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Der Tag der Traeume

Der Tag der Traeume

Titel: Der Tag der Traeume
Autoren: Carly Phillips
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gesetzt hatte. Hier hatte sie auch den kindlichen Traum genährt, für immer bei der Tante wohnen zu können, die sie über alles liebte.
    Aber wie an allen anderen Orten, wo sie zuvor untergekommen war, war auch ihr Aufenthalt in Crystals Haus nur von begrenzter Dauer. Und nachdem sich ihre Tante aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit gezwungen gesehen hatte, Kendall fortzugeben, hatte diese gelernt, sich weder auf Hoffnungen und Träume noch auf andere Menschen zu verlassen. Doch wenn sie diese Lektion gründlich gelernt hatte, warum fühlte sich ihre Kehle dann wie zugeschnürt an, als sie das verfallene Gemäuer nun aus der Nähe und mit den Augen einer Erwachsenen betrachtete? Sie konnte einen enttäuschten Seufzer nicht unterdrücken.
    Rick legte den Parkgang ein und drehte sich zu ihr um. Ein muskulöser Arm ruhte auf der Rückenlehne des Beifahrersitzes. »Der Zahn der Zeit hat ein bisschen daran genagt.«
    »Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts.« Kendall rang sich ein Lächeln ab. Wozu sollte sie den Mann mit ihre Problemen belasten? Er hatte schon genug für sie getan. »Tante Crystal erzählte mir, sie hätte das Haus vermietet. Und da sie mich während der ganzen Zeit, wo sie im Pflegeheim war, nie gebeten hat, mich um irgendetwas zu kümmern, auch nicht, wenn ich sie direkt gefragt habe, dachte ich immer, alles wäre in bester Ordnung. Sieht so aus, als hätte ich mich geirrt.«
    »Der erste Eindruck kann täuschen. Alles ist in Ordnung. Kommt nur auf den Standpunkt des Betrachters an.«
    Der trockene Humor, den er schon zuvor unter Beweis gestellt hatte, brach wieder durch. Sie musste lachen und stellte bei sich fest, dass sie ihn schon entschieden zu gern mochte.
    »Erwarten Pearl und Eldin dich?«, erkundigte er sich.
    »Die Mieter?« Sie nickte. »Ich habe sie von unterwegs aus angerufen und gesagt, ich würde in die Stadt kommen, mir aber ein Hotelzimmer nehmen. Aber sie bestanden darauf, dass ich hinten ins Gästehaus ziehe.« Sie fragte sich, ob das wohl in einem besseren Zustand war als das vor ihr liegende Haupthaus. »Eigentlich hatte ich gehofft, sie würden das Haus kaufen.« Da noch ein Haufen Rechnungen für die Pflege ihrer Tante ausstand, war Kendall darauf angewiesen, das Anwesen zum Marktwert oder einem Preis darüber zu verkaufen, aber keinesfalls darunter.
    Sie biss sich auf die Lippe. »Wenn wir uns schnell einig werden, könnte ich Ende der Woche wieder von hier verschwinden«, sagte sie mit einem Optimismus, den sie nicht empfand.
    Rick erwiderte nichts darauf.
    »Was ist los?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts. Bist du bereit, jetzt hineinzugehen?«
    Sie nickte, weil sie erkannte, dass sie versucht hatte, Zeit zu schinden. Bevor sie ihre Gedanken ordnen konnte, stand Rick schon neben ihrer Tür, um ihr aus dem Auto zu helfen. Sie biss die Zähne zusammen, ehe sie ihn berührte, dann legte sie ihre Hand in die seine. Augenblicklich schien die Luft zwischen ihnen stärker vor Spannung zu knistern als je zuvor. Sie konnte sich aus dem Bann nicht lösen und wollte es auch gar nicht. Er offenbar schon, denn er ließ sie so abrupt los, als habe er sich verbrannt, sodass sie ihr Kleid raffen und ohne Hilfe auf das Haus zugehen musste.
    Kendall stakste vorsichtig die Auffahrt hoch. Ihre hohen, spitzen Absätze verfingen sich immer wieder in den Ritzen des Asphalts, doch es gelang ihr, sich auf den Beinen zu halten – bis ihr Schuh beim letzten Schritt im von der Hitze aufgeweichten Teer versank, stecken blieb und sie der Länge nach zu Boden zu schlagen drohte.
    Sie schrie leise auf und schloss dann die Augen, um nicht mit ansehen zu müssen, was als Nächstes geschah.

Zweites Kapitel
    Was sagte man doch gleich über Frauen und hohe Absätze? Rick wusste es nicht genau, aber diese hier sah jedenfalls zum Anbeißen aus. Sogar in ihrem Brautkleid. Er beobachtete, wie sie die Auffahrt entlanghumpelte. Er hätte sie ja gerne gestützt, aber er hatte ihren Koffer in der Hand und überdies das untrügliche Gefühl, dass es für sie beide besser wäre, einen Sicherheitsabstand zu wahren – bis sie das Gleichgewicht verlor.
    Er konnte den Sturz nicht verhindern, aber er konnte den Aufprall abfangen. Also ließ er den Koffer fallen und hechtete vor, sodass sie statt auf dem harten Boden auf ihm landete, und gab einen gequälten Laut von sich, als sein Rücken schmerzhafte Bekanntschaft mit der Treppenstufe machte. Dann sog er zischend den Atem ein. Ihr zarter, erregender Duft
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