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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)
Autoren: Michael J. Sullivan
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erkannte er, dass sie in hellem Sonnenschein an etwas hingen, das jetzt die Außenwand des Schlosses war. Der Turm war ein Trümmerhaufen im Wehrgraben siebzig Fuß unter ihnen. Die Leute, die das Geschehen verfolgt hatten, schrien und zeigten mit den Fingern herauf. »Das ist ja die Prinzessin!«, rief eine Stimme.
    »Könnt Ihr die Schwelle erreichen?«, fragte Royce.
    »Nein! Wenn ich’s versuche, stürze ich ab. Ich kann nicht –«
    Royce fühlte, wie sie wieder ein Stück tiefer rutschte, undversuchte, die Beine fester um sie zu schließen, obwohl ihm klar war, dass es nichts nützen würde.
    »O nein! Meine Finger – ich rutsche ab!«
    Die Last an Royces Arm, der durch den Türring gehakt war, kugelte ihm fast die Schulter aus. Seiner anderen Hand, die Aristas Kleid und Haar gepackt hielt, schwand allmählich die Kraft. Arista rutschte noch ein Stück tiefer; gleich würde er sie ganz verlieren. Royce fühlte ein Ziehen an seinem Arm. Die Tür öffnete sich, und eine kräftige Hand streckte sich heraus und ergriff Arista. »Ich habe Euch«, erklärte Hadrian der Prinzessin, als er sie hochhievte. Dann zog er die Tür ganz auf und damit Royce in den Gang.
    Sie lagen auf dem Boden, erschöpft und mit Steinbrockchen übersät. Royce rappelte sich auf und klopfte sich die Kleider ab. »Ich hatte gleich so ein komisches Gefühl, als ich das Schloss geknackt habe«, sagte er und zog seinen Dolch aus dem Türfutter.
    Hadrian stand auf der Schwelle und blickte in den blauen Himmel, der sich jetzt langsam wieder klärte. »Ich muss sagen, Royce, die bauliche Veränderung, die du da vorgenommen hast, ist nicht ohne.«
    »Wo ist der Zwerg?«, fragte Royce und sah sich um.
    »Den habe ich nicht gesehen.«
    »Und Braga? Du hast ihn doch nicht getötet?«
    »Nein, ich habe ihn in der Kapelle eingesperrt, aber wohl nicht für lange. Apropos, kann ich mir mal dein Schwert ausborgen? Du wirst es ja sowieso nicht benutzen.«
    Royce reichte ihm das kurze, einschneidige Schwert, das Teil seiner Verkleidung als Wachsoldat gewesen war. Hadrian nahm es, zog es aus der Scheide und wog es in der Hand. »Ich sage dir, diese Dinger sind fürchterlich. Sie sind schwer und haben die Balance eines besoffenen dreibeinigen Hundesbeim Pinkeln.« Er sah Arista an und setzte hinzu: »Oh, Verzeihung, Hoheit. Wie geht es Euch, Prinzessin?«
    Arista stand auf. »Jetzt schon viel besser.«
    »Nur für das Protokoll: wir sind jetzt quitt, oder?«, fragte Royce Arista. »Ihr habt uns aus dem Kerker befreit und vor einem schrecklichen Tod bewahrt, und jetzt haben wir Euch gerettet.«
    »Richtig«, stimmte sie zu, während sie sich den Staub vom zerrissenen Kleid klopfte. »Aber ich möchte doch erwähnen, dass dir die Rettung durch mich nicht halb so viel Todesverachtung abgefordert hat wie umgekehrt.« Sie fuhr sich mit der Hand durchs derangierte Haar. »Das war wirklich schmerzhaft, weißt du?«
    »Der Sturz wäre noch viel schmerzhafter gewesen.«
    Ein lautes Krachen hallte den Flur entlang.
    »Ich muss los«, erklärte Hadrian den anderen beiden. »Seine Hoheit sind frei.«
    »Sei vorsichtig«, rief ihm Arista nach. »Er ist ein berühmter Schwertkämpfer!«
    »Das habe ich jetzt wirklich schon oft genug gehört«, brummelte Hadrian im Loslaufen. Er war noch nicht weit, als Braga um die Ecke kam.
    »Ihr habt sie also herausgeholt!«, blaffte Braga. »Dann muss ich sie jetzt eben selbst töten.«
    »Dazu müsst Ihr aber an mir vorbeikommen«, erklärte ihm Hadrian.
    »Das wird kein Problem sein.«
    Mit wütenden Schwerthieben ging der Großherzog auf Hadrian los. Er hämmerte regelrecht mit der Klinge auf ihn ein. Hadrian mühte sich, die durch die Luft pfeifenden Hiebe zu parieren. In Bragas rotem Gesicht stand blanker Hass.
    »Braga!«, rief Alric vom anderen Ende des Flurs aus.
    Der Großherzog fuhr keuchend herum.
    ***
    Hadrian sah den Prinzen am anderen Ende des Gangs stehen. Er trug eine Rüstung und einen blutbespritzten weißen Wappenrock, und seine Hand lag am Heft seines Schwerts. Neben ihm standen die Pickerings und Baron Ecton; alle fünf Männer sahen grimmig drein.
    »Leg die Waffe nieder«, befahl der Prinz mit kräftiger Stimme. »Es ist aus. Das hier ist mein Königreich!«
    »Du miese kleine Kreatur!«, schleuderte Braga dem Prinzen entgegen. Er ließ von Hadrian ab und ging jetzt auf Alric zu. Hadrian folgte ihm nicht, sondern gesellte sich zu Royce und Arista, um den Fortgang des Geschehens zu beobachten.
    »Glaubst du, ich
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