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Der Tag der Traeume

Der Tag der Traeume

Titel: Der Tag der Traeume
Autoren: Carly Phillips
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überzeugen, dass sie wieder frei atmen können würde, wenn sie die Zeremonie endlich hinter sich hatte. Aber sie wusste, dass sie sich selbst etwas vormachte.
    Es war die bevorstehende Hochzeit gewesen, die sie fast erstickt hätte. Sowie Brian und sie im beiderseitigen Einvernehmen ihre Verlobung gelöst hatten, kam ihr die Luft wieder klar und frisch vor, und sie konnte tief durchatmen. Sie schüttelte den Gedanken ab und sah den Polizisten an, der noch immer auf eine Antwort wartete.
    Sie brauchte ihrem widerwilligen Retter ja keine langwierigen Erklärungen zu liefern, aber er sollte wenigstens erfahren, wie sie in ihre momentane Lage gekommen war. »Mein Verlobter und ich haben uns in aller Freundschaft getrennt.« Bewusst beschränkte sie sich auf die positiven Aspekte dieses Morgens und hoffte, er würde verstehen, dass sie nicht der Typ Frau war, der einen Mann einfach sitzen ließ oder ein Versprechen brach.
    »Natürlich.« Er fuhr mit der Hand durch sein dunkelbraunes Haar.
    Die langen Strähnen, die ihm dabei ins Gesicht fielen, ließen ihn anziehender erscheinen, als für Kendalls Seelenfrieden gut war.
    »Und warum dann die Tränen?«, bohrte er weiter.
    Sie wischte die Feuchtigkeit weg, die ihren Blick verschleierte. »Die Sonne hat mich geblendet.«
    »So?« Er betrachtete sie aus schmalen Augen. »Und wo kommen dann die angetrockneten Make-up-Flecken her?«
    Scharfe Beobachtungsgabe, intelligent und attraktiv. Eine seltene Kombination, dachte Kendall. Ein Mann, der hinter die Fassade blicken konnte. Sie fröstelte plötzlich trotz der Hitze.
    Dann seufzte sie ergeben. »Okay, Sie haben mich erwischt. Ich passe perfekt in das stereotype Frauenschema, ich hatte nämlich vor einiger Zeit einen regelrechten Heulkrampf.« Sie wusste immer noch nicht, ob der Tränenstrom eine verspätete Reaktion auf den Tod ihrer Tante gewesen war oder einfach die Folge purer Erleichterung darüber, dass sie dem Ehegefängnis entkommen war. Vielleicht beides. Wie auch immer, sie war jedenfalls kurzerhand in ihr Auto gesprungen und losgefahren. »Ich fürchte, ich bin ziemlich impulsiv.« Sie lachte.
    Er nicht.
    Kendall wusste, dass sie sich besser etwas Zeit gelassen hätte, um zur Ruhe zu kommen und dann wie geplant in Richtung Westen aufzubrechen. Ihr Traumziel hieß Sedona, Arizona, wo sie hoffte, ihr Geschick im Entwerfen und Anfertigen von Schmuck zu verfeinern. Aber der Kummer über den Tod ihrer Tante hatte sie zunächst nach Yorkshire Falls getrieben, zum alten Haus der Tante und den damit verbundenen Erinnerungen. Sicher, sie konnte das Grundstück verkaufen, das war in ihrer Lage ein Pluspunkt, änderte aber nichts daran, dass sie trotzdem besser nach Hause gefahren wäre und sich wenigstens umgezogen hätte, ehe sie sich auf den Weg gemacht hatte.
    Als der Officer neben ihr beharrlich schwieg, schaltete Kendalls Mundwerk noch einen Gang höher. Sie war so nervös, dass sie blindlings drauflos plapperte, während er sie stumm musterte. »Meine Tante sagte immer, impulsive Handlungen würden einen nicht weiter bringen als bis zur nächsten Bushaltestelle. Prophetische Worte, finden Sie nicht?« Sie überdachte kurz ihre Situation – ihr Auto verweigerte den Dienst, sie trug ein Brautkleid, hatte keine anderen Sachen dabei als die, die für ihre Flitterwochen gedacht waren, hatte kaum Geld in der Tasche und war auf dem Weg zum Haus ihrer verstorbenen Tante.
    »Ihre Tante scheint eine kluge Frau zu sein«, bemerkte er endlich.
    »Das ist sie. Ich meine, das war sie.« Kendall schluckte, weil sie einen Kloß in ihrer Kehle spürte. Tante Crystal war vor einigen Wochen in dem Pflegeheim gestorben, in dem Kendall sie untergebracht hatte. Um es bezahlen zu können hatte sie fast ihre Freiheit aufgeben müssen. Aber sie hatte es gerne getan, obwohl die Tante sie nie darum gebeten hätte. Es gab nur zwei Menschen auf der Welt, für die Kendall zu jedem Opfer bereit war – ihre Tante und ihre vierzehnjährige Schwester. Im Laufe der Jahre hatte sich die Abneigung, die Kendall diesem Nachkömmling entgegengebracht hatte, allmählich in Liebe verwandelt. Sowie sie Crystals Angelegenheiten geregelt und das Haus verkauft hatte, würde sie Hannah in ihrem Internat besuchen, ehe sie nach Westen weiterzog.
    Der Cop betrachtete sie immer noch mit offenkundigem Misstrauen. Feine Linien umrahmten seine haselnussbraunen Augen, denen das Sonnenlicht einen goldenen Schimmer verlieh.
    »So.« Er trat einen Schritt näher. »Und
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