewesen wäre. Wenn er nur die Gedankengänge seines Gegners besser verstanden hätte…
    Aber er begriff es einfach nicht. Warum hatte Saiva die schreckliche Kreatur auf die Maharani gehetzt? Was hatte sie ihm denn getan? Was könnte sie ihm angetan haben?
    Er drückte der auf so entsetzliche Weise Getöteten die vor Grauen und Schmerz weit aufgerissenen starren Augen zu und kreuzte die zerkratzten Arme über ihrer Brust. Dann bedeckte er ihren blutüberströmten Körper mit den Fetzen des Saris, den die Bestie ihr vom Leib gerissen hatte.
    »Podgram – bei allen Heiligen – Podgram – so schauen Sie doch…«
    Eli wandte sich dem aufgeregten Grant zu.
    Der Tigermann begann sich zu verwandeln. Im Tod nahm er wieder seine menschliche Gestalt an.
    »Das ist völlig normal«, versicherte Eli dem entsetzten Jäger. »Nach dem Tod
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