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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit
Autoren: Christian Jacq
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das», empfahl Acha, während er dem Obersten Gesandten die Botschaft des Spions vorlegte.
    Was da stand, machte Ramses’ älteren Bruder hellwach.
    «Demnach haben die Hethiter ihren von Ägypten gebilligten Einflußbereich verlassen und sind in mehrere Dörfer in Mittelsyrien eingefallen…»
    «Die Meldung läßt keinen Zweifel zu.»
    «Wie es scheint, gibt es weder Tote noch Verwundete. Vielleicht soll Ägypten damit nur herausgefordert werden.»
    «Das wäre in der Tat nicht das erste Mal. Doch noch nie sind die Hethiter so weit vorgedrungen.»
    «Was schließt du daraus?»
    «Daß sie einen Angriff auf den Süden Syriens vorbereiten.»
    «Ist das Gewißheit oder nur eine Vermutung?»
    «Eine Vermutung.»
    «Kannst du dir Gewißheit verschaffen?»
    «In Anbetracht der Lage dürften die nächsten Meldungen in kurzen Zeitabständen eintreffen.»
    «Bewahren wir dennoch so lange wie möglich Stillschweigen.»
    «Damit gehen wir ein großes Wagnis ein.»
    «Dessen bin ich mir bewußt, Acha. Trotzdem müssen wir so verfahren. Wir hatten uns mit der Absicht getragen, Ramses dazu zu verleiten, daß er Fehler begeht, die ihm eine schwere Niederlage einbringen, doch nun sieht es so aus, als könnten die Hethiter ihren Tatendrang nicht zügeln. Also müssen wir die Kriegsvorbereitungen der ägyptischen Armee möglichst lange hinauszögern.»
    «Da bin ich mir nicht so sicher», wandte Acha ein.
    «Aus welchen Gründen?»
    «Einerseits würden wir damit nur einige Tage gewinnen, die bei weitem nicht ausreichten, um einen Gegenangriff zu verhindern, andererseits weiß mein Schreiber, daß mir eine wichtige Meldung zugegangen ist. Wenn ich sie dem König vorenthalte, errege ich seinen Argwohn.»
    «Dann nützt es uns also nichts, daß wir als erste davon in Kenntnis gesetzt wurden.»
    «Im Gegenteil, Chenar. Ramses hat mich zum Leiter der Geheimdienste ernannt, er vertraut mir. Mit anderen Worten: Er wird glauben, was ich ihm erzähle.»
    Chenar lächelte.
    «Ein überaus gewagtes Spiel. Heißt es nicht, Ramses könne Gedanken lesen?»
    «Die Gedanken eines Gesandten sind nicht zu durchschauen. Säume du hingegen nicht, ihn deine Besorgnis wissen zu lassen, sobald ich ihn zur Wachsamkeit gemahnt habe. Auf diese Weise erscheinst du aufrichtig und glaubwürdig.»
    Der Bruder des Königs ließ sich in einen Sessel fallen.
    «Deine Klugheit ist beängstigend, Acha.»
    «Ich kenne Ramses gut. Zu meinen, es mangele ihm an Scharfsinn, wäre ein unverzeihlicher Fehler.»
    «Einverstanden, wir befolgen deinen Plan.»
    «Damit bleibt nur noch eine wichtige Frage ungelöst: Was führen die Hethiter wirklich im Schilde?»
    Chenar wußte es. Doch er hielt es für besser, Acha die Quellen seiner Kenntnisse nicht zu enthüllen, denn im Laufe der weiteren Entwicklung mochte er sich vielleicht dazu genötigt sehen, ihn seinen hethitischen Freunden zu opfern.
     

SECHSUNDFÜNFZIG
     
     
    MOSES HETZTE HIERHIN und dahin, betrat öffentliche Bauwerke, unterzog Wände und Fenster einer eingehenden Prüfung, fuhr mit seinem Wagen durch ein Wohnviertel und trieb die Maler zur Eile an. Ihm blieben nur noch wenige Tage, bis das königliche Paar eintraf, um Pi-Ramses einzuweihen.
    Tausend Mängel sprangen ihm in die Augen, aber wie sollte er sie in so kurzer Zeit beheben? Die Ziegelmacher hatten sich damit einverstanden erklärt, anderen, mit Arbeit überlasteten Zünften zur Hand zu gehen. Auch im Eifer dieser letzten Tage vor dem großen Augenblick blieb Moses’ Beliebtheit ungebrochen. Seine Willenskraft übertrug sich auf die Männer und riß sie mit, dies um so mehr, als der Traum nun Wirklichkeit wurde.
    Trotz seiner Erschöpfung brachte Moses lange Abende im Kreise der hebräischen Brüder zu, hörte sich ihre Beschwerden und Hoffnungen an und scheute sich nicht mehr, als Anführer eines Volkes aufzutreten, das sich auf der Suche nach einem Leben im Einklang mit sich selbst befand. Was er zum Ausdruck brachte, erschreckte viele seiner Zuhörer, doch seine Ausstrahlung schlug sie in ihren Bann. Würde Moses, sobald das große Abenteuer von Pi-Ramses sein Ende gefunden hatte, den Hebräern einen neuen Weg eröffnen?
    Er war so müde, daß er nur noch unruhigen Schlaf fand, in dem ihm unablässig Ofirs Gesicht erschien. Der Anhänger Atons schätzte die Lage richtig ein. Am Scheideweg angelangt, würden Reden allein nicht ausreichen, es mußte gehandelt werden, und aus solchem Handeln erwuchs oft Gewalt.
    Moses hatte die Aufgabe erfüllt, mit
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