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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
Autoren: David Halperin
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müssen, ob dein Brief mich erreicht. Was du auch schreibst, was du auch sagst, was du auch denken magst – es wird seinen Weg immer zu mir finden, wenn du es möchtest. Und du musst dir keine Gedanken darum machen, ob ich real bin, wie deine Anspielung auf den Weihnachtsmann andeuten mag. Ich bin total real. Genau wie Rochelle. Das wusstest du schon immer.
    Mit anderen Worten: Ja, Virginia, es gibt einen Yehoshua Margaliot.
    Noch immer Sergeant der israelischen Armee, unversehrt von diesem schrecklichen Krieg, den wir gewonnen haben, worüber ich mich freue, und doch tut es mir furchtbar leid, dass er überhaupt stattgefunden hat. Es hätte nicht so weit kommen dürfen. An diesem Abend am Machtesch, als wir zusammen Bier getrunken und davon gesprochen haben, den Krebsfaden aus dem Geflecht der Zeit zu zupfen, hätte ich schwören können, dass nichts dergleichen geschehen würde. Doch der Machtesch ist jetzt leer. Nicht nur die Flugscheibe ist weg – du weißt es besser als jeder andere, denn du hast sie geflogen –, auch der Turm, auf dem sie saß, ist verschwunden. In rotem Nebel, genau wie er gekommen war. Der Machtesch ist nur noch irgendein Krater in der Wüste.
    Und wieder liegt ein Krieg hinter uns.
    Deine Freundin Sandra Gilbert hat recht. Kriege sind alle falsch. Sie bringen rein gar nichts, nur dass man – wenn man Glück hat – noch am Leben ist, wenn sie vorbei sind, was eine
echte, wenn auch zeitlich begrenzte Leistung ist. Ich war mit den Fallschirmjägern an der Mauer, als wir die Altstadt einnahmen, und ich habe die Betenden und Weinenden gesehen. Ich habe sogar ein bisschen mitgemacht, obwohl ich nie ein religiöser Mensch war. Aber – wie du sagst – natürlich bin ich auf den Bildern nirgendwo zu sehen. Ich war noch nie ein Mensch, der sich auf Fotos wiederfindet.
    Und – ja – Rochelle und ich sind wieder zusammen. (Obwohl ich deiner Frage nach unseren Schlafgewohnheiten diskret ausweichen möchte.) Wir sind uns an diesem wundervollen Tag nicht begegnet, als die Juden und Araber gemeinsam in den Straßen von Jerusalem tanzten. An diesem Tag war ich gar nicht in Jerusalem. Ich war zum Wachdienst in Nablus eingeteilt, in einer der jordanischen Städte, die wir erobert haben und jetzt besetzt halten müssen, und zwar länger, als uns lieb ist. Dort tanzt niemand in den Straßen.
    Wie Rochelle und ich uns gefunden haben … nun, dazu komme ich gleich. Erst muss ich dir Folgendes erzählen: Ich ziehe meinen Hut vor dir, weil du dich von deinem Vater und seiner nervigen Verlobten in diesem Sommer nicht hast herschicken lassen. Als du letztes Jahr herkamst, hattest du eine Mission, du hattest etwas vor, was nur du erreichen konntest. In diesem Sommer wärst du nur ein Tourist unter vielen gewesen, und ich hätte mich zwar sehr gefreut, dich zu sehen, aber wir hätten rein gar nichts gemein gehabt, bis auf die UFOs, an die du nicht mehr glaubst, auch wenn du davon noch gar nichts weißt und vermutlich auch noch lange Zeit nichts wissen wirst.
    Außerdem möchte ich sagen: Glückwunsch zu dem Kuss.
    Tu mir einen Gefallen.Wenn du aufs College gehst, vergiss nicht, Sandras Adresse mitzunehmen. Schreib ihr. Noch bevor du Rochelle schreibst, bevor du mir schreibst. Ja, ich weiß – sie
hat einen Freund, jemanden vom College. Aber in ein paar Tagen wirst du selbst auf dem College sein. Und Freunde bleiben nicht immer für ewig.
    Nur was wir in unseren Herzen tragen, bleibt.
     
    Eines Morgens vor etwa vier Wochen klingelte das Telefon in unserer Kaserne, und es war für mich. Ich glaube, es muss mehr oder weniger zu der Zeit gewesen sein, als du deinen Traum von den drei Männern hattest. Vergiss nicht – hier geht die Sonne früher auf als da, wo du bist. In Israel ist schon Morgen, während du in den Staaten noch im Land der Träume weilst.
    Es war Dr. Zeitlin vom Hadassah, der dein Baby behandelt hatte. Der es heilen konnte, was keinem anderen gelungen war. Er sagte: »Gehen Sie über die alte Grenze, die es nicht mehr gibt, baruch Haschem, Gott sei Dank. Suchen Sie Dr. Said Talibi«  – und er gab mir die Adresse von Talibis Praxis.
    Ich fragte: »Wozu? Soll ich ihm eine Nachricht überbringen?«
    »Keine Nachricht«, sagte er. »Gehen Sie einfach. Suchen Sie ihn.«
    Den Rest der Geschichte kannst du dir wahrscheinlich denken. Was glaubst du, wen ich in der Praxis des guten Doktors vorfand, als ich in die Salah-ed-Din-Straße in Ostjerusalem kam? Du weißt es schon. Du kannst es
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