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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada
Autoren: Lauren Weisberger
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ihr gar nicht gehörte. Sie warfen mir die Schlüssel zu und lachten bloß, als ich sie bat, mir den Wagen aus der Garage zu setzen, weil ich mir nicht sicher war, ob ich überhaupt den Rückwärtsgang finden würde. Nach einer geschlagenen halben Stunde hatte ich zwar schon sage und schreibe zehn Straßenblocks geschafft, wusste aber immer noch nicht, wo oder wie ich wenden sollte, um endlich in die richtige Richtung fahren zu können, zu der Privatgarage, deren Koordinaten mir Mirandas Haushälterin verraten hatte. Die Chancen, heil dort anzukommen, ohne mir selbst, dem Porsche, einem Radfahrer, Fußgänger oder anderen Fahrzeug etwas anzutun, standen bei null. Und Mirandas Anruf trug nicht gerade dazu bei, meine Nerven zu beruhigen.

    Wieder startete ich einen Rundumschlag mit dem Handy. Diesmal antwortete das Kindermädchen, und mir fiel ein Stein vom Herzen.
    »Tag, Cara. Ich bin’s.«
    »Hallo, was gibt’s? Bist du unterwegs? Es ist so laut.«
    »Gut geraten. Ich musste Mirandas Porsche aus der Werkstatt holen. Leider hat der verfluchte Wagen eine Gangschaltung, und schalten ist nicht gerade meine starke Seite. Und jetzt hat Miranda auch noch angerufen, und will, dass ich eine Madelaine abhole und in die Wohnung bringe. Wer ist diese Madelaine, und wo könnte sie stecken?«
    Cara kriegte sich gar nicht wieder ein vor Lachen. »Madelaine ist ihre französische Bulldogge, und sie ist beim Tierarzt. Sie wurde heute sterilisiert. Eigentlich sollte ich sie nach Hause bringen, aber jetzt muss ich stattdessen die Zwillinge früher aus der Schule holen, damit sie alle in die Hamptons fahren können.«
    »Das muss ein Witz sein. Ich soll mit diesem Porsche einen Köter abholen? Ohne einen Unfall zu bauen? Unmöglich.«
    »Sie ist in der East Side Tierklinik, in der 52. Straße. Tut mir Leid, Andy, ich muss jetzt los, die Mädchen abholen. Aber ruf mich ruhig an, wenn ich noch etwas für dich tun kann.«
    Kurz bevor ich endlich in die 52. einbog, war ich mit den Nerven fix und fertig und mit meiner Konzentration total am Ende. Schlimmer kann es nicht mehr kommen , dachte ich, als schon wieder ein Taxi bis auf zwei Zentimeter auf den Porsche auffuhr. Eine Schramme, ein Kratzer, und ich war mindestens meinen Job los, wenn nicht mein Leben. Darauf konnte ich Gift nehmen. Da nicht im Traum daran zu denken war, am helllichten Tag eine Parklücke zu finden – oder auch nur ein freies Plätzchen im Halteverbot -, rief ich in der Klinik an und bat, mir den Hund nach draußen zu bringen. Auf den letzten Metern kam prompt der nächste Kontrollanruf von Miranda, die wissen wollte, warum ich immer noch nicht wieder im Büro war. Wenigstens
brauchte ich nicht lange zu warten. Ich hatte kaum angehalten, da erschien auch schon eine nette Frau mit einem winselnden, schnüffelnden Welpen auf dem Arm. Die Frau zeigte mir Madelaines Naht und riet mir, sehr, sehr vorsichtig zu fahren, da der Hund Schmerzen habe. Aber sicher, Lady. Ich fahre sehr, sehr vorsichtig, um meinen Job und möglicherweise nebenbei noch mein Leben zu retten. Wenn der Hund auch etwas davon hat, soll es mir recht sein.
    Nachdem sich Madelaine auf dem Beifahrersitz zusammengerollt und ich mir eine Zigarette angesteckt hatte, rubbelte ich mir erst mal die eiskalten Füße warm, um Kupplungs- und Bremspedal überhaupt fühlen zu können. Kupplung treten, Gas geben, schalten, betete ich mir vor, während ich versuchte, die arme Madelaine zu ignorieren, die jedes Mal laut aufjaulte, wenn ich Gas gab. Wenn sie nicht jaulte, winselte oder schnaufte sie und wurde zu allem Überfluss immer hysterischer. Ich wollte sie trösten, aber sie spürte, dass ich es nicht ernst meinte. Außerdem hatte ich keine Hand frei, um sie zu streicheln oder ihr einen aufmunternden Klaps zu geben. Dafür also hatte ich vier Jahre meines Lebens mit der Analyse und Interpretation von Romanen, Theaterstücken, Kurzgeschichten und Gedichten verplempert – um einen kleinen, weißen, schlappohrigen Hund zu trösten, während ich mein Möglichstes tat, den wahnsinnsteuren Luxusschlitten meiner Arbeitgeberin nicht zu Schrott zu fahren. Tolles Leben. Genau das, was ich mir immer erträumt hatte.
    Wider Erwarten gelang es mir, den Wagen ohne weitere Zwischenfälle in die Garage zu fahren und den Hund bei Mirandas Portier abzuliefern. Aber meine Hände zitterten immer noch, als ich endlich in die Limousine stieg, die mir kreuz und quer durch die ganze Stadt gefolgt war. Der Fahrer sah mich mitfühlend an
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