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Der Tag wird kommen

Der Tag wird kommen

Titel: Der Tag wird kommen
Autoren: Nina Vogt- stli
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ihn?
    Hans Petter:
    Magst du Andreas?
    Fera:
    Ich weiß eigentlich gar nicht, wer Andreas ist. Ich habe nur gehört, dass ihr euch kennt.
    Hans Petter:
    Gehört? Von wem?
    Fera:
    Habe ich vergessen. Geht er nicht in deine Klasse?
    Hans Petter:
    Er ist in meiner Klasse, ja. Woher weißt du das?
    Fera:
    Ich wusste das nicht, ich hatte nur so den Eindruck.
    Hans Petter:
    Du musst mir sagen, woher du Andreas kennst. Und warum du über ihn reden willst.
    Hans Petter:
    Jetzt kneif nicht!
    Fera hat sich ausgeloggt.
    Das ist ja verschärft. Woher kennt sie Andreas? Hat sie alles missverstanden? Hat sie gedacht, ich bin ein Freund von ihm? Wollte sie ihn durch mich kennenlernen? Dann hätte sie sich ja den völlig Falschen ausgesucht. Sie hat gesagt, sie mag mich. Aber das hat sie wohl nur gesagt, um mir zu schmeicheln.
    Nicht, dass Andreas der Held bei den Frauen wäre … Ich glaube nicht, dass die Mädchen ihn mögen. Sie lachen über seine Witze. Laut und schrill. Aber obwohl sich Mädchen nach gängiger Meinung von Bad Boys angezogen fühlen, habe ich noch nie gesehen, dass Andreas mit einer Händchen gehalten oder rumgeknutscht hätte.
    Letztes Jahr hat er Katharina mit den dicken Hupen zu Boden geworfen, sich auf sie gesetzt und die Hände unter ihren Pullover gesteckt. Es kommt immer wieder vor, dass er und seine treuesten Kumpel ein oder zwei Mädchen in die Zange nehmen und sie befummeln, wo sie nur können. Das macht ihn nicht gerade beliebter.
    Also, warum interessiert sich Fera für ihn?

Den Schulhof zu überqueren, ist immer gefährlich. Aber wenn man zum Beispiel rüber in die Bibliothek will, um dort in der großen Pause Schutz zu suchen, muss man das Risiko eingehen. Ich wähle den kürzesten Weg, quer durch das dichteste Gewühl. Versuche, mich schnell zwischen den Cliquen durchzuschlängeln, ohne aufzufallen.
    Ich bin mittlerweile ein bisschen paranoid. Wenn irgendwo gelacht wird, versuche ich herauszufinden, ob sie über mich lachen. Falls Andreas oder sonst jemand aus der Schule Fera ist, werden sie sicher alles geben, um was aus der Geschichte zu machen.
    »Ey, Hansen! Wo willst du denn so schnell hin?«
    Ich stoße beinahe mit Sofus zusammen. Er versperrt mir den Weg. Es ist offensichtlich, dass er Andreas nachmacht, blockt mich genauso ab, wie Andreas es in der Schultür getan hat. Ich bleibe stehen. Sehe zu Boden. Am besten, ich warte, bis er sich abgekühlt hat. Er wird mich nicht schlagen, der Typ ist er nicht. Er will nur Andreas imponieren, der an der Wand hinter den Mädchen lehnt.
    »Hast du es eilig?«, fragt Sofus scheinheilig.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Es hat noch nicht geklingelt, das weißt du doch?«
    Ich nicke. Und dann habe ich es auf einmal so satt, auf die Erde zu sehen. Es kotzt mich an, auf Sofus’ ausgelatschte Schuhe zu starren, also hebe ich den Kopf und schaue ihm in die Augen. Ich versuche, ein gelangweiltes Gesicht zu machen, und ich seufze.
    »Steh ich etwa im Weg? Willst du durch?«
    »Er hat bestimmt ein Date«, brummt Andreas aus dem Hintergrund.
    Die Mädchen kichern. Denn es ist ja ganz ausgeschlossen, dass ich mich mit jemandem treffe, schon gar nicht mit einem Mädchen.
    »Hast du, Hansilein? Wartet da eine kleine Nerdy-Maus hinter der Ecke auf dich? Oder hast du was mit einer Lehrerin? Bist du ein Mutti-Checker? Stehst du auf alte Weiber?«
    Die Mädchen gackern begeistert. Oh, wie lustig! Oh, was Sofus immer einfällt! Sie schütteln sich aus vor Lachen, und ich sehe, wie Sofus in ihrem Gelächter badet, er fühlt sich sauwohl. Das hier kann dauern, und ich weiß nicht, ob ich es aushalte, einfach so dazustehen und einzustecken. Mir wird immer heißer.
    »Sag schon, wer ist es? Wen willst du auf dem Klo poppen, Hans Petter?«
    Das Gelächter wird lauter, mehr Leute sind hinzugekommen und ich kann nicht mehr. Ich schubse Sofus beiseite, obwohl ich weiß, dass ich es besser nicht tun sollte. Mir ist klar, dass er das nicht auf sich sitzen lassen kann, vor Andreas und all den kichernden Mädchen. Er packt meinen Arm und dreht ihn mir auf den Rücken, nimmt mich in den Schwitzkasten. Er ist nicht stark, ich könnte mich wohl befreien, aber ich weiß nicht, was ich danach tun soll. Er hält mich fest und kommt sich jetzt bestimmt knallhart vor. Er sagt mir was ins Ohr.
    »Nimm dich bloß in Acht, Hans Petter.«
    Er wartet ab. Als würde er mir die Chance geben, darauf zu reagieren, aber es ist ja nur eine Kunstpause, damit die Mädchen auch genug Zeit haben, ihn in der
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