Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada
Autoren: Lauren Weisberger
Vom Netzwerk:
unverwechselbaren Namen der Zeitschriften, die jedes Kind in Amerika kannte, aber niemals unter einem einzigen Hochhausdach vermutet hätte. Dicke, undurchsichtige Glastüren schützten die Redaktionen vor unwillkommenen Besuchern.
    Obwohl ich selbst bis dahin höchstens ein paar Mal als Eisverkäuferin gejobbt hatte, wusste ich doch von meinen Studienfreunden,
die nun seit einigen Monaten im Berufsleben standen, dass die Welt der Arbeit so nicht aussah, nirgends. Keine Spur von grellen Neonlampen oder von extrastrapazierfähigen Teppichböden. Wo sich unscheinbare Sekretärinnen hinter zerschrammten Schreibtischen hätten verschanzen müssen, thronten hier makellose Schönheiten mit markanten Wangenknochen hinter edlen Empfangstheken. Bürobedarf war ein Begriff, der nicht existierte! Terminplaner, Papierkörbe, Akten? Gab es nicht. Von Etage zu Etage wuchs mein Staunen über diese wei ße Perfektion. Ich nahm nichts anderes um mich herum wahr, bis schließlich im sechsten Stock eine giftige Stimme an mein Ohr und zu mir durchdrang.
    »Sie ist einfach unerträglich! So eine Zicke. Ich halte sie nicht mehr aus. Wer macht denn so was? Wer kommt denn bloß auf so eine Idee?«, zischelte vor mir eine schicke Mittzwanzigerin, die mit ihrem Schlangenlederrock und dem mikroskopisch kleinen Tank-Top besser in eine Disco als in ein Büro gepasst hätte.
    »Wem sagst du das? Was meinst du, was ich mir in den letzten sechs Monaten alles gefallen lassen musste? Diese Megazicke. Und einen fürchterlichen Geschmack hat sie auch noch«, pflichtete ihre Freundin ihr bei und schüttelte dazu ihre fantastisch geschnittene Mähne.
    Dann war ich endlich oben, und der Fahrstuhl gab mich frei. Interessant , dachte ich. Verglichen mit dem durchschnittlichen Tag einer durchschnittlichen College-Studentin war das Prädikat »interessant« allerdings wohl etwas zu kurz gegriffen. Stimulierend? Na, so weit wollte ich dann doch nicht gehen. Friedlich, freundlich, fürsorglich? Kaum. Befriedigend, motivierend? Total daneben. Wer aber das Hippe, Schicke, Schlanke, Coole, Trendige, Gestylte und Angesagte suchte, für den war Elias-Clark das Paradies.
    Der elegante Schmuck und das perfekte Make-up der Empfangsdame trugen nicht gerade dazu bei, meine zunehmenden
Minderwertigkeitsgefühle zu lindern. Sie bot mir einen Platz an und sagte, ich dürfe gern »einen Blick in einige unserer Publikationen werfen«. Stattdessen versuchte ich verzweifelt, mir auf die Schnelle die Herausgeber möglichst vieler Zeitschriften des Verlagshauses einzuprägen – als ob man mich danach ausfragen würde. Ha! Stephen Alexander von Reaction kannte ich sowieso, und Tanner Michel von The Buzz konnte ich mir leicht merken. Und da dies sowieso die beiden einzigen interessanten Erzeugnisse des Verlags waren, fühlte ich mich relativ gut gewappnet.
    Eine grazile Frau, die sich als Sharon vorstellte, holte mich ab. »Sie möchten also bei der Zeitung anfangen?«, fragte sie, während sie mich an einigen identisch aussehenden Elfenwesen vorbei in ihr karges, kaltes Büro führte. »Ganz schön schwierig, wenn man direkt vom College kommt. Da rangeln jede Menge Leute um eine Hand voll Jobs. Außerdem sind die wenigen offenen Stellen auch nicht gerade besonders gut bezahlt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Ich sah an meinem billigen, zusammengestoppelten Anzug und den völlig unpassenden Schuhen hinunter und fragte mich, warum ich überhaupt zu dem Vorstellungsgespräch angetreten war. Es war wohl am gescheitesten, wenn ich mich mit einem ausreichenden Vorrat an Chips und Zigaretten eindeckte und mich für die nächsten 14 Tage erst mal wieder auf Lilys Couch verkroch. Ich war so vertieft in diese düsteren Zukunftsaussichten, dass ich kaum mitbekam, wie sie sagte: »Aber ich kann Ihnen etwas verraten. Ihnen bietet sich eine grandiose Gelegenheit. Allerdings müssen Sie sofort zugreifen, sonst ist sie weg.«
    Hmm. Plötzlich gingen alle Warnlichter bei mir an. Eine Gelegenheit? Und noch dazu eine grandiose?? Mein Gehirn arbeitete fieberhaft. Sie wollte mir helfen? Sie mochte mich? Warum? Ich hatte doch noch keinen Pieps gesagt. Wie konnte sie mich da mögen? Und warum erinnerte sie mich auf einmal so verdächtig an einen Gebrauchtwagenhändler?

    »Können Sie mir sagen, wie die Herausgeberin von Runway heißt?«, fragte sie und sah mir zum ersten Mal in die Augen, seit ich in ihrem Büro Platz genommen hatte.
    Nichts. Watte im Kopf. Leere. Ich stand total auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher