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Der teuflische Lord (German Edition)

Der teuflische Lord (German Edition)

Titel: Der teuflische Lord (German Edition)
Autoren: Natascha Artmann
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Tür zu klopfen, nur weil sich ein anderer dort bereits niedergelassen hatte. Schließlich war das hier immer noch sein Zufluchtsort, seine Jagdhütte, die auf seinem Grund und Boden stand. Er war darauf vorbereitet, seinen Anspruch auf diesen Ort deutlich zu machen. Worauf er jedoch nicht vorbereitet war, war der Anblick, der sich ihm beim Eintritt in die Hütte bot. Oder zumindest dann bot, nachdem sich seine Augen daran gewöhnt hatten, den beißenden Rauch zu durchdringen.
    Ein ansehnlicher Haufen Holzscheite im Kamin verbreitete in der ganzen Hütte nur Qualm und zeigte keine Anstalten, sich zu einem wärmenden Feuer zu entwickeln. Das Wesen, das für diesen stümperhaften Versuch, ein Feuer zu machen, verantwortlich war, drückte sich ängstlich in die Ecke, die am weitesten von der Eingangstür entfernt lag. Allerdings war sie nicht ängstlich genug gewesen, sich nicht zu bewaffnen, obwohl das schmale Holzscheit, das sie in ihren kleinen Händen hielt, für Nikolas nicht wirklich eine Bedrohung darstellte.
    Dass die junge Frau nicht nur aus Angst zitterte verrieten schon ihre bläulich verfärbten Lippen. Die Kälte in der Hütte konnte es nämlich mit den Temperaturverhältnissen draußen durchaus aufnehmen. Der Versuch, ein Feuer zu entzünden, um Wärme zu schaffen, hatte nicht einmal ansatzweise Erfolg gehabt.
    Nikolas beachtete das verschreckte Wesen in der Ecke nicht weiter, sondern kümmerte sich erst einmal um die vorrangige Aufgabe, die Hütte mit einer funktionierenden Wärmequelle in einen Ort zu verwandeln, der wirklich Schutz vor der Kälte bot. Danach wollte er sich um den kleinen Angsthasen in der Ecke kümmern und deutlich machen, dass sein Abendessen normalerweise nicht aus kleinen verschreckten Wesen bestand.
    Wortlos warf er die Tür hinter sich zu, auch wenn dadurch der Rauch in der Hütte erst einmal noch dichter wurde. Er kniete sich vor die qualmenden Holzscheite, die im Kamin bisher noch nicht ihre Aufgabe erfüllten, und brachte den Versuch, ein Feuer zu entfachen zu einem guten Ende. Zum Glück konnte er die Sache mit wenigen Handgriffen retten, sodass die ersten Feuerzungen schnell an den Holzstücken leckten. Ohne der Maid in der Ecke einen Blick zu gönnen, versuchte er sie von seiner Harmlosigkeit zu überzeugen.
    „Bringt dieses Stück Holz her und werft es ins Feuer!“, forderte Nikolas sie auf. „Ich denke, es wird Euch in seinem jetzigen Zustand nicht besonders wärmen, Schwester.“
    Melisande zuckte zusammen. Sie hatte fasziniert auf die langsam emporlodernden Flammen geblickt, deren rotes Flackern sie allein vom Anblick her schon wärmte. So hatte sie auch kurzzeitig ihre Furcht vor dem Fremden vergessen, doch seine Worte riefen dieses Gefühl sofort wieder zurück. Allerdings musste sie ihm auch recht geben. Das Stück Holz in ihren Händen würde in seinem jetzigen Zustand keine Wärme verbreiten. Und ihr Platz in der hintersten Ecke der Hütte war auch nicht gerade dazu geeignet, sich an den ersten kleinen Flammen zu erfreuen.
    Dabei war sie so erleichtert gewesen, als sie die Hütte entdeckt hatte. Die Aussicht, ins Warme zu kommen, hatte sie kurz vergessen lassen, wie sehr sie fror, und dass dieser Zustand nicht einmal ihr größtes Problem war. Selbst mit einem Feuer würde sie immer noch nicht wissen, wie sie aus dem Wald heraus und zum Kloster kommen sollte.
    Dass sie daran scheitern würde, mit ihren kalten Händen ein einfaches Feuer zu entzünden, hatte sie all ihren Mut verlieren lassen. Aber richtig Angst hatte sie erst bekommen, als sie dann auch noch bemerkte, dass sich jemand in der Nähe herumtrieb. Die Vermutung, ihre Häscher hätten sie gefunden, hatte sich mit der Panik erzeugenden Vorstellung abgewechselt, dass sie ein Opfer marodierender Gesetzloser werden könnte.
    Jedes dieser Bilder hatte seinen eigenen Schrecken und versetzte Melisande in Aufruhr. Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie diesen jungen Mann unangekündigt in die Hütte eindringen sah. Was daran lag, dass sie nicht einschätzen konnte, welcher der beiden Gruppen sie ihn zuordnen sollte.
    War er nun einer der Leute ihres Oheims, der sie suchen sollten, oder ein Marodeur? Für einen Ritter oder Soldaten war er jedenfalls nicht passend gekleidet, das hatte sie schnell erkannt. Das Lederwams und der grünbraune Umhang deuteten eher auf einen Jäger hin. Marodeure stellte sich das Mädchen schlampiger, ungepflegter und auch älter vor. Sie hoffte, dass sie mit ihrer Annahme
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